- Lochenstein
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Die Lochen ist ein Berg der südwestlichen Schwäbischen Alb, der einen Abschnitt des Albtraufs oberhalb des Balinger Stadtteils Weilstetten bildet. Die beiden markantesten Punkte sind das Lochenhörnle (956 m ü. NN, meist nur als Hörnle bezeichnet) und der Lochenstein (963 m ü. NN). Die Berggruppe befindet sich auf den Gemarkungen der Gemeinden Hausen am Tann (Lochenstein) und Tieringen (Lochenhörnle).
Der Bergvorsprung des Hörnle ragt als spitzer Winkel von der Albhochfläche hinaus. Er trennt den Steilabfall des Albnordrandes (Albtrauf) von der Bergflanke des hier beginnenden Eyachtals. Der Südhang des Hörnle bildet den Talabschluss des Oberen Schlichemtals. Auf einer Höhe von 860 m ü. NN entspringt hier die Schlichem in einer gefassten Quelle.
Der Lochenstein, einer der beeindruckendsten Aussichtspunkte der Alb, ist vom „Gründle“ am Lochenpass der Landesstraße 440 von Balingen Richtung Bodensee mit etwas Mühe in 20 Minuten zu erreichen. Auf der Ostseite seines Hochplateaus steht eine Schutzhütte des Schwäbischen Albvereins. Sie ist verschlossen. Der Schlüssel kann entliehen werden. Unweit des Lochensteins befinden sich ein Familienferiendorf und eine Jugendherberge.
Vom Lochenstein führt der Schwäbische-Alb-Nordrand-Weg weiter zum Schafberg und zum Plettenberg.
Die Landesstraße 440 zum Lochenpass (930 m ü. NN) aus Richtung Balingen ist eine beliebte Strecke für Motorradfahrer. Die Auffahrt von Weilstetten kommend ist in den Sommermonaten an Wochenenden und Feiertagen für Motorräder gesperrt.
Eine Besonderheit für einen Berg der Schwäbischen Alb ist das Gipfelkreuz an einem exponierten Felsen mit guter Sicht, ein Brauch, der sonst eher in Alpenregionen anzutreffen ist.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Hochfläche der Lochen war Standort geschichtlicher Höhensiedlungen. In seiner geologischen Eigenschaft als freistehender Kalksteinblock in der Landschaft bot hervorragende Verteidigungsmöglichkeiten, das Gipfelplateau gestattete eine bequeme Ansiedlung. Fundierte archäologische Ausgrabungen führten 1830 Oskar Fraas und 1923 Gerhard Bersu und Peter Goessler durch.
Einige Siedlungsfunde datieren aus der Jungsteinzeit und der mittleren Bronzezeit. Einen ersten Siedlungshöhepunkt gab es in der späten Bronzezeit (Urnenfelderkultur des 10./9. Jahrhunderts vor Christus), einen zweiten in der frühen Eisenzeit (Hallstattkultur des 7./6. Jahrhunderts vor Christus) und der La-Tène-Zeit (300 vor Christus). Ob die keltische Siedlung der La-Téne-Zeit sich nahtlos an die Siedlung der Hallstattkultur anschließt oder einen dritten bedeutenden Siedlungsimpuls darstellt, ist noch nicht geklärt. Um 400 vor Christus endet die Besiedlung.
Einzelfunde datieren einmal aus der Zeit, in der die Lochen zum Römischen Reich gehörte (2./3. Jahrhundert nach Christus). Sie entstammen der römischen Kultur. Zum anderen gibt es Einzelfunde aus der Zeit der Völkerwanderung (4. Jahrhundert nach Christus).
