- Libuše Moníková
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Libuše Moníková (* 30. August 1945 in Prag; † 12. Januar 1998 in Berlin) war eine tschechische, deutschsprachige Schriftstellerin.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Libuše Moníková wuchs in Prag auf. Von 1963 bis 1968 studierte sie an der dortigen Karls-Universität Anglistik und Germanistik. 1970 promovierte sie bei Eduard Goldstücker über den Coriolan im Vergleich bei Brecht und Shakespeare. Am 28. September 1970 heirateten Libuše Moníková und der deutsche Student Michael Herzog - sie hatte zeitweilig ein Besuchsvisum für die Bundesrepublik Deutschland. 1971 zog sie endgültig zu ihrem Mann nach Deutschland. Die Übersiedlung geschah auch aus politischen Gründen. In Deutschland arbeitete Moníková als Lehrbeauftragte an der Gesamthochschule Kassel und ab 1977 an der Universität Bremen. Von 1978 bis 1981 war sie als Referendarin und Lehrerin tätig. Seit 1981 lebte sie als freie Schriftstellerin in Berlin. Libuše Moníková starb nach einer Kopfoperation. Ihr Grab befindet sich auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg - wenige Schritte von den Gräbern der Brüder Grimm und der Frauenrechtlerin Minna Cauer entfernt.
Werk
Libuše Moníková begann erst während ihres Deutschlandaufenthalts in deutscher Sprache zu schreiben. Ihre u. a. von Franz Kafka, Jorge Luis Borges und Arno Schmidt beeinflussten, häufig phantastische und mythische Elemente einbeziehenden Werke sind von der Erinnerung an die Prager Jahre geprägt, von der Erfahrung der Niederschlagung des Prager Frühlings und des Exils, aus dem Moníková auch nach der Wende in Osteuropa nicht mehr in ihre Heimat zurückzukehren vermochte. Für die Autorin wurde die deutsche Sprache als fremde Sprache zu einem künstlerischen, auch ästhetischen Potenzial. Auf ihr Werk Eine Schädigung bezogen sagte sie:
- "Meiner Beschäftigung mit Kafka verdanke ich die Einsicht, daß Sprachmangel unter Umständen zur Stärke werden kann, zur Stärke des Ausdrucks, weil kein Wort selbstverständlich, in seiner Bedeutung gesichert erscheint, jedes ist neu, und die Verantwortung trägt der Autor, ich schreibe, indem ich mich in der Sprache durchtaste, manchmal an Bedeutungen heran, die bis zur Niederschrift unbewußt bleiben: diese Suche kommt ursprünglich aus der Fremdsprachlichkeit, heute weist sie mich als Autor aus." [1]
Mitgliedschaften
- Von 1991 bis 1996 Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland, aus dem Moníková aus Protest gegen die Vereinigung mit dem ostdeutschen PEN-Zentrum austrat.
- Seit 1993 ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt.
Auszeichnungen
- 1984: Ehrengabe des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie
- 1987: Alfred-Döblin-Preis für Die Fassade.
- 1989: Franz-Kafka-Literaturpreis
- 1991: Adelbert-von-Chamisso-Preis
- 1992: Berliner Literaturpreis
- 1992: Bremer Literaturpreis für "Treibeis"
- 1993: Vilenica-Literaturpreis
- 1994: Mainzer Stadtschreiber
- 1995: Roswitha-Medaille der Stadt Bad Gandersheim
- 1997: Arno-Schmidt-Stipendium
- 1997: Verleihung des Ordens des Weißen Löwen und der Masaryk-Medaille durch den tschechischen Präsident Václav Havel[2].
- 1997: Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland
Werke
Romane
- Eine Schädigung. Rotbuch, Berlin 1981.
- Pavane für eine verstorbene Infantin. Rotbuch, Berlin 1983.
- Die Fassade. Hanser, München 1987 ISBN 3-446-14884-1
- Schloß, Aleph, Wunschtorte. Hanser, München 1990.
- Treibeis. Hanser, München 1992.
- Prager Fenster. Hanser, München 1994.
- Verklärte Nacht. Hanser, München Wien 1996.
- Der Taumel. Fragment. Mit einem Nachwort von Michael Krüger. Hanser, München Wien, 2000. - Teilw. Vorabdruck: Jakub Brandl. in: Akzente (Zeitschrift) 1997, H. 6., S. 512 - 536
Theaterstücke
- Tetom und Tuba. Frankfurt am Main 1987
- Unter Menschenfressern. Dramatisches Menue in vier Gängen. Verlag der Autoren, Frankfurt am Main 1990 ISBN 978-3-88661-104-1
Sekundärliteratur
- Barbara Alms: Fremdheit als ästhetisches Prinzip. Zu den deutschsprachigen Romanen der Tschechin Libuše Moníková. In: Stint Nr. 6/1989, S. 138-151.
- Delf Schmidt und Michael Schwidtal (Hrsg.): Prag – Berlin: Libuše Moníková. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1999 (= Rowohlt Literaturmagazin 44). ISBN 3-498-03907-5
- Antje Mansbrügge: Autorkategorie und Gedächtnis, Würzburg: Königshausen und Neumann 2002. ISBN 978-3-8260-2256-2
- Alfrun Kliems: Im Stummland, Frankfurt am Main [u.a.]: Peter Lang 2003. ISBN 978-3-631-39983-5
- Patricia Broser u. Dana Pfeiferová (Hrsg.): Hinter der Fassade: Libuše Moníková. Beiträge der Internationalen germanistischen Tagung Ceské Budejovice - Budweis 2003. Wien: Edition Praesens 2004 ISBN 3-7069-0259-1
- Brigid Haines und Lyn Marven (Hrsg.): Libuše Moníková in memoriam. Amsterdam/New York: Rodopi 2005. ISBN 978-90-420-1616-3
- Karin Windt: Beschädigung, Entschädigung – Überlieferung, Auslieferung. Körper, Räume und Geschichte im Werk von Libuše Moníková. Bielefeld: Aisthesis 2007. ISBN 978-3-89528-632-2
Einzelnachweise
- ↑ Zitiert nach Barbara Alms, siehe Literatur, S. 143.
- ↑ am 28. Oktober, dem Tag der Republikgründung
Weblinks
- Literatur von und über Libuše Moníková im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Nachruf von Friedrich Christian Delius: [1]
- Biografie bei FemBio von Almut Nitzsche: [2]
- Tagungsband 2003 - Rezension Karin Windt: [3]
Kategorien:- Autor
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