Lobeda-West

Lobeda-West
Straßenbahnhaltestelle Am Klinikum in Lobeda-Ost

Lobeda ist ein Sammelbegriff für die drei Stadtteile Lobeda-Altstadt (auch Alt-Lobeda), Lobeda-Ost und Lobeda-West der thüringischen Stadt Jena. Die beiden letzteren werden auch unter dem Begriff Neulobeda zusammengefasst. Der Stadtteil hat 16382 Einwohner (2007) und liegt ca. 8 Kilometer südlich der Jenaer Innenstadt.

Inhaltsverzeichnis

Lobeda-Altstadt

altes Lobedaer Wappen

Im Jahre 1156 wurde erstmals ein nach Lobeda benanntes Ministerialgeschlecht in einer Urkunde der Burggrafen von Kirchberg erwähnt. 1166 wurde eine nach Lobeda benannte Burg, die Lobdeburg erwähnt.[1] Hierbei handelte es sich entweder um die nicht mehr vorhandene Burg in der Nähe des Marktes, oder um die als Ruine auf dem Berg über der Stadt bekannte Lobdeburg. Der vor allem im Volksmund als "untere Lobedeburg" bezeichnete Komplex vor der Stadtmauer wird allerdings irrtümlich so benannt.[2] Vielmehr ist dies ein ehemaliger Lehnhof derer von Thüna. Neben Roda und Jena legten die Herren von Lobdeburg im Bereich der Siedlung Lobeda eine planmäßige Stadt an, der sie 1284 das Stadtrecht verliehen. Allerdings scheinen sie nicht die einzigen Besitzer in der Flur Lobeda gewesen zu sein. Wahrscheinlich geschah die Stadtgründung, um ihre Herrschaft neben Jena mit einer weiteren Stadt aufzuwerten, zumal sie in Jena schon in einem bestimmten Grade an Einfluss verloren hatten. Im 14. Jh. wurde Lobeda in den wettinischen Amtsbezirk Burgau eingegliedert. Für die Jahre 1421-25 ist das älteste Einwohnerverzeichnis überliefert.[3]. Die in der Literatur fast ausnahmslos dargestellte Funktion Lobedas als Urpfarrei ist wohl auf die Größe des Pfarrbezirks im Jahre 1228 zurückzuführen. Ein weiterer Aspekt scheint die Einrichtung eines Dekanats Lobeda innerhalb des Archidiakonats der Dompropstei Naumburg, das neben den beiden anderen Dekanaten Schkölen und Teuchern bis zur Reformation bestand. Dies lässt auf eine Existenz Lobedas zur Zeit der Gründung des Archidiakonats Dompropstei Naumburg im 12. Jh. schließen. Die Pfarrechtliche Betreuung erfolgte durch einen Pfarrer und durch einen Diakon. Für die Kapelle in der Lobdeburg war ein Kaplan zuständig.[4].

Lobeda vermochte es aber nicht, aus dem Schatten der Stadt Jena hervorzutreten. 1946 kam es dann zur Eingemeindung zu Jena. Auf dem Gebiet der Gemarkung Lobeda befindet sich neben der Altstadt noch die verschwundene Siedlung Seltzdorf. Erst mit der Umgemeindung der Fluren von Drackendorf und Zöllnitz, die zur Bebauung Neu-Lobedas durchgeführt wurden, kam auch die Wüstung Hirschdorf zur Flur Lobeda.

Die erste Straßenbahnlinie von Jena nach Lobeda (über Winzerla/Burgau) existierte seit 1935. Der Abschnitt Winzerla–Lobeda wurde am 16. Juni 1967 stillgelegt. Die Endhaltestelle befand sich bis 1949 ungefähr auf Höhe des Gasthauses Goldener Löwe, danach ca. 100 Meter östlich der heutigen Straßenbahnbrücke über die Saale.

