Londoner Botschafterkonferenz

Londoner Botschafterkonferenz

Der Londoner Vertrag wurde am 30. Mai 1913 geschlossen und beendete den Ersten Balkankrieg. Vertragsschließende Staaten waren Serbien, Griechenland, Bulgarien und Montenegro auf der einen Seite und deren Kriegsgegner das Osmanische Reich auf der anderen Seite. Vermittelt wurde der Vertrag von den europäischen Mächten Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Russland, Österreich-Ungarn und Italien.

In dem 1912 ausgebrochenen Krieg hatte der Balkanbund das Osmanische Reich in kurzer Zeit militärisch besiegt und fast das gesamte Territorium der europäischen Türkei besetzen können. Nunmehr musste ausgehandelt werden, wie die Eroberungen aufzuteilen waren. Bereits Ende 1912 war in London eine Botschafterkonferenz der Großmächte zusammengetreten, die über die Neuordnung des Balkans verhandelte. Vor allem Russland, Italien und Österreich-Ungarn verfolgten dabei ganz eigene Interessen.

Die Friedenskonferenz musste in erster Linie drei Probleme lösen:

  • die Klärung des Status von Albanien, das im November 1912 seine Unabhängigkeit ausgerufen hatte, von den Balkanländern aber nicht anerkannt worden war. Die albanischen Gebiete waren zum großen Teil von serbischen, montenegrinischen und griechischen Truppen besetzt.
  • die Zugehörigkeit des Sandschaks von Novi Pazar, der seit 1878 von österreichischen Truppen kontrolliert wurde, den Serbien aber beanspruchte
  • die Aufteilung der anderen eroberten Territorien: Kosovo, Mazedonien und Thrakien.

Österreich-Ungarn und Italien unterstützten vehement die albanische Unabhängigkeit, die Donaumonarchie, weil damit Serbien keinen Zugang zur Adria bekommen würde, die Italiener hofften, den schwachen neuen Staat auf der anderen Seite der Adria ihrem Willen unterwerfen zu können. Russland unterstützte Serbien und Montenegro. Frankreich schloss sich der russischen Position an. Deutschland und Großbritannien verhielten sich neutral. Die anderen territorialen Fragen wurden vor allem zu Gunsten Serbiens und Griechenlands entschieden.

Die Bestimmungen des Friedensschlusses waren:

  • Albanien wird unabhängig, wobei große Teile des albanischen Siedlungsgebiets (vor allem Kosovo und Epirus) an Serbien bzw. Griechenland, kleinere an Montenegro fallen. Die endgültigen albanischen Grenzen werden durch eine Kommission der Großmächte festgelegt. Serbien, Montenegro und Griechenland haben ihre Truppen aus Albanien zurückzuziehen.
  • Der Sandschak von Novi Pazar wird zwischen Serbien und Montenegro aufgeteilt.
  • Mazedonien wird zwischen Serbien, Griechenland und Bulgarien aufgeteilt. Den kleinsten Teil erhält Bulgarien, Serbien erhält das Binnenland mit Skopje, Ohrid, Prilep und Bitola, Griechenland die Küstenregion mit Thessaloniki.
  • Thrakien fällt an Bulgarien.

Insbesondere Bulgarien war unzufrieden mit dem Londoner Vertrag. Wenige Wochen später brach deshalb der Zweite Balkankrieg aus, der im August 1913 mit dem Frieden von Bukarest sein Ende fand.

Literatur

  • Katrin Boeckh: Von den Balkankriegen zum Ersten Weltkrieg. Kleinstaatenpolitik und ethnische Selbstbestimmung am Balkan. Oldenbourg Verlag, München 1996, ISBN 3-486-56173-1
  • Richard C. Hall: The Balkan wars 1912–1913. Prelude to the First World War. Verlag Routledge, London 2000, ISBN 0-415-22946-4
  • Robert Raymond Kritt: Die Londoner Botschafter-Konferenz 1912-1913. Diss. Wien 1960.

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