- Lloydbahn
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Lloydbahn Kursbuchstrecke (DB): 163 (Rostock–Plaaz)
181 (Rostock–Warnemünde)
205 (Rostock–Neustrelitz)Streckennummer: 6325 Streckenlänge: 127,0 km Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Stromsystem: 15 kV 16,7 Hz ~ Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h (Kavelstorf–Lalendorf Ost)
sonst 120 km/hLegendeDie Lloydbahn ist eine Eisenbahnstrecke in Mecklenburg-Vorpommern. Die überwiegend zweigleisige elektrifizierte Hauptbahnstrecke führt über knapp 130 Kilometer von Neustrelitz nach Warnemünde. Der Name Lloydbahn geht zurück auf den Deutsch-Nordischen Lloyd, der die auch als Neustrelitz-Warnemünder Eisenbahn bekannte Strecke errichtete und in den Anfangsjahren betrieb.
Inhaltsverzeichnis
Streckenverlauf
Als Fortsetzung der Nordbahn aus Richtung Berlin beginnt die Lloydbahn im Neustrelitzer Hauptbahnhof. Nach dem Abzweig der Strecke nach Stralsund, wendet sie sich in Richtung Nordwesten und führt durch den Müritz-Nationalpark bis Waren. Hier zweigen die Nebenstrecken nach Malchin (stillgelegt) und Karow ab. Östlich von Lalendorf wird die Strecke Neubrandenburg–Güstrow überquert. Die Regionalexpress-Züge biegen über eine Verbindungskurve auf diese Strecke ab, der Güterverkehr sowie einige Fernzüge verbleiben auf der direkten Strecke über Laage. Bei Kavelstorf unterquert die Bahn die A 19 und die Bundesautobahn 20 und es zweigt die Anfang der 1960er gebaute Güterstrecke zum Rostocker Seehafen ab. Der Abschnitt Kavelstorf–Rostock ist der einzige eingleisige Abschnitt der Strecke.
Kurz vor Rostock wird die Warnow überquert. Wenig später trifft die Bahn wieder auf die Strecke aus Güstrow. Der Abschnitt Rostock Hbf–Warnemünde ist vor allem für den Rostocker S-Bahnverkehr bedeutsam.
Geschichte
Anfangszeit bis 1945
Am 10. Juni 1883 gründete die belgische Gesellschaft Société Belge de chemins de fer eine Tochtergesellschaft unter dem Namen Deutsch-Nordischer Lloyd, Eisenbahn- und Dampfschiffs-Actien-Gesellschaft mit Sitz in Rostock. Ihr Ziel war es, die kürzeste Verbindung Berlin–Kopenhagen mittels einer Eisenbahn von der Residenzstadt Neustrelitz des Großherzogtums Mecklenburg-Strelitz über Rostock zum Hafenplatz Warnemünde herzustellen. Die Gesellschaft sollte dort den Hafen ausbauen und eine regelmäßige Schiffsverbindung zu einem skandinavischen Hafen einrichten. Die beiden mecklenburgischen Großherzogtümer unterstützten das Vorhaben finanziell.
Nach zweijähriger Bauzeit wurde am 1. Juni 1886 die 113 km lange Strecke von Neustrelitz über Waren und Plaaz bis Rostock für den Güterverkehr eröffnet. Am 10. Juni wurde auch der Personenverkehr aufgenommen. Der neu gebaute Lloyd-Bahnhof in Rostock nahm nach und nach den gesamten Rostocker Bahnverkehr auf und wurde 1896 zum Hauptbahnhof (zunächst Central-Bahnhof genannt) der Stadt.
Schon am 1. Juli 1886 folgte die Reststrecke bis Warnemünde mit einer Länge von 13 Kilometern. Am selben Tage wurde die Dampfschiffslinie von Warnemünde nach Gjedser (heute: Gedser) auf der dänischen Insel Falster in Betrieb genommen. Damit verkürzte sich die Reisezeit zwischen Berlin und Kopenhagen von etwa 17 auf 12 Stunden.
1889 nahm die Lloydbahn eine Hafenbahn vom Lloydbahnhof zum Rostocker Stadthafen in Betrieb.
Die ganze Bahn ging am 1. April 1894 in das Eigentum des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin über und wurde in die Großherzoglich Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn (MFFE) eingegliedert.
Die Bedeutung der Bahn stieg stark an, als am 1. Oktober 1903 der Trajektverkehr nach Gedser eröffnet wurde. Fortan gab es internationale Schnellzüge von Berlin nach Kopenhagen, die die Bahn zur wichtigsten Verbindung zwischen der Reichshauptstadt und Skandinavien machten. Zu diesem Zeitpunkt eröffnete die MFFE die 1,2 Kilometer lange Strecke vom bisherigen Bahnhof Warnemünde, der nun zum Güterbahnhof wurde, zum neu erbauten Personenbahnhof Warnemünde direkt am eigenen Fährhafen.
