Apatschen

Apatschen
Apachen
Verbreitung der Apachen im 18. Jahrhundert
Gesamtpopulation

31.000

Gegenden mit größeren Populationen

Arizona, New Mexico und Oklahoma

Sprache

verschiedene Apache-Sprachen

Verwandte ethnische Gruppen

Navajo

Religion

Schamanismus, Christentum

Sigesh, Apache, Edward Curtis, 1907
Apachen (18. Jahrhundert): Ch - Chiricahua, M - Mescalero, J - Jicarilla, L - Lipan, Pl - Kiowa Apache, WA - Westliche Apachen, N - Diné
Apachen

Apachen (Zuñi-Wort für Feind), Eigenbezeichnung je nach Dialekt Inde, T`Inde, N`de, N`ne = „die Menschen”, ist die Sammelbezeichnung für verschiedene südliche Athapasken-Gruppen im Südwesten der heutigen USA und im Norden Mexikos. Die Sprachen der Apachen, Apache, bilden eine eigene Untergruppe der Na-Dené-Sprachfamilie, wie auch die der Diné. Die Apachen leben heute mehrheitlich in Reservaten in den US-Bundesstaaten New Mexico, Arizona und Oklahoma.

Inhaltsverzeichnis

Gruppen der Apachen

Die als Apachen zusammengefassten Stämme können wie folgt klassifiziert werden:

  • Chiricahua (Nahuatl: „wilde Krieger aus den Bergen”)
    • Chu-ku-nde/Chokonen (= „Ridge of the Mountainside People”, auch Hiu-Ha = „Volk der aufgehenden Sonne”, „wirkliche” oder „zentrale” Chiricahua)
    • Chi-he-nde/Chihenne (= „rot bemaltes Volk”, Warm Springs, „östliche” Chiricahua)
    • Bi-dan-ku/Bedonkohe (= „In Front of the End People”, Mimbreno, Mogollon, Gila Apache, „östliche” Chiricahua)
    • Ndè`ndai/Nednhi (= „feindliches Volk”, Bronco Apache, „südliche” Chiricahua)
  • Mescalero (span: „Mescalsammler”, Natage, Faraone, Eigenbez.: Shis-Inday = „Volk der (Berg)Wälder”)
    • Nataina (Natage)
    • Tuetinini
    • Tsihlina-Apachen (Chilpaines)
    • Guhlka-Apachen (Cuelcajenne)
    • Tahuunde
  • Anima-Gruppe (lebten als Nachbarn der Bedonkohe in den Mogollon Mountains)
  • Jicarilla (span: „kleine Körbe”, Eigenbez.: T`inde)
    • Olleros (span: „Töpfer”, Eigenbez.: Sai N`de = „Sand-Volk/Berg-Volk”)
    • Llaneros (span: „Volk der Ebene”, Eigenbez.: Kolkahin/Gulgahén = „Volk der Ebene”)
  • Lipan (von Ipa N`de = „Ipa`s Volk” Ndee buffalo hunters, Texas-Apache, Eigenbez.: Naizhan = „wir”, „von unserer Art”)
    • Tindi Nde (= "Warrior of the Mountain People", eigentliche Lipan)
    • Cuelcahen Nde (= "Tall Grass People/High Grass People")
    • Twid Nde (= "Tough People of the Desert")
    • Tu`tssn Nde (= "Great Water People")
    • Zit`is`ti Nde (= "Rock Tied to Head People")
    • Bi`uhit Nde (= "Many Necklaces People")
    • People of the Lava Beds
  • Kiowa-Apache (Eigenbez.: Na-di-isha-dena = „fürstliches Volk”, Plains-Apache, Gataka)
  • Westliche Apachen (Coyotero = „Coyotenesser”, auch Garroteros = „Keulenmänner”, Eigenbez.: T`iis Ebah N`nee = „Volk der grauen Baumwolle”)
    • White Mountain/Sierra Blanca („Volk der weißen Berge”)
      • Westliche White Mountain-Gruppe
      • Östliche White Mountain-Gruppe
    • Cibecue (von Dishchíí Bikoh = „Volk des roten Canyon”)
      • Canyon Creek-Gruppe
      • Carrizo-Gruppe (Tł’ohk’aa’ digaidn)
      • Cibecue-Gruppe (Dziłghą́’é)
    • San Carlos (Tsék’áádn)
      • Apache Peaks-Gruppe
      • San Carlos-Gruppe
      • Akonye-Gruppe
      • Pinaleno/Pinal (T’iisibaan; span: „Pinienvolk”)
      • Arivaipa/Aravaipa (Pima: „Feiglinge”, „Weiber”)
    • Tonto (span: „wild”, „verrückt”, Ben-et-dine = „wild”, „verrückt”, „die man nicht versteht”,Eigenbez.: Dilzhé`e)
      • Nördliche Tonto
        • Bald Mountain-Gruppe
        • Fossil Creek-Gruppe
        • Mormon Lake-Gruppe
        • Oak Creek-Gruppe
      • Südliche Tonto
        • Mazatzal-Gruppe
        • sechs Klein-Gruppen

Zuweilen werden auch einige Yuma-Stämme zu den Apachen gezählt, so die Yavapai, die Apache Mohave und die Hualapai/Walapai, die Yuma-Apachen.

