- Magdeburg-Fermersleben
-
Fermersleben ist ein südlich gelegener Stadtteil der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt, Magdeburg. Der Stadtteil ist 3,4001 km² groß und hat 3.367 Einwohner (Stand 31. Dezember 2008).
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Im Osten bildet die Elbe die natürliche Grenze des Stadtteils; die Trennlinie zum nördlich gelegenen Stadtteil Buckau verläuft entlang des Schanzenweges. Hinter dem westlichsten Gleis des in Fermersleben ausgedehnten Schienennetzes des Rangierbahnhofs an der Bahnlinie nach Leipzig beginnt der Stadtteil Hopfengarten und im Süden beginnt mit der Hermannstraße bereits Salbke. Während das Fermerslebener Elbufer Höhen um 45 Meter aufweist, steigt das Gelände nach Westen bis auf 58 Meter über dem Meeresspiegel an. Zwischen dem Elbufer und der Bebauungszone liegen die beiden Salbker Seen I (32,6 ha) und II (19,1 ha). Der Buckauer Friedhof mit einer Größe von etwa neun Hektar liegt ebenfalls auf Fermerslebener Gebiet, an der Nordostgrenze zu Buckau. Das bebaute Gebiet bedeckt nur eine Fläche von etwa 0,6 km², also nur etwa 18 Prozent der Stadtteilfläche.
Infrastruktur
Fermersleben ist eine reine Wohnsiedlung ohne industrielle Ansiedlungen und mit nur wenigen Gewerbebetrieben, liegt aber im Einzugsbereich der westlich und südlich nahegelegenen Gewerbeparks. Dagegen sind mit dem Naherholungsgebiet Salbker Seen und dem Sportkomplex am nördlichen Ende der Straße Alt Fermersleben die Freizeitangebote vielfältig. Die Spannweite der Wohnbebauung reicht vom alten Dorfkern um die Mansfelder Straße über die Siedlung Zinckestraße aus den 1930er Jahren bis zur 1998 entstandenen Wohnanlage Alt Fermersleben. Der Stadtteil ist über Straßenbahn- und Buslinien an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden.
Geschichte
Auf dem Gebiet des heutigen Fermersleben wurde bereits in der frühen Jungsteinzeit (um 2000 v. Chr.) gesiedelt, dies haben Ausgrabungsfunde im südlichen Bereich des Stadtteils bewiesen. In der Zinckestraße wurde Gräber aus der späten Eisenzeit (um 200 v. Chr.) gefunden.
Das Dorf Fermersleben, in der ersten urkundlichen Erwähnung, der Schenkungsurkunde von König Otto I. für das Magdeburger Moritzkloster von 937, noch Fridumaresleba genannt, ist seinem Namen nach von deutschen Siedlern gegründet worden. Sein Name bedeutet soviel wie Ort des Fridumar. Im Zusammenhang mit der Gründung des Erzbistums Magdeburg kam Fermersleben 968 in den Besitz des Kloster Berge, das nachweislich 1105 eine Fähre im Ort betrieb. Zentrum der mittelalterlichen Besiedlung war der Bereich der heutigen Mansfelder Straße, wo auch eine Wehrkirche errichtet wurde. Durch Hungersnot und Pest in den Jahren 1316 und 1349 verlor Fermersleben ein Drittel seiner Einwohner. Während des Schmalkaldischen Krieges (1546 - 1551) schlug Kurfürst Moritz von Sachsen anlässlich der Belagerung Magdeburgs nahe von Fermersleben sein Feldlager auf. Während der anschließenden Kampfhandlungen wurden auch Teile von Fermersleben, so etwa die Kirche, zerstört.
Vom Dreißigjährigen Krieg scheint das Dorf weitgehend verschont geblieben sein, denn während 1563 nur 20 Hauswirte gezählt wurden, hatte sich deren Zahl 1683 bereits auf 25 erhöht. Allerdings war die Kirche zerstört worden und musste 1657 wieder aufgebaut werden. Es wurde in der Hauptsache Landwirtschaft betrieben, wobei man der Magdeburger Möllenvogtei als Vertreterin des Domkapitels abgabenpflichtig war. Nach brandenburgischer (bis 1806) und französischer Herrschaft (bis 1814) wurde Fermersleben anlässlich der preußischen Gebietsreform 1818 in den Kreis Wanzleben eingegliedert und unterstand dem Amt Salbke.
