Antiquariatsbuchhandel

Antiquariatsbuchhandel
Das „Antiquariat am Burgplatz“ in Braunschweig ist das kleinste Antiquariat Deutschlands.
Das Antiquariat Solder in Münster

Ein Antiquariat ist ein auf alte und gebrauchte Bücher spezialisiertes Geschäft, in dem der Buchhändler Antiquar heißt. Seit etwa 10 Jahren gibt es in Deutschland auch in einigen Bücherdörfern Antiquariate.

Sie bieten neben Büchern andere alte Druckerzeugnisse an, wie Graphiken, Landkarten, Ansichtskarten, Zeitungen und Musikalien oder Handschriften, Autographen und Gemälde; allerdings keine alten Möbelstücke oder ähnliche Antiquitäten. Es gibt beispielsweise eigens spezialisierte Graphik-, Musik- oder Zeitungsantiquariate. Letztendlich veräußern Antiquariate alle Informations- und Bildträger, manchmal auch Tonträger (Schallplatten).

Unter dem Begriff Modernes Antiquariat wird der Verkauf verbilligter Bücher aus dem Handel oder aus Verlagsbeständen mit aufgehobenem Ladenpreis (Remittenden oder Mängelexemplare) sowie preisgünstiger Neuauflagen älterer Titel zusammengefasst: ein Marktsegment (Resteseller), das spezialisierte „Moderne Antiquariate“, Kaufhäuser oder der normale Buchhandel vertreiben - nicht schwerpunktmäßig die Antiquare. Dagegen können echte antiquarische Bücher je nach Nachfrage ein Vielfaches ihres Ausgabepreises einbringen. Zu den vorhandenen Antiquariatsmessen wie der in Stuttgart kam seit 2005 die vergleichsweise größte in einem abgegrenzten Areal einer Hallenetage auf der Frankfurter Buchmesse (gezeigt z. B. 2006 für 40.000 Euro de honesta voluptate et valetudine..., erstes gedrucktes Kochbuch, 1480).

Das größte Antiquariat der Welt – mit nach eigenen Angaben 18 Meilen (ca. 29 Kilometer) Regalgesamtlänge – soll Strand Books am New Yorker Broadway sein.

Inhaltsverzeichnis

Nutzung des Internets

Seit Mitte der 1990er Jahre gehen Antiquariate zunehmend dazu über, ihre Bücher über Internetmarktplätze zu verkaufen. Kunden besuchen die Ladengeschäfte seltener, deren Zahl damit verbunden auch in einem steten Rückgang begriffen ist, weil es im Internet die Möglichkeit zum Preisvergleich gibt und man dort meist auch bei seltenen Werken (Rara) oder Kleinauflagen schnell fündig wird, nach denen man in Ladengeschäften früher mühsam, zeitaufwändig und dennoch nicht selten erfolglos suchen musste. Plattformen wie Abebooks, antbo, das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher (ZVAB), Prolibri, Booklooker oder Antiquario präsentieren das Angebot von vielen Antiquaren gegen eine Fix- und/oder Verkaufsprovision, die 0 % bis ca. 15 % vom angezeigten Preis betragen kann. Die Online-Bestellung geht aus einem der vernetzten Verzeichnisse weltweit direkt an den oft kleinen Antiquar, wo das gefundene Stück verpackt und verschickt wird. Das ist bedeutsam, weil auch immer mehr Bücher mit großen Auflagen rasch vergriffen sind.

