Ludwig Fischer (NSDAP)

Ludwig Fischer (NSDAP)
Der Gouverneur von Warschau Dr. Ludwig Fischer während der Umbenennung des "Piłsudski Platzes" in "Adolf Hitler Platz" in Warschau am Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1940

Ludwig Fischer (* 16. April 1905 in Kaiserslautern; † 7. März 1947 in Warschau; hingerichtet) war ein nationalsozialistischer Politiker und von 1939 bis 1945 Gouverneur des Distrikts Warschau im Generalgouvernement Polen.

Inhaltsverzeichnis

Frühes Leben

Ludwig Fischer kam 1905 in Kaiserslautern als Sohn streng katholischer Eltern zu Welt. Er besuchte die Volksschule 3 1/4 Jahre und die Oberrealschule in Kaiserslautern neun Jahre. Anschließend studierte er fünf Jahre Jura und Staatswissenschaften in Heidelberg, München, Würzburg und Erlangen. Er sprach fließend Englisch und Französisch. 1927 absolvierte er das Staatsexamen und wurde 1928 an der Universität Erlangen zum Doktor der Juristik promoviert. In den Jahren 1928 bis 1932 sammelte er Gerichtspraxis in München und Kaiserslautern.

Schon früh zeigte sich Fischer von der nationalsozialistischen Bewegung angesprochen und trat am 20. Mai 1926 in die NSDAP (Mitglied Nr. 36.499) und 1929 in die SA in München, Ortsgruppe Braunes Haus, ein. Dort wohnte er in Obermenzing, Lindenallee 43. Am 1. März 1931 kam er in das Reichsrechtsamt der NSDAP. Dort nahm er die Position als stellvertretender Leiter der Rechtsabteilung ein. Im gleichen Jahr wurde er zum SA-Standartenführer der Abteilung III beim Stabe der Obersten SA-Führung (OSAF) befördert.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde er 1933 zum Regierungsrat ernannt. Er trat der in München neu gegründeten „Akademie für Deutsches Recht“ unter Reichsminister Hans Frank bei und hatte dort eine Position als Hauptdienstleiter inne. Im November 1937 wurde Fischer Mitglied des Reichstags (Wahlkreis 23 Düsseldorf West).

Zum 1. Mai 1937 erfolgte die Beförderung zum SA-Oberführer. Im Jahre 1938 wurde er Stabsleiter des Reichsrechtsamts der NSDAP und 1939 trat er als Gefreiter zum Wehrdienst an.

Gouverneur von Warschau

Als am 26. Oktober 1939 durch Erlass das Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete gegründet wurde, wurde Fischer am 24. Oktober 1939 zum Verwaltungschef des Distrikts Warschau ernannt und unterstand damit direkt dem Generalgouverneur, seinem ehemaligen Vorgesetzten in der „Akademie für Deutsches Recht“, Hans Frank. Fischer setzte den Rechtsanwalt Heinz Auerswald zum Kommissar des jüdischen Wohnbezirks ein. Im Dezember 1940 forderte er für Juden, die das Warschauer Ghetto unbefugt verlassen hatten, die Todesstrafe.[1]

Am 25. April 1941 wurde sein Titel in „Gouverneur“ umgewandelt. Auch in der SA stieg er weiter auf: Am 9. November 1939 erfolgte die Ernennung zum SA-Brigadeführer, am 26. Oktober 1940 (anlässlich des einjährigen Bestehens des Generalgouvernements) zum SA-Gruppenführer.

Am 9. August 1944 wurde Fischer während des Warschauer Aufstandes verwundet und erhielt dafür am 22. August das Eiserne Kreuz II. Klasse und das K. V. K I mit Schwertern. Fischers Vizegouverneur, der vorherige Abteilungsleiter im Präsidialbüro des Gouverneurs des Distrikts Warschau, Herbert Hummel (7. Mai 1907 – 9. August 1944), kam bei dem Aufstand ums Leben.

Fischer floh am 17. Januar 1945 aus Warschau und setzte sich nach Bad Neustadt an der Saale ab, wo er am 10. Mai von den US-Amerikanern verhaftet wurde. Am 30. März 1946 wurde er an die polnischen Behörden ausgeliefert und am 17. Dezember 1946 in Warschau angeklagt. Am 3. März 1947 wurde Fischer vom Obersten Volksgerichtshof (Najwyższy Trybunał Narodowy) in Warschau zum Tod durch Erhängen und zur Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit verurteilt, das Urteil wurde am 7. März im Warschauer Mokotow-Gefängnis vollstreckt.

Privat

Fischer war mit Freda Coblitz verheiratet und hatte zwei Töchter. Mit dem Generalgouverneur Frank unterhielt er auch private Kontakte. Die Ehefrauen beider Männer unternahmen oft gemeinsame Raubzüge in die Ghettos, um den Opfern den letzten Schmuck, Pelze und andere Wertsachen abzunehmen.

Literatur

  • Joseph Wulf, Das Dritte Reich und seine Vollstrecker, Frankfurt/Main 1984
  • Ernst Klee, Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt/Main 2003
  • Erich Stockhorst, 5000 Köpfe - Wer war was im 3. Reich, Arndt-Verlag, Kiel 2000

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 154.

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