Wieder mehr Funde stammen aus der Merowingerzeit (5. bis 7. Jahrhundert).[1]
Pflanzenwelt
Das Plateau der Lochen mit den Kalkfelsen und Abhängen gilt als Standort zahlreicher seltener Pflanzen. Hitze und Trockenheit ertragende Moose sonnen-exponierter Felsen, die Platten-Flechte (Placodium saxicolum) und die Schwarznapf-Flechte des Jura mit dem bezeichnenden Art-Namen Lecidea jurana sowie die Blei-Flechte (Ochrolechia pallescens) überziehen die Felsen. Neben postglazialen Relikten wie dem Trauben-Steinbrech (Saxifraga paniculata) findet sich auf dem Felsen, der das Gipfelkreuz trägt, die Alpen-Augenwurz (Athamanta cretensis var. mutellionoides) als Vertreterin nachwärmezeitlicher Relikte, die seit Jahrtausenden als florale Relikte überdauert haben, vornehmlich an den Hangkanten und oberen Abhänge mit Saumvegetation und den Halbtrockenrasen und Kalkmagerrasen, wie auch an den eigentlichen Felsen. Leider sind früher auf dem Plateau vorkommende Pflanzen wie das Berghähnlein (Anemone narcissiflora), Doldige Wucherblume (Chrysanthemum corymbosum) und der Österreichische Raukensenf (Sisymbrium pyrenaicum subsp. austriacum) wie der Apollofalter Parnassius apollo vergangen. Bei den lange Zeit von Botanikern als Dach-Hauswurze (Sempervivum tectorum) benannten Hauswurzen der Lochen handelt es sich nach heutigen Erkenntnissen um den Sprossenden Donarsbart (Sempervivum globiferum subsp. globiferum), der zu den Jovibarba gehört[2]. Wie auch sonst auf der Balinger Alb kommt im Gegensatz zu den meist mit vielen Rotbuchen (Fagus silvatica) versehenen Traufwäldern (Kalkbuchenwald) der Schwäbischen Alb hier hauptsächlich Ahorn-Eschen-Ulmen-Wald vor (Acer-Fraxinus-Ulmus), mit bemerkenswert alten, über 50 m hohen Weißtannen (Abies alba) und hier natürlichem Auftreten von Fichte (Picea excelsa)[3].
Schutzstatus
Die Lochen gehört zum Naturschutzgebiet Schafberg-Lochenstein, das 102 Hektar umfasst. Dieses liegt eingebettet im Landschaftsschutzgebiet „Großer Heuberg“ und wurde 1987 wegen seiner Schönheit und wegen seiner Eigenschaft als Refugium für seltene Pflanzen und Tiere ausgewiesen. Die Waldflächen der höheren Bereiche müssen zurückgehalten werden, um die Vielfalt zu erhalten.
Einzelnachweise
- ↑ G. Bersu/P. Goessler, Der Lochenstein bei Balingen. Fundber. Schwaben N.F. 2, 1922-24, 73–103, vgl. auch die Ausführungen über die Höhensiedlungen der Lochen in Manuel Werner: Der „Sprossende Donarsbart Sempervivum hirtum §soboliferum am Lochen (Schwäbische Alb)", in: http://stalikez.info/fsm/semp/site/loch2_de.php#a3.3. Das Paragrafzeichen dient hier nur als vorläufige nomenklatorische Untergliederung, derzeit wird diese Pflanze botanisch als Sempervivum globiferum subsp. globiferum bezeichnet
- ↑ Erstmals korrekt als Sprossender Donarsbart der Gruppe Jovibarba bestimmt in: Manuel Werner: Der „Sprossende Donarsbart Sempervivum hirtum §soboliferum am Lochen (Schwäbische Alb), in: http://stalikez.info/fsm/semp/site/loch2_de.php#a3.3
- ↑ M. Werner: Der „Sprossende Donarsbart Sempervivum hirtum §soboliferum am Lochen (Schwäbische Alb), in: http://stalikez.info/fsm/semp/site/loch2_de.php#a3.2
Weblinks
48.2194444444448.8491666666667963Koordinaten: 48° 13′ N, 8° 51′ O
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