Neulobeda

Luftaufnahme September 2008
Blick auf Lobeda vom Mönchsberg bei Winzerla; im Vordergrund das Gewerbegebiet Göschwitz

Neulobeda, und damit die beiden Stadtteile Lobeda-Ost und Lobeda-West, ist mit 21.381 Einwohnern der größte Stadtteil Jenas. Lobeda-Ost liegt zwischen der Stadtgrenze im Süd-Osten, der Stadtrodaer Straße (umgangssprachlich "Schnellstraße" - den Namen erhielt die 1968 gebaute Straße erst nach 1989), der Autobahn und Altlobeda im Norden und Lobeda-West zwischen Autobahn, Stadtrodaer Straße, Saale und Burgau.

Geschichte

Der erste Spatenstich zur Erschließung erfolgte am 20. November 1964. Der Neubaustadtteil wurde zwischen 1966 und 1986 vorwiegend für die Beschäftigten des Carl-Zeiss-Kombinates errichtet. Geplant war Wohnraum für etwa 40.000 Menschen. Sieben Kilometer vom Stadtzentrum entfernt entstand eine Plattenbau-Wohnsiedlung. Die Wohnungen mit Fernheizung und Komfort waren begehrt. Vor allem junge Familien mit Kindern zogen in das Neubaugebiet. Nach der politischen Wende in der DDR 1989 veränderten sich die Ansprüche an das Wohnen. Städtebauliche Mängel wie die hohe Wohndichte, wenige Freiflächen und eine unzureichende Infrastruktur führten zu Abwanderung und sozialer Entmischung.

1998 erhielt Neulobeda den Status einer Ortschaft innerhalb der Stadt Jena. Die Einwohner wählten am 27. November 1998 Ortschaftsrat und Ortsbürgermeister. Dieses Amt wird seitdem von Volker Blumentritt (SPD) bekleidet.

Um die Wohnsituation im Stadtteil zu verbessern, wurden zahlreiche Wohnungen und Flächen aus dem Bund-Länder-Programm Die Soziale Stadt modernisiert. Die angrenzende Bundesautobahn 4 wird bis 2010 im Bereich Lobeda abgesenkt und eingehaust.

Religion

Im Zentrum von Lobeda-Altstadt, der ehemaligen Stadt, befindet sich eine evangelische Kirche „St. Peter“ und das katholische Gemeindehaus „Franziskushaus“, welches an die katholische Gemeinde St. Johannes Baptist Jena angegliedert ist. Bis zur Reformation war Lobeda Sitz eines Dekanates, welches das komplette Gebiet östlich von Jena bis in die Gegend von Eisenberg umfasste. Hervorgegangen ist dieses Dekanat aus einer Urpfarrei. Nach 1525 wurde die evangelische Pfarrei Lobeda mit den Filialen Drackendorf/Ilmnitz, Zöllnitz, Rutha/Sulza und Wöllnitz gebildet. Erst Ende des 16. Jahrhunderts wurden Zöllnitz und Drackendorf eigenständige Pfarreien.

In Lobeda-Ost gibt es eine Außenstelle der Missionarinnen Christi.

Bildung

In Lobeda-Ost ist u.a. das Otto-Schott-Gymnasium (Lobeda-Ost) angesiedelt. Weiterhin existieren die "Janis"-Förderschule, zwei Regel- (Lobeda-Ost, Lobeda-West) sowie verschiedene Grundschulen und die SBBS für Gesundheit und Soziales.