Geschichte der Apachen

Die Apachen-Stämme wanderten im 14. und 15. Jahrhundert zusammen mit den Diné vom Norden, vermutlich über die östlichen Ausläufer der Rocky Mountains, in die Gegend der heutigen US-Bundesstaaten New Mexico und Arizona sowie ins westliche Texas, südöstliche Colorado und nördliche Mexiko.

Die Apachen-Gruppen (Gotahs) lebten als halbnomadische Sammler und Jäger, einige Gruppen betrieben zusätzlich Ackerbau. Hinzu gesellte sich das Beutemachen auf Raubzügen gegen ihre indianischen Nachbarn, die Pima, Pueblo-Indianer, Yuma, Pawnee, Caddo und Opata.

Die Apachen lebten in matrilinearen Lokalgruppen, die sich zu Gruppen (Gotahs) zusammenschlossen, „Stämme” im eigentlichen Sinn gab es nicht. Die Todfeinde der Apachen waren die Comanchen, Pima und die texanischen Stämme.

Die Apachen-Gruppen in Arizona, New Mexico und Mexiko lebten in Wickiups, einfachen Strauch- und Grashütten, die auf den Plains in Texas beheimateten Lipan- und Kiowa-Apachen in Tipis und die Mescalero und Jicarilla sowohl in Wickiups als auch in Tipis. Die Apachen bezeichneten ihre Behausungen als „Kowa”.

Die Apachen-Krieger waren keinem Häuptling (Nantan) zum Gehorsam verpflichtet, sondern schlossen sich einflussreichen Männern (und gelegentlich Frauen) an, die aufgrund ihres Reichtums, ihrer Fähigkeiten, persönlichen Überzeugungskraft und ihrer „Diyah” = „Kraft” Prestige besaßen. Meistens waren daher die Anführer gleichzeitig auch Schamanen (Diyin). Neben „Diya” besaßen manche Frauen und Männer zudem „Inda-ce-ho-ndi” („Enemies-Against-Power”), die ihnen ermöglichte, Feinde zu lokalisieren, deren Anzahl zu benennen und diesen durch ihre Macht zu schaden. Es gab zuweilen auch Kriegerinnen, wie zum Beispiel Lozen („geschickte Pferdediebin”) oder Gouyen („Weise Frau”).

Zwischen Raubüberfällen und Kriegszügen gab es bei den Apachen einen scharfen sozialen Unterschied: Raubzüge wurden organisiert, um Nahrungsvorräte, Pferde, Waffen u.a. zu besorgen. Ziel war es hierbei nicht zu töten, sondern möglichst ohne Verluste und Begegnung mit dem Feind erfolgreich die Familien zu versorgen. Diese Beutezüge wurden durch Lokalgruppen durchgeführt, die oft nur aus 10 - 20 Kriegern bestanden. Kriegszüge hingegen wurden von Gruppen organisiert, um den Tod eines Apachen zu rächen, und konnten aus bis zu 200 Kriegern bestehen. Dabei gab es bei den Apachen keine Kriegerbünde, die Apachen zählten keine Coups und erlangten durch die Tötung eines Feindes kein Prestige. Zudem nahmen sie keine Skalps.

Als vielleicht erster Weißer stieß 1540 der spanische Konquistador Francisco Vásquez de Coronado auf Apachen-Indianer. 1598 traf sein Landsmann Juan de Oñate auf sie. Er war der erste, der den Zuni-Begriff „Apachù” (= „Feind”) als „Apache” übernahm.

Durch die unfreiwillige Einführung des Pferdes durch die Spanier nach dem Pueblo-Aufstand von 1680 erhöhten sich die Mobilität und der Aktionsradius der Apachen-Gruppen enorm. Vom Arkansas River im südlichen Colorado im Norden bis in die mexikanischen Staaten Sonora, Sinaloa, Chihuahua, Coahuila, Durango und Jalisco im Süden, vom Colorado River im Westen bis nach Zentral- und Süd-Texas im Osten plünderten die Apachen indianische und weiße Besitzungen gleichermaßen. Tausende Indianer und Weiße wurden getötet und entführt, ganze Landstriche entvölkert. Hierdurch konnten die Apachen die Spanier und Mexikaner größtenteils aus ihrem Gebiet, das die Spanier Apacheria nannten, fernhalten.

Zum gemeinsamen Schutz und um die Apachen zu isolieren, schlossen die Spanier und Mexikaner Allianzen mit den Pima, Opata, Tarahumara, Pueblo, Wichita, Caddo und ab 1786 mit den Comanche. Als Gegenleistung für die indianische Unterstützung öffneten die Spanier und Mexikaner ihre Märkte den indianischen Produkten und Waren und versorgten die Stämme mit Waffen und logistischer Unterstützung in deren Kämpfen gegen die Apachen.