Ein radikaler Wandel der Ortsstruktur trat mit dem Beginn der Industrialisierung im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts ein. Vom benachbarten Buckau aus dehnten sich Industrieanlagen immer weiter nach Süden aus und beeinflussten so auch den Fermerslebener Raum. Die Schaffung einer Vielzahl von neuen Arbeitsplätzen in der unmittelbaren Nähe verursachte auch in Fermersleben einen regen Wohnungsbau, zunächst längst der Hauptstraße, dem heutigen Alt Fermersleben. In dem Zeitraum von 1840 bis 1900 verzehnfachte sich nahezu die Bevölkerungszahl von 452 auf 4.245. Von 1866 bis um 1920 bestand nördlich der Ortslage das zur Festung Magdeburg gehörende Fort I. Am 1. April 1910 erfolgte die Eingemeindung nach Magdeburg. Noch unmittelbar vor dem 1. Weltkrieg ließ eine Baugenossenschaft nördlichen des alten Ortskerns in der Faberstraße eine erste Wohnsiedlung errichten (s. Abb.1), die 1914 fertiggestellt war. Zwischen 1920 und 1938 entstand im Rahmen der Wohnungsbauprogramme der Weimarer Republik und des 3. Reichs eine größere Wohnsiedlung nördlich und südlich der Felgeleber Straße, an der auch der bekannte Magdeburger Architekt Carl Krayl beteiligt war (s. Abb.2). Auf dem Gelände des ehemaligen Mahrenholzhofes richtete der damalige Eigentümer Heinrich Böwe 1916 ein Kino mit 347 Sitzen ein. Seit dem 6. September 1926 verlief die Straßenbahnlinie Magdeburg - Schönebeck auch durch Fermersleben.
In der DDR-Ära gehörte Fermersleben zu den vernachlässigten Stadtteilen. Das bedeutete einerseits, dass das Fermerslebener Ortsbild nicht wie andernorts durch ungünstig platzierte Plattenbauten beeinträchtigt wurde, andererseits wurde die vorhandene Bausubstanz so vernachlässigt, dass der Verfall ganzer Straßenzüge drohte. Ein 1967 entworfener Generalbebauungsplan für Magdeburg sah dann auch unter anderem für Fermersleben den Abriss zahlreicher Wohnungen insbesondere des alten Ortskerns vor. Dieses Vorhaben kam jedoch wegen des andauernden Wohnraummangels nicht zur Ausführung. Positiv für Fermersleben wirkte sich der Ausbau der Salbker Seen zu einem Naherholungsgebiet aus.
Nach 1990 wurde die Bausubstanz Fermerslebens einer umfangreichen Sanierung unterzogen. Dies geschah bevorzugt in den Siedlungen, die zwischen den Jahren 1914 und 1938 errichtet wurden. Zu den wenigen Neubauten gehört eine Wohnanlage nahe dem alten Ortskern, die bestehend aus fünf Häusern mit insgesamt 112 Wohnungen ab 1998 errichtet wurde (s. Abb.3).
Bemerkenswerte Gebäude
- Am östlichen alten Ortskern steht in der Mansfelder Straße die 1657 errichtete Martin-Gallus-Kirche mit ihrem mittelalterlichen Turm. Sie ist die einzige im Fachwerkstil erbaute Kirche Magdeburgs.
- Ebenfalls in der Mansfelder Straße steht auf dem ehemaligen Mahrenholzhof ein dreigeschossiger Wohnturm, der vermutlich aus dem Jahre 1530 stammt (lt. Dehio sogar 13./14. Jahrhundert). Seine Mauern erreichen eine Stärke bis zu 1, 4 Meter. Ursprünglich waren die einzelnen Stockwerke nicht miteinander verbunden, sondern waren nur über das angebaute ehemalige Herrenhaus der Familie Mahrenholz zu erreichen. Eine Besonderheit stellt das sternförmige Satteldach dar, durch das an jeder Turmseite ein Giebel ausgebildet ist.
- Von 1866 bis etwa 1920 bestand in Fermersleben das Fort I der Festung Magdeburg.
Bedeutende Persönlichkeiten
- Martin Gallus, 1563 erster evangelischer Prediger in Fermersleben
- Günter Frede, * 21. Januar 1901 in Fermersleben, SPD-Politiker
Quellen
- Magdeburg und seine Umgebung, Akademie-Verlag Berlin, 1973
- Handbuch der historischen Stätten - Provinz Sachsen Anhalt, Alfred Körner Verlag, 1993, ISBN 3-520-31402-9
- Magdeburg - Architektur und Städtebau, Verlag Janos Stekovics, 2001, ISBN 3-929330-33-4
- Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, Deutscher Kunstverlag, 2002, ISBN 3-422-03069-7
- Puhle/Petsch, Magdeburg 805 - 2005, Verlag Janos Stekovics, 2005, ISBN 3-89923-105-8
- CD Sachsen-Anhalt - Amtliche Topografische Karten, Landesamt für Landesvermessung und Geoinformation, 2003
52.091811.6509Koordinaten: 52° 6′ N, 11° 39′ O
Stadtteile von MagdeburgAlt Olvenstedt | Alte Neustadt | Altstadt | Barleber See | Berliner Chaussee | Beyendorfer Grund | Beyendorf-Sohlen | Brückfeld | Buckau | Cracau | Diesdorf | Fermersleben | Gewerbegebiet Nord | Großer Silberberg | Herrenkrug | Hopfengarten | Industriehafen | Kannenstieg | Kreuzhorst | Leipziger Straße | Lemsdorf | Neu Olvenstedt | Neue Neustadt | Neustädter Feld | Neustädter See | Nordwest | Ottersleben | Pechau | Prester | Randau-Calenberge | Reform | Rothensee | Salbke | Stadtfeld Ost | Stadtfeld West | Sudenburg | Sülzegrund | Werder | Westerhüsen | Zipkeleben
Wikimedia Foundation.