Luftabwehr

Luftabwehr
US-Soldaten beim Abschuss einer Stinger-Rakete.

Unter Flugabwehr (veraltet Luftabwehr) versteht man im Militär Bodentruppen, die vorrangig mit der Aufgabe betraut sind, einen zugewiesenen Luftraum gegen das Eindringen feindlicher Flugzeuge, unter anderem Bomber, und anderer feindlicher Flugkörper beispielsweise Marschflugkörper, Drohnen oder ballistische Raketen zu schützen. Normalerweise wird unter dem Begriff nicht die Bekämpfung feindlicher Flugzeuge aus der Luft, insbesondere mittels Jagdflugzeugen, verstanden. Der Begriff Fliegerabwehr hingegen bezeichnet meist die Bekämpfung von Luftzielen durch nicht darauf spezialisierte Truppen, z. B. Infanterie.

Inhaltsverzeichnis

Grundlage

Fliegerabwehr mit Infanteriewaffen: Deutsche Soldaten im Zweiten Weltkrieg im Atlantikwall

Bei den dazu eingesetzten Waffensystemen wird unterschieden zwischen Flugabwehrkanonen und Flugabwehrraketen (Boden-Luft-Raketen), wobei prinzipiell alle Waffen, auch Handfeuerwaffen, zur Abwehr feindlicher Luftfahrzeuge eingesetzt werden können (Fliegerabwehr). Bei der Bundeswehr werden diese System kurz FlaK und FlaRak genannt. Während Ziele früher nach Sicht oder Schall geortet wurden, kommt heute als Sensor primär Radar zum Einsatz. Ferner verwenden Systeme mit geringer Reichweite Infrarot- oder andere optische Sensoren um feindliche Flugzeuge zu orten.

Flugabwehrsysteme können sowohl fest als auch mobil auf Lastwagen, Panzern oder Schiffen installiert werden. Außerdem gibt es Flugabwehrraketen, die von der Schulter aus abgefeuert (sogenannte MANPADS) werden können, etwa die US-amerikanische Stinger oder die Strela der ehemaligen Sowjetunion.

Gegenmaßnahmen

Eine erfolgreiche Flugabwehr relativiert den Vorteil der Luftüberlegenheit des Angreifers. Daher wurden parallel zur Entwicklung der Flugabwehr, beginnend im Zweiten Weltkrieg, auch Maßnahmen zum Selbstschutz entwickelt, die das Flugzeug vor dem gerade erfundenen Radar verbergen, beziehungsweise Feuerleitgeräte der Flugabwehrwaffen verwirren sollten. So wurden der deutsche Düppel und das englische Chaff oder „Windows“ entwickelt. In jüngster Zeit ist es das Ziel der Entwicklung, Flugzeuge mittels der Stealth-Technologie für das feindliche Radar unsichtbar zu machen, vor allem, um sie vor der gegnerischen Flugabwehr zu schützen.

Abschuss einer Patriot Boden-Luft-Rakete

Als Bedrohung für Kampfflugzeuge ist die Flugabwehr selbst aber auch stark durch Jagdbomber und Bomber gefährdet. Dabei kann man insbesondere radargestützte Systeme durch Sender stören, lokalisieren und schließlich mit speziellen Raketen zerstören. Dabei fliegt die Rakete auf dem Radarstrahl bis zur Quelle der Radarstrahlung, also der Radarantenne. Solche Einsätze werden Unterdrückung der feindlichen Flugabwehr (engl. SEAD, „Suppression of Enemy Air Defenses“) bezeichnet. Für diese Aufgabe setzen die deutsche sowie die italienische Luftwaffe das Waffensystem ECR-Tornado ein, der eine modifizierte Version des Jagdbombers Tornado mit Raketen des Typs HARM ist. Die US-amerikanische Luftwaffe bekämpft die Flugabwehr unter anderem mit der Wild Weasel-Taktik.

Durch geschickte Taktik lässt sich allerdings das Risiko der Lokalisierung und Zerstörung reduzieren. Dazu werden die Radaranlagen vernetzt und die eigentliche Radaranlage nur betrieben, wenn es unbedingt erforderlich ist.

Organisation und Zuordnung

Bei der deutschen Bundeswehr sind die vorrangig mit der Flugabwehr beauftragten Kräfte sowohl Teil des Heeres als auch der Luftwaffe. Im Heer werden diese Truppen als Heeresflugabwehrtruppe bezeichnet und bilden eine eigene Truppengattung, die zu den Kampfunterstützungstruppen gehört. Sie bekämpft den Luftfeind vornehmlich im niedrigen und mittleren Flughöhenbereich und schützt Truppen, deren Einrichtungen und Anlagen. Für die Bekämpfung von feindlichen Luftfahrzeugen in großer Höhe sind die drei Flugabwehrraketengeschwader der Luftwaffe zuständig. Bei der Fliegerabwehr der übrigen Truppenteile hingegen werden normalerweise Maschinengewehre (z. T. mit speziellem Fliegerabwehrvisier), in Ausnahmefällen auch Sturmgewehre verwendet. Bei der Marine sind für die Luftverteidigung primär die Fregatten der Klasse F 124 vorgesehen, jedoch verfügen auch die meisten anderen Schiffe der Marine über Flugabwehrwaffen.

In Österreichs Bundesheer übernimmt die Fliegerabwehr diese Aufgabe. In der Schweizer Armee wird diese Truppengattung als Fliegerabwehrtruppe bezeichnet und ist Teil der Schweizer Luftwaffe.

In den US-amerikanischen Streitkräften wird die bodengebundene Flugabwehr traditionell von der US Army wahrgenommen.

Siehe auch

Literatur

  • Raimo Vehviläinen, Ahti Lappi, Markku Palokangas: INDEPENDANT FINLAND AIR DEFENCE CANNONS 1917 - 2000, Published by the Finnish War Museum, 1/2005, 260 pages
  • Zentrale Dienstvorschrift (zDV) 3/90 „Fliegerabwehr (zu Lande)“ der deutschen Bundeswehr

Weblinks


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