Groß-Albanien

Groß-Albanien
Karte von Großalbanien

Großalbanien war ein im Zweiten Weltkrieg von den Besatzungsmächten Italien und Deutschland gegründeter und fremdgesteuerter Staat, dessen Staatsgebiet Albanien und weitere jugoslawische und griechische Gebiete, die von Albanern bewohnt wurden, umfasste. Als Großalbanien wird auch die von albanischen Nationalisten angestrebte Vereinigung aller ethnischen Albaner in einem Staat bezeichnet. Dieser soll alle albanischen Siedlungsgebiete umfassen, wobei auf bestehende Staatsgrenzen keine Rücksicht genommen wird. Das Wort wird von Albanern nicht gebraucht; albanische Nationalisten gebrauchen die Terminologie Vereinigtes Albanien und auch Ethnisches Albanien.

Inhaltsverzeichnis

Territorium

Großalbanische Nationalisten beanspruchen für den von ihnen angestrebten Staat neben dem heutigen Albanien auch das Kosovo, Teile Serbiens (Toplica, Sandschak, Niš und Preševo-Tal), Montenegros (Plav, Rožaje, Podgorica und Ulcinj), Mazedoniens (Kumanovo, Skopje, Tetovo, Gostivar, Kičevo, Struga, Ohrid und Bitola) und Griechenlands (Epirus). Alle diese Gebiete waren in der Herrschaft der Türken zu vier Vilayets (Shkodra, Üsküp, Manastir und Janina) geteilt und verwaltet.

Geschichte

Albanien (gelb) und die während des Zweiten Weltkriegs zugesprochenen Gebiete (rot)

Diese Forderungen gingen auf die 1878 gegründete Liga von Prizren zurück. Die Liga setzte sich für ein unabhängiges Albanien und gegen die Zersplitterung der Albaner und deren Gebiete ein. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekamen großalbanische Hoffnungen Auftrieb: Albanien rief die Unabhängigkeit 1912 mit der Unterstützung von Österreich-Ungarn aus - sie wollten einen Zugang Serbiens zur Adria verhindern. Die Unabhängigkeit wurde in den Londoner Botschafterkonferenz (1912) akzeptiert, doch unter eingeschränkten Grenzen wie sie auch heute bekannt sind.

In den Balkankriegen 1912/13 konnten sich die bereits bestehenden Balkanländer weitgehend durchsetzen und es blieb nur Platz für Albanien in den heutigen Grenzen. Damit lebte etwa die Hälfte der Albaner außerhalb des neuen Nationalstaats. Daher war unter albanischen Nationalisten die Forderung nach Grenzrevision lange Zeit sehr populär.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde ein Königreich Großalbanien für kurze Zeit und unter italienischer Vorherrschaft Realität. Am 12. August 1941 gliederte Mussolini dem seit April 1939 annektierten Albanien das Kosovo sowie einige mazedonische und griechische Gebiete an. Diese Neuordnung der Grenzen wurde aber nur von den Achsenmächten anerkannt. Die Kommunistische Partei Albaniens unter Enver Hoxha beschränkte sich in ihrem Programm ausdrücklich auf das Staatsgebiet Albaniens in den Grenzen von 1913 und nicht auf das von Großalbanien. Auch für Tito war der territoriale Status der Vorkriegszeit entscheidend.

Nach der Befreiung Tiranas im November 1944 war Großalbanien Vergangenheit. Albanien wurde aufgrund von Vereinbarungen zwischen den Kommunisten Albaniens und Jugoslawiens in seinen Vorkriegsgrenzen wiederbegründet. Griechische Nationalisten vertrieben nach dem Zweiten Weltkrieg Albaner aus Nordgriechenland – als Begründung nannten sie die Kollaboration mit den Besatzungsmächten.[1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Gesellschaft für bedrohte Völker

Weblinks


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