Madame Caillaux

Madame Caillaux

Henriette Caillaux (* 1874 in Paris als Henriette Raynouard; † 1943) war eine französische Sozialistin und die zweite Ehefrau des vorherigen Premierministers Joseph Caillaux. Ihre Ermordung des Chefredakteur des Figaro, Gaston Calmette, und vor allem ihr Freispruch im anschließenden Prozess lösten in Frankreich einen Skandal aus.

Ihren zukünftigen Ehemann lernte sie zu einem Zeitpunkt kennen, als Caillaux noch mit seiner ersten Frau verheiratet war. Während ihr Mann als Finanzminister Frankreichs tätig war, wurde er in einer Pressekampagne des „Le Figaro“ scharf attackiert. Calmette, der Chefredakteur der Zeitung, geriet in den Besitz von Schriftstücken, durch die Caillaux kompromittiert wurde. Die Veröffentlichung des Schriftstücks beschädigte Caillaux`s Reputation. Angeblich, um den guten Ruf ihres Mannes wiederherzustellen, beschloss Henriette Caillaux, Gaston Calmette zu erschießen. Am 16. März 1914 betrat Henriette Caillaux das Büro des Chefredakteurs und feuerte mehrere Schüsse auf Calmette, der kurz darauf in einem Krankenhaus in Neuilly verstarb.

Sie wurde sofort verhaftet und vor Gericht gestellt. Ihr Prozess wurde von den Boulevardmedien aufgegriffen und beschäftigte die französische Öffentlichkeit. Ihr Anwalt Fernand-Gustave-Gaston Labori überzeugte die Geschworenen, dass ihre Tat ein Produkt ihrer unkontrollierbaren weiblichen Emotionen sei, quasi ein „Mord aus Leidenschaft“. Entsprechend dem damaligen Frauenbild akzeptierte die Jury diese Version und sprach Henriette Caillaux am 28. Juli 1914 frei. Das Urteil löste starken Protest in Frankreich aus.

Verweise in der Populärkultur

Die Tat Henriette Caillaux wurde mehrfach verfilmt, so entstand bereits 1918 unter der Regie von Richard Stanton der Film „The Caillaux Case“. 1968 wurde unter dem Titel „Madame Caillaux“ eine Version für das deutsche Fernsehen produziert. Im Jahr 1985 wurde für das französische Fernsehen der TV-Film „L'Affaire Caillaux“ produziert.

Literatur

  • Berenson, Edward: Trial Of Madame Caillaux, University of California Press, 1992, ISBN 0520073479 (engl.)

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