Locard’sche Regel

Locard’sche Regel

Die Locard’sche Regel, auch das Locard’sche Prinzip genannt, ist eines der wichtigsten Prinzipien der modernen Forensik. Sie besagt, dass kein Kontakt zwischen zwei Objekten vollzogen werden kann, ohne dass diese wechselseitige Spuren hinterlassen. [1] Sie wurde von Edmond Locard entwickelt, der Mediziner und Jurist war, sich später aber verstärkt der Kriminalistik zuwandte.

Inhaltsverzeichnis

Begründung durch Edmond Locard

Hauptartikel: Edmond Locard

Die Locard’sche Regel

Bereits um das Jahr 1910 formulierte der damalige Direktor des französischen Polizeilabors in Lyon und Mitbegründer der modernen Forensik Edmond Locard, dass kein Täter eine Tat begehen oder einen Tatort verlassen kann ohne eine Vielzahl von Spuren zu hinterlassen.

Locard formulierte das so:

"Überall dort, wo er geht, was er berührt, was er hinterlässt, auch unbewusst, all das dient als stummer Zeuge gegen ihn. Nicht nur seine Fingerabdrücke oder seine Fußabdrücke, auch seine Haare, die Fasern aus seiner Kleidung, das Glas, das er bricht, die Abdrücke der Werkzeuge, die er hinterlässt, die Kratzer, die er in die Farbe macht, das Blut oder Sperma, das er hinterlässt oder an sich trägt. All dies und mehr sind stumme Zeugen gegen ihn. Dies ist der Beweis, der niemals vergisst. Er ist nicht verwirrt durch die Spannung des Augenblicks. Er ist nicht unkonzentriert, wie es die menschlichen Zeugen sind. Er ist ein sachlicher Beweis. Physikalische Beweismittel können nicht falsch sein, sie können sich selbst nicht verstellen, sie können nicht vollständig verschwinden. Nur menschliches Versagen diese zu finden, zu studieren und zu verstehen kann ihren Wert zunichte machen."[1]

Bedeutung für die Kriminalistik

Locards Ansätze waren für die damalige Zeit ganz und gar unüblich. Für die heutige Strafverfolgung sind sie unerlässlich. Fingerabdrücke, Fußabdrücke, Schmauchspuren, Faserspuren, Blut- und Spermazuordnungen sind oft die Hauptbelastungsbeweise für die Aufklärung zahlreicher Verbrechen. [2]

Die zunehmende Bedeutung der wissenschaftlichen Hilfsmittel für die Aufklärung krimineller, insbesondere verbrecherischer Vorgänge, drängte zur Schaffung einer neuen, ausschließlich dafür zuständigen Disziplin, der Forensik. Da sich Locard der großen Bedeutung der forensischen Untersuchung eines Tatorts bewusst war und diese vorangetrieben hat, kann man ihn -- neben Joseph Bell und Archibald Reiss -- als Begründer der Forensik bezeichnen.[3]

Einzelnachweise

  1. a b Locard, Edmond, Die Kriminaluntersuchung und ihre wissenschaftlichen Methoden, Berlin, 1930
  2. Pfefferli, Die Spur: Ratgeber für die spurenkundliche Praxis, 5. Auflage, Kriminalistik Verlag, München 2007, ISBN 978-3783200317
  3. Söderman, H., Auf der Spur des Verbrechens: Lebenserinnerungen eines Kriminalisten (Mitt liv som politimann), 1957

Literatur

  • Mazévet, Michel, "Edmond Locard, le Sherlock Holmes français", Traboules Publishing Basis, 2006
  • Wagner, E.J., Die Wissenschaft bei Sherlock Holmes: und die Anfänge der Gerichtsmedizin, Wiley-VCH Verlag, 1. Auflage, 2008, ISBN 978-3527503780

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Locard'sches Prinzip — Die Locard sche Regel, auch das Locard sche Prinzip genannt, ist eines der wichtigsten Prinzipien der modernen Forensik. Sie besagt, dass kein Kontakt zwischen 2 Objekten vollzogen werden kann, ohne dass diese wechselseitige Spuren hinterlassen.… …   Deutsch Wikipedia

  • Locard’sches Austauschprinzip — Die Locard sche Regel, auch das Locard sche Prinzip genannt, ist eines der wichtigsten Prinzipien der modernen Forensik. Sie besagt, dass kein Kontakt zwischen 2 Objekten vollzogen werden kann, ohne dass diese wechselseitige Spuren hinterlassen.… …   Deutsch Wikipedia

  • Edmond Locard — (* 13. Dezember 1877 in Saint Chamond (Loire); † 4. April 1966 in Lyon) war ein Pionier im Bereich der Forensik, der auch „Sherlock Holmes von Frankreich“ genannt wurde. Er formulierte das Grundprinzip der forensischen Wissenschaft – dass „jede… …   Deutsch Wikipedia

  • Eugene Francois Vidocq — Eugène François Vidocq – Portrait von Achille Devéria Eugène François Vidocq [øˈʒɛn fʀɑ̃ˈswa viˈdɔk] (* 23. Juli 1775 in Arras; † 11. Mai 1857 in Paris) war ein französischer Krimineller und …   Deutsch Wikipedia

  • Forensiker — Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung. Unter dem Begriff Forensik werden die Arbeitsgebiete… …   Deutsch Wikipedia

  • Forensisch — Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung. Unter dem Begriff Forensik werden die Arbeitsgebiete… …   Deutsch Wikipedia

  • Eugène François Vidocq — – Porträt von Achille Devéria Eugène François Vidocq [øˈʒɛn fʀɑ̃ˈswa viˈdɔk] (* 23. Juli 1775 in Arras; † 11. Mai 1857 in Paris) war ein französischer Krimineller und …   Deutsch Wikipedia

  • Forensik — Unter dem Begriff Forensik werden die wissenschaftlichen Arbeitsgebiete zusammengefasst, in denen kriminelle Handlungen systematisch identifiziert (beziehungsweise ausgeschlossen), sowie analysiert oder rekonstruiert werden. Der Begriff stammt… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”