Marburg-Biedenkopf

Marburg-Biedenkopf
Wappen Deutschlandkarte
Wappen des Landkreises Marburg-Biedenkopf Deutschlandkarte, Position des Landkreises Marburg-Biedenkopf hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Gießen
Verwaltungssitz: Marburg
Fläche: 1.262,56 km²
Einwohner: 252.187 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 200 Einwohner je km²
Kfz-Kennzeichen: MR
Kreisschlüssel: 06 5 34
Kreisgliederung: 22 Gemeinden
Adresse der Kreisverwaltung: Im Lichtenholz 60
35043 Marburg
Webpräsenz:
Landrat: Robert Fischbach (CDU)
Lage des Landkreises Marburg-Biedenkopf in Hessen
Karte
Gemeinden im Landkreis Marburg-Biedenkopf

Der Landkreis Marburg-Biedenkopf liegt im Regierungsbezirk Gießen in Mittelhessen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Der Landkreis liegt im Westen des Regierungsbezirks Gießen und grenzt im Norden an den nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg, im Nordosten an den Schwalm-Eder-Kreis, im Osten, Süden und Südwesten an die mittelhessischen Landkreise Vogelsbergkreis, Landkreis Gießen und Lahn-Dill-Kreis sowie im Westen an den nordrhein-westfälischen Kreis Siegen-Wittgenstein. Kreisstadt ist das Oberzentrum Marburg.

Das Kreisgebiet ist in seiner größten West-Ost-Ausdehnung etwa 76 Kilometer breit, in Nord-Süd-Richtung etwa 36 Kilometer.

Höchster Berg ist mit 674 m die Sackpfeife im äußersten (Nord-)Westen bei Biedenkopf. Höchster Punkt ist dabei die Spitze des 210 m hohen Funkmastes des Senders Biedenkopf, was addiert mit der Höhenlage des Standortes eine Höhe von 868 m ergibt.

Niedrigster Punkt mit etwa 168 m ist die Lahnaue zwischen Fronhausen und Sichertshausen im Süden des Kreises an der Grenze zum Landkreis Gießen.

Die Fläche des Landkreises lässt sich folgendermaßen aufgliedern. 14,3 % oder 17.996 ha sind Siedlungs- und Verkehrsflächen, 55.489 ha oder 43,9 % der Fläche sind landwirtschaftlich genutzt. Die Waldfläche beträgt 51.582 ha oder 40,9 %, 1.189 ha oder 0,9 % sind mit Wasser bedeckt.

Naturräumliche Gliederung

Hauptartikel: Naturräume im Landkreis Marburg-Biedenkopf[1] [2]


Das Kreisgebiet liegt an der Nahtstelle dreier Mittelgebirgs-Großlandschaften. Eine in Nord-Süd-Richtung verlaufende Talsenke, die sich vom Norden des Landkreises über die Wetschaft-Senke (Münchhausen, Wetter, Lahntal) zieht, nach dem Überqueren des Lahn-Oberlaufes in die Elnhausen-Michelbacher Senke (westliche Marburger Ortsteile) übergeht und schließlich im Süden des Kreisgebietes (Weimar und Fronhausen) das Gießener Becken und damit wieder das Tal der Lahn trifft und darin seine Verlängerung findet, trennt die Ausläufer des Rheinischen Schiefergebirges im Westen von den Landschaften des Westhessisches Berg- und Senkenlandes (Haupteinheitengruppe 34) im Osten.

Das Obere Lahntal westlich Sterzhausens wiederum teilt in Ost-West-Richtung die Rheinischen Schiefergebirgs-Ausläufer in die des Rothaargebirges (Haupteinheitengruppe 33 - Süderbergland) im Nordwesten und die des (naturräumlichen) Westerwaldes (32) im Westen und Südwesten des Kreisgebietes.

Die bis 674 m hohen Ausläufer des Rothaargebirges (Sackpfeife nebst Vorhöhen) nehmen im Nordwesten nur kleinere Teile des Landkreises ein.

Das naturräumlich zum Westerwald gezählte, im Landkreis bis 578 m hohe Gladenbacher Bergland nimmt dem gegenüber fast die gesamte westliche Hälfte des Kreises ein. Während sein Nordosten vom Kuppenland der Damshäuser Kuppen um den 498 m hohen Rimberg geprägt ist, wird der Westen vom (knapp jenseits der Kreisgrenze) an der Angelburg bis 609 m hohen Plateau der Bottenhorner Hochflächen dominiert, der nach Norden in den Breidenbacher Grund allmählich zum Lahntal hin abflacht und nach Süden in den etwas weniger hohen Zollbuche-Höhenzug übergeht. Das letztgenannte Teilgebirge wird nach Osten hin umrahmt vom reliefarmen Hügelland des Salzbödetals, das nach Osten bis an die Lahn reicht.