Reparation und Wiederaufbau
Die größte Zäsur ihrer Geschichte erlitt die Strecke nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Abbau des Abschnitts von Neustrelitz über Waren und Lalendorf nach Plaaz. Die Züge mussten so den Umweg über Neubrandenburg, Malchin und Teterow nehmen. Nicht zuletzt wegen des erheblichen Güterverkehrs zum neu gebauten Rostocker Überseehafen erwies sich ein Wiederaufbau der Strecke als unumgänglich. 1961 wurde die Strecke zwischen Neustrelitz und Lalendorf wieder eröffnet. Auf vielen Abschnitten wurde die Strecke dabei neu trassiert. Namentlich zwischen Neustrelitz und Kratzeburg kam es dabei zu erheblichen Streckenverlegungen. 1964 folgten die Neubaustrecken zwischen Lalendorf Ost und Plaaz (auf neuer Trasse unter Umgehung des Bahnhofs Lalendorf), sowie Kavelstorf und dem Rostocker Überseehafen.
Architektonisches Zeugnis des Wiederaufbaus sind die charakteristischen einstöckigen Bahnhofsgebäude in Scharstorf, Subzin-Liessow, Langhagen, Grabowhöfe, Klockow, Kratzeburg und Adamsdorf.
Weitere Streckenverlegungen gab es 1974 zwischen Evershagen und Warnemünde Werft mit der Einführung der Rostocker S-Bahn und ebenfalls Mitte der 1970er Jahre in Waren, wobei ein Teil der Altstadt abgerissen wurde. In den 1970er Jahren wurde die Strecke zweigleisig ausgebaut.
Die Elektrifizierung der Strecke erfolgte 1984/85 von Neustrelitz ausgehend in mehreren Teilabschnitten. Am 19. Mai 1985 konnte zunächst auf der Strecke über Güstrow, am 15. Dezember auch auf dem eigentlichen Lloydbahn-Abschnitt über Laage der elektrische Betrieb aufgenommen werden.
Der Trajektverkehr Warnemünde–Gedser wurde am 23. September 1995 eingestellt. Seitdem fahren keine Züge nach Kopenhagen mehr über diese Strecke. 2001 wurden die Interregio-Züge zwischen Rostock und Berlin durch Regionalexpress-Züge ersetzt. Damit war der Fernverkehr auf dieser Strecke komplett eingestellt, bis 2002 der private Interconnex eingeführt wurde. Von 2003 bis Oktober 2007 verkehrte außerdem ein Nachtzug von Binz nach Köln und München.
Heutige Situation
In der Relation Rostock – Güstrow – Waren – Neustrelitz – Berlin – Lutherstadt Wittenberg verkehren Regionalexpresszüge (Linie RE5) im Zweistundentakt. Seit Abschluss der Sanierungsarbeiten zwischen Rostock und Lalendorf im Juni 2007 verkehrt sechsmal in der Woche ein ICE von Warnemünde über Berlin nach München. Von Dezember 2007 an verkehrt der Interconnex über Güstrow, stattdessen nimmt ein zeitlich parallel fahrender RE5 den direkten Weg über Plaaz. Hinzu kommen auf diesem Abschnitt noch der ICE und ein Ausflugszug Berlin – Warnemünde an Wochenenden.
Zusätzlichen Nahverkehr gibt es im Zweistundentakt auf den Abschnitten Rostock – Plaaz (– Güstrow) (mit Werktagsverstärkern, betrieben durch die Ostseeland-Verkehr) und (Ludwigslust–)Waren–Neustrelitz (betrieben durch die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft). Zwischen Rostock und Warnemünde verkehren neben der S-Bahn Rostock der ICE Richtung München, der Interconnex, ein Intercity Warnemünde–Magdeburg–Leipzig (von März bis Oktober an Wochenenden, im Juni bis August täglich) und der Wochenendzug nach Berlin.
Ausbau der Strecke
Die Strecke Berlin–Rostock wird im Rahmen von Bestandsnetzinvestitionen für eine Streckengeschwindigkeit von weitgehend 160 km/h ertüchtigt[1]. Die Realisierung des Gesamtprojektes mit verkehrlich nutzbaren Zwischenschritten ist bis 2015 vorgesehen. Für diesen Ausbau wurde im Dezember 2002 eine Finanzierungsvereinbarung mit der DB Netz AG geschlossen. Die geplanten Investitionskosten für den Ausbau der Strecke betragen rund 678 Mio. Euro (Stand 2006). Hiervon trägt der Bund 534 Mio. Euro, die DB AG 46 Mio. Euro und die Länder sowie weitere Dritte rund 6 Mio. Euro. Außerdem sind Fördermittel des Europäischen Regionalfonds in Höhe von 92 Mio. Euro beantragt.[2]
Nach Abschluss der Ausbauarbeiten wäre im Fernverkehr Berlin–Rostock ohne Zwischenhalt eine Fahrtzeit von 102 Minuten möglich, je nach Unterwegshalt entsprechend mehr.[2]
Im Juni 2007 wurde der erste Ausbauabschnitt Rostock–Lalendorf Ost nach einjähriger Komplettsanierung wieder eröffnet. Als nächstes soll von April 2009 bis Dezember 2010 der Streckenabschnitt Neustrelitz–Kratzeburg ausgebaut werden.
Weblinks
- Integraler Taktfahrplan für Mecklenburg-Vorpommern – Strecke Rostock–Neustrelitz–(Berlin) im Blickfeld hochgradiger Verkehrsvernetzung
- Umfangreiche Informationen über die Bauarbeiten
Einzelnachweise
- ↑ Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: Bundesverkehrswegeplan 2003, Juli 2003
- ↑ a b Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dorothee Menzner, Heidrun Bluhm, Dr. Ilja Seifert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. In: Drucksache 16/2481 vom 18. September 2006
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