Ein Antiquariat in Frankfurt am Main

In Deutschland existieren geschätzt 1200 Antiquariate, von denen wohl 80 Prozent gegen Gebühr bei den verschiedenen Online-Plattformen anbieten; die Tendenz ist kontinuierlich steigend. Prolibri hat Standards festgelegt, auf die die teilnehmenden Händler verpflichtet werden. Dazu gehören insbesondere mehrjährige Erfahrung, detaillierte bibliographische Erfassung der angebotenen Titel mit Nennung aller eventuellen Mängel, schnelle Lieferung, faire Rückgabemöglichkeit für die Kunden sowie sachgerechte Verpackung. Andere – das ZVAB, Antiquario, Antbo – setzen einen Gewerbeschein als Teilnahmebedingung voraus; dagegen lassen die Online-Handelsriesen Ebay und Amazon.com oder Plattformen wie Abebooks und Booklooker auch Privatleute zu, was den Wettbewerb nach Einschätzung einiger Marktteilnehmer stark verzerrt (statistische Belege hierfür fehlen allerdings). [1]. Ein gewisses Intransparenz-Problem ist allerdings vorhanden und wird von Antiquaren sehr kritisch diskutiert.

Meta-Suchmaschinen ermöglichen die vergleichende Suche im Angebot vieler dieser Plattformen. Seit März 2008 gibt es eine Datenbank Auktionspreise Online (APO).

Statistik

Antiquariatskatalog von 1887 zum Verkauf der Bibliothek von Richard Lepsius nach dessen Tod.

Belastbare Wirtschaftsdaten über die Branche sind rar. Eine Umsatzerhebung der Arbeitsgemeinschaft Antiquariat im Börsenvereins des Deutschen Buchhandels verzeichnet für die Branche 2005 ein Umsatzminus von elf Prozent.

Nach einer 2007 veröffentlichten Studie des ZVAB haben klassische Antiquariate durchschnittlich 55% des Umsatzes online erzielt. Der Online-Anteil ist damit innerhalb eines Jahres deutlich angestiegen (Vorjahr 37%). 19% wurden über klassischen Versandhandel umgesetzt, 18% im Ladengeschäft und 9% über Messen und Märkte. Bereits 2004 waren 20% der Antiquariate ausschließlich im Internet tätig.[2]

Antiquaria-Preis

Die Stadt Ludwigsburg und der Verein Buchkultur e.V. verleihen jährlich den Antiquaria-Preis für „besondere Leistungen zur Förderung und Pflege der Buchkultur“. Er wird während der Antiquariatsmesse Ludwigsburg vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert.

2008 ging der Preis an Hans Ries, der sich mit der Illustrationsgeschichte des 19. Jahrhunderts beschäftigt hat und Werke Wilhelm Buschs herausgab. Der Preis 2009 wird dem Herausgeber Dietrich Eberhard Sattler und dem Verleger Karl Dietrich Wolff für eine umfangreiche Hölderin-Ausgabe verliehen.[3]

Fachzeitschrift

Im deutschsprachigen Raum führendes Fachorgan ist die in Frankfurt am Main erscheinende Zeitschrift Aus dem Antiquariat (besteht seit 1948; seit Anfang 2003 mit 6 Heften im Jahr), das auch an die Mitglieder der Maximilian-Gesellschaft verteilt wird.

Literatur

  • Bernhard Wendt und Gerhard Gruber: Der Antiquariatsbuchhandel. Eine Fachkunde für Antiquare und Büchersammler. Vierte, von Gerhard Gruber völlig neu bearbeitete Auflage. Stuttgart, Hauswedell & Co., 2003. IX, 227 S. Gebunden. ISBN 3-7762-0503-2
  • Björn Biester: (Artikel) Antiquar, Antiquariatsbuchhandel, Antiquariatskatalog, Antiquariatsmessen, Antiquariatsverbände, Auktion, Auktionskatalog. In: Reclams Sachlexikon des Buches. Hrsg. von Ursula Rautenberg. 2., verbesserte Auflage, Stuttgart 2003. ISBN 3-15-010542-0
  • Vademecum Antiquariat 2008. Frankfurt am Main 2007.

Quellen

  1. FAZ, 20. Mai 2006, S. 61 Wirtschaft regional
  2. Studie Antiquariate im Internet (PDF)
  3. http://www.antiquaria-preis.de/index.html

Weblinks


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