Luise Otto-Peters

Luise Otto-Peters
Louise Otto-Peters
Gedenkbriefmarke 1974
Denkmal für Louise Otto-Peters im Leipziger Rosental
Grabstein von Louise Otto-Peters und ihrem Mann auf dem Alten Johannisfriedhof

Louise Otto-Peters (Pseudonym Otto Stern; * 26. März 1819 in Meißen; † 13. März 1895 in Leipzig) war Schriftstellerin und Mitbegründerin der deutschen Frauenbewegung. Sie wurde „Lerche des Völkerfrühlings“ genannt. Ihre Verse waren von der Aufbruchstimmung des Vormärz getragen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Louise Otto stammte aus einer bürgerlichen, wohlhabenden Familie. Ihr Vater war Gerichtsdirektor, zeitweise auch Senator. Louise Otto wurde mit 17 Jahren Vollwaise; ihren Lebensunterhalt bestritt sie vor allem mit der Erbschaft und schriftstellerischer Tätigkeit. Als junge Frau hatte sie anlässlich eines Besuchs bei ihrer Schwester in Oederan die drückende Not der Fabrikarbeiter kennen gelernt und in ihrem Roman Schloss und Fabrik beschrieben. Das Erlebnis wurde zur Initialzündung, für die Rechte und für die Unterstützung der Arbeiter einzutreten. In Zeitungen veröffentlichte sie Artikel, zunächst unter dem Pseudonym „Otto Stern“ oder „ein sächsisches Mädchen“. Als 1843 Robert Blum in den Sächsischen Vaterlandsblättern die Frage nach der politischen Stellung der Frau aufwarf, antwortete Louise Otto im gleichen Blatt: „Die Teilnahme der Frau an den Interessen des Staates ist nicht ein Recht, sondern eine Pflicht.“

1841 stirbt Louises Verlobter, der Literat Gustav Müller, an Tuberkulose. Während der Märzrevolution 1848/49 richtete Louise Otto an die Kommission, die zu wirtschaftspolitischen Fragen in Sachsen arbeitete, die Forderung, auch für die Organisation der Frauenarbeit zu sorgen, u. a. deshalb, um Frauen nicht in die Prostitution zu treiben. 1849 wurde sie Herausgeberin der Frauenzeitung unter dem Motto „Dem Reich der Freiheit werb ich Bürgerinnen!“. Es folgten Hausdurchsuchungen, Verhöre, Auflösung der von ihr mitbegründeten Dienstboten- und Arbeiterinnenvereine aufgrund des preußischen Vereinsgesetzes von 1851, Verbot der Frauen-Zeitung 1850 aufgrund des sächsischen Pressegesetzes. Sie wich mit der Redaktion nach Gera aus, bevor 1852 ein endgültiges Verbot durch ein ähnliches preußisches Gesetz erfolgte.

Mit dem Schriftsteller August Peters, der als Teilnehmer an den Revolutionskämpfen von 1848/49 sieben Jahre Kerkerhaft verbüßen muss, verlobte sie sich im Gefängnis. 1858 fand die Hochzeit statt, und ab 1859 arbeitete das Ehepaar in Leipzig. Sie arbeitete in Bibliotheken Dresdens und Leipzigs, schrieb Artikel, Rezensionen und Romane und gab mit ihrem Mann August Peters bis zu dessen Tod 1864 die Mitteldeutsche Volkszeitung heraus. Unter anderem verfasste sie den Text der Oper Theodor Körner, welche der Komponist Wendelin Weißheimer eigens zum 50. Jubiläum der Völkerschlacht bei Leipzig komponiert hatte.

Sie war 1865 Mitbegründerin des Leipziger Frauenbildungsvereins und berief noch im gleichen Jahr die erste deutsche Frauenkonferenz nach Leipzig. Sie war auch Mitbegründerin des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF), den sie während der folgenden drei Jahrzehnte als erste Vorsitzende leitete. Sie arbeite zudem in der Redaktion der Vereinszeitung Neue Bahnen mit. Von ihr gingen Anregungen aus, Arbeiterinnen nicht nur als Zielgruppe karitativen und pädagogischen Wirkens, sondern auch als Mitstreiterinnen für die Rechte der Frau anzusprechen. Der Allgemeine Deutsche Frauenverein betrieb unter anderem eine Sonntagsschule, eine Fortbildungsschule für Mädchen und eine Speiseanstalt und veranstaltete Unterhaltungsabende für Frauen.

Ehrungen

In Leipzig erinnern ein Denkmal (im Rosental), ein Platz (Louise-Otto-Peters-Platz), eine Straße (Louise-Otto-Peters-Allee) und eine Gedenktafel (für ihr Wohnhaus seit 1868, in der Kreuzstraße), in Halle/S. eine Straße (Louise-Otto-Peters-Str.), sowie in Markranstädt das Louise Otto-Peters Gymnasium an sie. Auch ihr Grabstein ist auf dem Alten Johannisfriedhof erhalten.

Werke

  • Schloss und Fabrik. Roman. 1846 (zensiert); erste vollständige Ausgabe LKG, Leipzig 1996 (hrsg. und mit einem Nachwort von Johanna Ludwig)
  • Das Recht der Frauen auf Erwerb. Blicke auf das Frauenleben der Gegenwart. 1866; Leipziger Universitäts-Verlag, Leipzig 1997, ISBN 3-931922-69-3
  • Frauenleben im Deutschen Reich. Erinnerungen aus der Vergangenheit mit Hinweis auf Gegenwart und Zukunft. Schäfer, Leipzig 1876; Nachdrucke: Hüttemann, Paderborn 1988, ISBN 3-927029-02-5; Beas-Edition, Lage 1997, ISBN 3-932405-02-1
  • Mein Lebensgang. Gedichte aus 5 Jahrzehnten. Schäfer, Leipzig 1893 (Auswahl auf wortblume.de)
  • Geistliche Fürsten und Herren in Deutschland bis zur Säkularisation 1803. Verlag von Heinrich Matthes, Leipzig, 1869.

Literatur

  • Wendelin Weißheimer: Erlebnisse mit Richard Wagner, Franz Liszt und vielen anderen Zeitgenossen. Stuttgart/Leipzig 1898.
  • Ruth-Ellen Boetcher Joeres: Die Anfänge der deutschen Frauenbewegung: Louise Otto-Peters. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 1983 ISBN 3-596-23729-7
  • Christine Otto: Variationen des „poetischen Tendenzromans“. Das Erzählwerk von Louise Otto-Peters. Centaurus, Pfaffenweiler 1995 ISBN 3-89085-900-3
  • Ilse Nagelschmidt & Johanna Ludwig (Hrsg.): Louise Otto-Peters. Politische Denkerin und Wegbereiterin der deutschen Frauenbewegung. Sächsische Landeszentrale für Politische Bildung, Dresden 1996.
  • Carol Diethe: The life and work of Germany's founding feminist Louise Otto-Peters (1819 - 1895). Edwin Mellen Press, Lewiston/Queenston/Lampeter 2002 ISBN 0-7734-7048-4
  • Ludwig Fränkel: Louise Otto-Peters. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 52, Duncker & Humblot, Leipzig 1906, S. 737–742.

Weblinks


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