Verkehr

Kreuzung in Lobeda, im Hintergrund die Neubauten der Universitätsklinik

Lobeda-Altstadt ist mit der Straßenbahn (Linien 3, 4, 5, 31, 35) sowie verschiedenen (Überland-) Buslinien rund um die Uhr erreichbar, wobei die Taktfrequenz pro Richtung zwischen ca. 3 und 30 Minuten (2-Uhr-Stunde) liegen kann. Lobeda-Ost ist mit den Linien 3, 5, 31 und 35 sowie Lobeda-West mit den Linien 3, 4, 31 und 35 ebenfalls 24 Stunden am Tag erreichbar. Mit dem Zug sind die Lobedaer Ortsteile über den Bahnhof Göschwitz (Saale) -KBS 559, 560, 565 mit RE, RB- zu Fuß erreichbar (je nach Lage ca. 6-20 Minuten). Überdies kann Lobeda auch über den Haltepunkt Jena Paradies -KBS 559, 560/ICE, IC, EN, RB- sowie die Bahnhöfe Jena West -KBS 565/RE, RB- und den Saalbahnhof -KBS 559, 560/RB- mit Straßenbahn (und teilweise Bus) erreicht werden. Derzeit wird eine Verlängerung der Straßenbahn von der Endhaltestelle Lobeda-West über die Saale zum Gewerbegebiet und Bahnhof Göschwitz gebaut. Die Linie soll 2009 eröffnet werden.

Haltestellen im Bereich Lobeda:

  • Am Klinikum (Lobeda-Ost; Kl. f. Innere Med./"Klinikum 2000"; ehem. Hst "Ernst-Schneller-Straße"): Straßenbahn-Linien 3, 5, 31, 35
  • Emil-Wölk-Straße (Lobeda-West): Straßenbahn-Linien 3, 4, 31, 35
  • Lobeda (Lobeda-Altstadt): Straßenbahn-Linien 3, 4, 5, 31, 35; Überlandbusse
  • Lobeda-Ost: Straßenbahn-Linien 3, 5, 31, 35; Überlandbusse
  • Lobeda-West: Straßenbahn-Linien 3, 4, 31, 35
  • Neulobeda (Lobeda-Ost/-West; ehem. Hst "Arbeitsamt"): Überlandbusse
  • Platanenstraße (Lobeda-Ost): Straßenbahn-Linien 3, 5, 31, 35
  • Richard-Sorge-Straße (Lobeda-Ost): Straßenbahn-Linien 3, 5, 31, 35
  • Schlegelstraße (Lobeda-Ost): Straßenbahn-Linien 3, 5, 31, 35

Lobeda-Altstadt liegt an der Stadtrodaer Straße, die die Anschlussstelle Jena-Lobeda an der A4 und das Stadtzentrum von Jena verbindet. Der Stadtteil ist über die Ausfahrt Burgau und durch Lobeda-Ost erreichbar.

Das Klinikumsgelände aus Richtung Drackendorf betrachtet

Gesundheit und Wirtschaft

Die seit 1950 erörtete und nach 1970 begonnene Umsiedlung der Universitätsklinik der Friedrich-Schiller-Universität Jena nach Lobeda-Ost (Eröffnung des ersten Bauabschnitts - Klinik für Innere Medizin - am 11. Dezember 1980) wurde nach 1990 unter dem Titel „Klinikum 2000“ fortgesetzt.

Im Bereich Lobeda-Süd befindet sich ein Gewerbe- und Einkaufsgebiet.

Sport und Freizeit

Siehe auch: Schwimmhalle Lobeda-West

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Koch, Herbert: Geschichte der Stadt Lobeda. - Jena, 1939.
  2. Fritzsche, Christian: Inferiorum Castrum Lobdeburg und das heutige Schloß in Lobeda. In: Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt. - Halle, Saale : Landesgruppe, ISSN 0944-4157, ZDB-ID 913217x Bd. 15.2006, S. 222-229
  3. Zahn, Andrei: Die Einwohner der Ämter Burgau, Camburg und Dornburg : ein Beteregister aus der Zeit um 1421 - 1425, Schriftenreihe der AMF ; 55; Mannheim, 1998.
  4. Zahn, Kurt: Die Pfarrer der Superintendentur Jena : von den Anfängen bis zum Ausgang des 18. Schriftenreihe der AMF ; 68; Kleve, 2006.

50.88388888888911.6183333333337Koordinaten: 50° 53′ N, 11° 37′ O


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