Magnetischer Nordpol

Magnetischer Nordpol
1: Geographischer Nordpol; 2: Arktischer Magnetpol; 3: Arktischer geomagnetischer Pol; 4: Nordpol der Unzugänglichkeit
die Polarregion aus europäischer Blickrichtung
die Polarregion aus pazifischer Blickrichtung
Wanderung des arktischen Magnetpols

Der Nordpol ist im allgemeinen Sprachgebrauch der nördlichste Punkt der Erde, dieser wird auch als geographischer Nordpol bezeichnet. Darüber hinaus gibt es weitere Definitionen des arktischen Magnetpols und arktischen geomagnetischen Pols sowie des Nordpols der Unzugänglichkeit.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Derzeit liegen die vier verschiedenen Pole der nördlichen Hemisphäre bei jeder Definition im Arktischen Ozean (auch Nordpolarmeer genannt) bzw. auf dessen Inseln. Mit Verschiebung des Erdmagnetfeldes ändert sich die Lage des arktischen Magnetpols und des arktischen geomagnetischen Pols, was im Lauf der Erdgeschichte bereits mehrmals vorkam.

Die vier Pole der nördlichen Hemisphäre

Geographischer Nordpol

Der geographische Nordpol (1) ist der nördlichste Punkt der Erde und gemäß Definition von geographischem Pol der Schnittpunkt der Erdachse mit der Erdoberfläche in Richtung der Drehachse. Wie generell für Himmelskörper gilt, hat der geographische Nordpol eine feste Position bei der geographischen Breite von 90° 00’. Somit richtet sich der Blick von hier aus nur nach einer Himmelsrichtung: nach Süden.

An dieser Stelle der Erde befindet sich kein Festland, sondern nur Eis und Wasser. Das Nordpolarmeer besitzt an dieser Stelle eine Tiefe von 4087 m; der Meeresgrund wurde hier erstmals 2007 von einer russischen Forschungsexpedition erreicht. Nahe dem Zenit steht über dem geographischen Nordpol der Polarstern in nur 42' Abstand (2008), und die Sonne geht hier vom 21. März bis zum 23. September nicht unter (Polartag). Es folgen langsamer Sonnenuntergang, mehrwöchige Dämmerung, mehrere Monate Polarnacht, mehrwöchige Morgendämmerung und langsamer Sonnenaufgang.

Arktischer Magnetpol

Hauptartikel: Erdmagnetfeld

Der arktische Magnetpol (2) ist jener Punkt der nördlichen Hemisphäre, an dem die magnetischen Feldlinien des Erdmagnetfelds vertikal zur Erdoberfläche Richtung Erdmittelpunkt stehen (es handelt sich also im physikalischen Sinne um einen magnetischen Südpol). Ein speziell für solche Messungen konstruierter Kompass zeigt an diesem Punkt gemäß den Gesetzen des Magnetismus mit seiner „Norden“-Markierung senkrecht zum Erdmittelpunkt. Ein üblicher Kompass, dessen Nadel nur um die vertikale Achse drehbar ist, zeigt im Radius von circa 2000 km um den Magnetpol „irgendwohin“, da die waagerechte Komponente des Erdmagnetfelds nicht mehr stark genug für die Anzeige eines Magnetkompasses ausgeprägt ist.

Entdeckt wurde der arktische Magnetpol am 1. Juni 1831 von James Clark Ross nahe Kap Adelaide, Boothia-Halbinsel, Kanada; seinerzeit wurden 70° 05' N, 96° 28' W als Koordinaten ermittelt.

Bei der bisher letzten Expedition des Geological Survey of Canada im Jahre 2001 wurde seine Position ermittelt und die jährliche Wanderung hochgerechnet:[1]

 Jahr   Geographische Breite   Geographische Länge 
 2001  81° 3' N  110° 8' W
 2002  81° 6' N  111° 6' W
 2003  82° 00' N  112° 4' W
 2004  82° 3' N  113° 4' W
 2005  82° 7' N  114° 4' W

Der arktische Magnetpol ist also nicht ortsfest, sondern er verlagert sich ständig nach einem mehrschichtigen Muster:

Von Jahr zu Jahr verlagert sich der Magnetpol in einer grob vorhersagbaren Art. Derzeit wandert er jährlich um etwa 40 Kilometer nordwestwärts und hat die kanadischen Inseln im Nordpolarmeer verlassen. Betrag und Richtung der jährlichen Verlagerung sind aber nicht langfristig konstant. Bei konstanter Geschwindigkeit würde er in etwa 50 Jahren Sibirien erreichen, allerdings haben Messungen ergeben, dass sich die Wanderung zur Zeit beschleunigt.

Der arktische Magnetpol wandert täglich auf einer elliptischen Bahn um seine mittlere Position.

Eine kurzzeitige Verlagerung des Magnetpols kann es bei Störungen des Erdmagnetfeldes geben. Der Magnetpol weicht dann - solange die Störung dauert - um bis zu 50 km von seiner mittleren Position ab.