Im Jahr 1835 führten die mexikanischen Staaten Sonora und Chihuahua Skalp-Prämien auf Apachen-Skalpe ein, um des „Apache-Problems” Herr zu werden. Während dieser Auseinandersetzungen schlossen immer wieder einzelne mexikanische Staaten mit verschiedenen Apachen Verträge ab, boten diesen Schutz vor Verfolgungen durch die Armee und erlaubten den Banden Zugang zu ihren Märkten, um dort Beute und Produkte gegen Waffen, Munition, Kaffee, Zucker und andere Waren einzutauschen.

Als später die USA ehemals mexikanische Gebiete übernahmen, lieferten die Apachen der US-Armee erbitterte Kämpfe. Die „Apache-Kriege” (1850–1890) waren die längsten und kostspieligsten Kriege der USA. Durch die hohen Verluste an Soldaten und Zivilisten, die Schwierigkeiten im Gelände, die Schnelligkeit, Schlauheit und Grausamkeit der Apachen und ihren verzweifelten und langandauernden Widerstand wurden viele ihrer Anführer berühmt. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts kapitulierten die letzten Apachen und zogen in Reservate. Die letzten Überfälle kleiner Apachen-Gruppen erfolgten 1930 auf Ansiedlungen und Auswanderer im Norden Mexikos.

Berühmte Anführer: Juan Josè Compa, Mangas Coloradas, Cochise, Nana, Geronimo, Juh, Victorio, Santana, Gian-na-tah, Delshay, Chuntz, Naiche und Ulzana

Noch Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Apachen-Kinder von ihren Eltern getrennt und weißen US-Bürgern zur Adoption gegeben. Die Enkel oder Urenkel erfahren dies heute nur noch aus mündlichen Überlieferungen, wenn ein Apachen-Kind damals alt genug war, sich zu erinnern.

Demographie

1840 zählten sie etwa 15.000, 1906 nur noch 6000. Der US-Zensus von 2000 nennt 96.833 Apachen, wovon rund 31.000 gemischter ethnischer Herkunft sind. Die Zahlenangabe von 1840 ist höchstwahrscheinlich eine Übertreibung der Spanier und Mexikaner, deren Schätzungen bis zu 30.000 Menschen reichten, anscheinend zählten alle Apachen zusammen niemals mehr als 10.000.

Karl Mays Winnetou

Durch den Umstand, dass ein französischer Schriftsteller bereits einen Comanchen zum Helden seiner Abenteuergeschichten auserkoren hatte, sah sich der Schriftsteller Karl May veranlasst, seinen „Edelindianer“ Winnetou einem anderen Indianervolk zugehörig zu erklären. Er wählte, nicht ohne Hintergedanken, die Todfeinde der Comanche, nämlich die Apachen und verpasste damit seiner Romanfigur die Identität eines Mescalero. Seit diese Bücher in Deutschland Verbreitung fanden, genießen die Indianer und insbesondere das Volk der Apachen hierzulande eine gewisse Verehrung, die sich auch in der Heimat der 'native American people' herumgesprochen hat. Dort betrachtet man die Aufmerksamkeit der Deutschen, die sich nicht nur für die Kriegstaktik der Apachen interessieren, sondern auch für deren kulturelle Identität, mit Wohlwollen.

Neben den Büchern Mays sind auch die Karl-May-Filme der 1960er Jahre zu einem nicht unwesentlichen Anteil Ursache an diesem Interesse. Der Schauspieler Pierre Brice, dessen Verdienst es war, immer wieder ein Stück mehr Authentizität in die Darstellung dieser Indianerfigur zu importieren, sei es durch Kostümwahl oder durch Einflussnahme seinerseits auf die Handlung. Auch wegen der Popularität dieses französischen Indianers kamen Vertreter der Nordamerikanischen Indianer nach Bad Segeberg, wo man den Schauspieler zum Ehrenhäuptling ernannte.

Einen „größten Häuptling der Apachen“ hat es jedoch nie gegeben. Die Apachen lebten und jagten in Lokalgruppen mit jeweiligem Anführer. Darauf geht Winnetou auch in der Serie Mein Freund Winnetou ein, als er darauf hinweist, dass das Wort „Häuptling“ ein Wort der Weißen sei und dass er bei den Chiricahua-Apachen nicht erwarten könne, auf Gehör zu stoßen, da er Mescalero sei.

Verfilmungen

1973/74 drehte die DEFA die Spielfilme Apachen - Blutige Rache und Ulzana – Schicksal und Hoffnung, die das Leben der Apachen, speziell das des Häuptlings Ulzana thematisieren. Das Bestreben der Indianer, mit ihren weißen Nachbarn friedlich zusammenzuleben und sich von der Landwirtschaft zu ernähren, sowie die blutige Niederschlagung dieses Unterfangens werden in den beiden Filmen packend, aber trotzdem so geschichtsnah wie möglich dokumentiert.

Sonstiges

  • Ein schwarzer Halbedelstein heißt Träne der Apachen oder Apachenträne, eine Form des Obsidians.
  • Ein bekannter Nonsensvers von Robert Gernhardt lautet: Paulus schrieb an die Apatschen: „Ihr sollt nicht nach der Predigt klatschen.“

Siehe auch

Liste nordamerikanischer Indianerstämme

Weblinks


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