Im Lauf der Erdgeschichte hat sich das Magnetfeld der Erde mehrmals umgepolt. Diese Umpolungen konnten durch die Ausrichtung von Eisenablagerungen in Sedimenten verschiedener Tiefen nachgewiesen werden. Einige Wissenschaftler sehen in der oben genannten Beschleunigung der jährlichen Verlagerung einen Hinweis auf die (auf einer langen Zeitskala) bevorstehende Umpolung der Erde.

Arktischer geomagnetischer Pol

Der arktische geomagnetische Pol (3) auf der nördlichen Halbkugel ist ein theoretischer Pol des unregelmäßigen Erdmagnetfeldes, dem die Annahme entspricht, dass sich im Erdmittelpunkt ein Stabmagnet befände. Er lag 2005 bei etwa 79,74° N 71,78° W im Inglefield-Land östlich von Etah und nordöstlich von Qaanaaq.

Beim Vergleich der Koordinaten von arktischem Magnetpol (82° 42' Nord, 114° 24' West) und antarktischem Magnetpol (65° Süd, 135° Ost) fällt auf, dass sich die beiden Magnetpole weniger genau gegenüber liegen als die geomagnetischen Pole. Der eigentliche Unterschied zwischen den Magnetpolen und den geomagnetischen Polen besteht darin, dass die Magnetpole durch Messungen bestimmt werden, während die geomagnetischen Pole auf Berechnungen beruhen. Die geomagnetischen Pole sind nicht ortsfest - sie folgen einem ähnlichen Bewegungsmuster wie die Magnetpole.

Siehe auch: Pol (Geomagnetismus)

Nordpol der Unzugänglichkeit

Der Nordpol der Unzugänglichkeit (4) ist ein anderer Ausdruck für den küstenfernsten Punkt im Nordpolarmeer. Er befindet sich bei 84° 3′ N, 174° 51′ W84.05-174.850 und damit ca. 660 km vom geographischen Nordpol entfernt. Er wurde das erste Mal 1927 erreicht. Unterhalb des Nordpols der Unzugänglichkeit befindet sich kein Festland, sondern nur Eis und Wasser des hier etwa 3000 m tiefen Nordpolarmeeres.

Der Nordpol der Unzugänglichkeit ist ein irreführender Ausdruck, weil er nahelegt, dass Expeditionen in die Arktis hauptsächlich von den benachbarten Küsten aus unternommen würden, was in Wirklichkeit nicht der Fall ist. Unzugänglichkeitspole haben keine praktische Bedeutung - sie resultieren aus der Kreativität von Expeditionsforschern. Unzugänglichkeitspole sind nicht ortsfest - sie ändern sich mit dem Meeresspiegel. Im Vergleich ist der Südpol der Unzugänglichkeit der küstenfernste Punkt auf dem antarktischen Festland Antarktika.

Siehe auch: Pol der Unzugänglichkeit

Der magnetische Südpol

Magnet im Erdinneren

Oft führt die Frage zu Verwirrung, ob sich der magnetische Nordpol in der Arktis befindet oder in der Antarktis.

Historisch wurde dasjenige Ende einer Magnetitnadel, das immer gegen Norden zeigte, der Nordpol der Nadel genannt. Damals hatte man aber noch keine Kenntnis von dem dahinter liegenden Mechanismus. Als man sehr viel später den Magnetismus zu verstehen begann, merkte man, dass diese Definition dazu führte, dass die Erde im Norden definitionsgemäß einen magnetischen Südpol hat. Diese Definition war aber mittlerweile etabliert, für eine Änderung war es zu spät. Für den Physiker hat die Erde deshalb also im Norden einen magnetischen Südpol.

Für den Navigator und den Geografen ist der im Norden der Erde liegende Pol der Nordpol. Es wird dann weiter unterschieden zwischen dem geografischen Nordpol und dem magnetischen Nordpol. Um Missverständnisse zu vermeiden, können die Begriffe „Arktischer Magnetpol“ und „Antarktischer Magnetpol“ verwendet werden, was jedoch nicht gebräuchlich ist.

Erforschung

Siehe auch Hauptartikel: Geschichte der Nordpolexpeditionen

Schilder mit Entfernungen vom Nordpol zu den Heimatorten von Besatzungsmitgliedern; aufgestellt auf einer Eisscholle am Nordpol anlässlich seines Erreichens durch den schwedischen Eisbrecher Oden und das deutsche Forschungsschiff Polarstern am 6. September 1991

Offiziell wurde der geographische Nordpol erstmals von den US-amerikanischen Forschern Robert Edwin Peary und Matthew Henson sowie den Inuit Sigloo, Eghingwah, Ooqueah und deren Anführer Uutaaq am 6. April 1909 erreicht. Es gilt jedoch nicht als wissenschaftlich gesichert, dass diese Gruppe den Pol tatsächlich erreicht hat. Pearys Aufzeichnungen sind hierfür nicht ausreichend genau, und Matthew Henson berichtet in seinen Memoiren, er sei kurz vor Expeditionsleiter Peary am Nordpol gewesen und habe diesen dort getroffen. Gemeinsam habe man die Frage klären wollen, wer wohl als Erster am Pol gewesen sei. Zu dieser Klärung ist es jedoch offenbar nie gekommen.

Außer den Genannten nahm auch Frederick Cook für sich in Anspruch, als Erster den Nordpol erreicht zu haben, und zwar bereits am 21. April 1908, also ein Jahr vor Peary. Peary startete daraufhin eine Kampagne, um die Glaubwürdigkeit von Cook zu untergraben. Ein zentraler Teil dieser Kampagne war es, Cooks Erstbesteigung des Mount McKinley als Fälschung zu denunzieren. Cooks Beschreibungen des Wegs zum und der Umgebung des Nordpols lassen es aber als wahrscheinlich erscheinen, dass er 1908 tatsächlich zumindest in der Nähe des Nordpols war.[2]

Erst die Überfliegung des Nordpols im Jahr 1926 durch Umberto Nobile, Roald Amundsen und Lincoln Ellsworth an Bord der Norge ist wissenschaftlich einwandfrei gesichert. Zweifelsfrei nachgewiesen ist ferner, dass 1937 eine Gruppe sowjetischer Wissenschaftler unter der Leitung von Iwan Papanin zum Nordpol flog und dabei tatsächlich das Umfeld des Pols betrat. Der erste Mensch, der den Pol zu Fuß erreichte, war 1969 der Brite Sir Walter William Herbert.

Das nukleargetriebene U-Boot USS Nautilus erreichte am 3. August 1958 als erstes Schiff den geographischen Nordpol. Am 17. August 1977 gegen 04:00 Uhr Moskauer Zeit erreichte der sowjetische Atomeisbrecher Arktika als erstes über Wasser fahrendes Schiff den Nordpol. Hunderte Besatzungsmitglieder, Wissenschaftler und Fahrgäste betraten feierlich das direkte Polumfeld. Erst 1991 konnten nach schwerer Eisfahrt die beiden ersten konventionell angetriebenen Schiffe bis zum Nordpol vordringen: Der schwedische Eisbrecher Oden und das deutsche Forschungsschiff Polarstern erreichten den Pol am 6. September während einer dreimonatigen Expedition.

Am 2. August 2007 landeten zwei russische Mir-Tauchboote auf dem Meeresgrund am Nordpol in 4261 m Tiefe und setzten dort eine Titankapsel mit der russischen Flagge ab. Die Expedition hatte das Ziel, Bodenproben zu sammeln, um die russischen Territorialansprüche mit Beweisen zu stützen, dass der Nordpol zum sibirischen Festlandsockel gehört. (Hauptartikel: Politischer Status der Arktis).

Auch Dänemark, Kanada und Norwegen könnten territoriale Ansprüche erheben. In einem langen FAZ-Gespräch gab der Polarforscher Arved Fuchs schon Anfang 2007 zu Protokoll, ein politisch-wirtschaftlicher Wettlauf um den Nordpol sei wahrscheinlich (zahlreiche Beispiele): „Es kann durchaus zu einem Konfliktherd werden. Schließlich geht es um fossile Brennstoffe.“ [3]

2007 waren die britischen TV-Reporter Jeremy Clarkson und James May sowie die Mitglieder ihres Support-Teams im Rahmen eines Top-Gear-Specials die ersten Menschen, die den in der Polar Challenge festgelegten magnetischen Nordpol von 1996 bei 78°35.7'N 104°11.9’W mit einem Auto erreichten. Für die Expedition wurden stark modifizierte Varianten des Toyota Hilux sowie Toyota Landcruiser benutzt.

Siehe auch

Literatur

  • Frank Berger: Frankfurt und der Nordpol - Forscher und Entdecker im ewigen Eis, Schriften des Historischen Museums, Frankfurt am Main, Band 26, Michael Imhof Verlag Petersberg 2007. ISBN 978-3-86568-285-7.
  • Fergus Fleming: Neunzig Grad Nord. Der Traum vom Pol, Piper, 2004, ISBN 3-492-24205-7
  • Lars Schmitz-Eggen: Verschollen im Packeis. Die 2. deutsche Nordpolarfahrt 1869/70. Books on Demand, Norderstedt 2007. ISBN 978-3-8334-6877-3.
  • Christoph Seidler: Arktisches Monopoly. Der Kampf um die Rohstoffe der Polarregion. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2009, ISBN 978-3-42104-415-0.
  • Heinz Strathmann: Auf Mokassins zum Nordpol. Die Geschichte und Hintergründe eines kalten Abenteuers. Fakten zu Nordpol und Nordpol-Entdeckungen. Books on Demand, ISBN 978-3-8311-0717-9

Quellenangaben

  1. Geomagnetism – North Magnetic Pole. Geological Survey of Canada (16. Januar 2008). Abgerufen am 10. April 2009.
  2. Johannes Zeilinger: Auf brüchigem Eis, Berlin 2009
  3. Frankfurter Allgemeine: Schmilzt die Arktis, Herr Fuchs?

Weblinks


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