In der zum Westhessischen Bergland gezählten Osthälfte des Landkreises werden in den größtenteils aus Buntsandstein bestehenden Rücken nur Höhen von um 400 m bei einer Reliefenergie von etwa 200 m erreicht. Hierzu gehören neben den das Lahntal begrenzenden Höhenzügen von Marburger Rücken und Lahnbergen auch der Burgwald im Norden, die Oberhessische Schwelle mit dem Neustädter Sattel im Osten und das basalthaltige Lumda-Plateau im Süden.

Alle genannten Höhenzüge (bis auf den Marburger Rücken) rahmen im Uhrzeigersinn die große und gänzlich unbewaldete Talsenke des Amöneburger Beckens mit dem markanten Basaltkegel der Amöneburg als einziger nennenswerten Erhebung ein.

Berge

Hauptartikel: Liste der Berge im Landkreis

Die als Ausflugsziele und Aussichtspunkte wichtigsten Berge des Landkreises sind die 674 m hohe Sackpfeife in den Rothaargebirgs-Ausläufern nördlich von Biedenkopf, der 498 m hohe Rimberg im Kuppenland nahe Dautphetal-Damshausen, das zur Zollbuche (Naturraum) zählende 498 m hohe Schönscheid südwestlich von Bad Endbach, die 454 m hohe Koppe an der östlichen Zollbuche bei Gladenbach-Erdhausen, der 387 m hohe Christenberg und Burg Mellnau im westlichen Burgwald unweit Wetters, der 380 m hohe Burgholz nördlich Kirchhains an der Oberhessischen Schwelle, die 365 m hohe, im Amöneburger Becken singuläre Amöneburg sowie der 380 m hohe Ortenberg mit dem Spiegelslustturm und der 370 m hohe Frauenberg auf den Lahnbergen nah Marburg.

Klima

Die Jahresmittel der Niederschläge betragen im Raum Marburg etwa 600-700 mm, im gebirgigeren Westteil des Landkreises 850-1000 mm [3].

Gewässer

Von den vielen Gewässern des Landkreises ist die Lahn mit einer Gesamtlänge von 242 km das mit Abstand größte Gewässer. Sie durchfließt den Kreis von Westen her bis etwa zur Mitte des Kreisgebietes, um sich bei Marburg nach Süden zu wenden und bei Sichertshausen das Kreisgebiet zu verlassen. Fast alle weiteren Gewässer fließen in die Lahn und gehören damit zum Rheineinzugsgebiet.

Eine Ausnahme bildet der durch den Neustädter Sattel abgetrennte nordöstlichste Teil. Der Neustädter Sattel gehört zur Rhein-Weser-Wasserscheide, weswegen die jenseits befindlichen Orte des Landkreises - welches genau die Ortsteile von Neustadt sind - zum Wesereinzugsgebiet gehören. Einziger erwähnenswerter Fluss ist hierbei die Wiera, die von links in die Schwalm, dem wichtigsten Nebenfluss der Eder, mündet.

Im Nordwesten des Kreisgebietes in der Nähe der Sackpfeife bildet die Wasserscheide zur Eder genau die Kreisgrenze, im Norden an der Wetschaft-Senke verläuft die Wasserscheide grenznah, jedoch ausschließlich jenseitig.

Folgende Lahn-Nebenflüsse sind für das Kreisgebiet von Bedeutung:

Name
Zufluss-
seite
Länge
[km]
Einzugsgebiet
[km²]
Mündungshöhe
[m. ü. NN]
Gemeinden
Lahn entfällt 242 5964 600 Biedenkopf, Dautphetal, Lahntal, Marburg, Weimar, Fronhausen
Perf rechts 19,95 113,13 285 Bad Endbach, Steffenberg, Breidenbach
Dautphe rechts 8,8 41,81 245 Dautphetal
Wetschaft links 29,0 196,21 192 Münchhausen, Wetter, Lahntal
Ohm links 59,0 984 188 Stadtallendorf, Amöneburg, Kirchhain, Cölbe
Allna rechts 19,1 92,02 172 Gladenbach, Weimar, Marburg
Wenkbach rechts 7,2 20,77 168 Weimar
Zwester Ohm links 20,0 69 167 Ebsdorfergrund, Fronhausen
Salzböde rechts 27,6 137,85 154 Bad Endbach, Gladenbach, Lohra, Fronhausen

Folgende Nebenflüsse der obigen Flüsse sind im Kreisgebiet außerdem je von Bedeutung (Flusssysteme lahnabwärts geordnet):

  • Perf
    • Gansbach (Angelburg, Steffenberg)
    • Hörle (Steffenberg)
    • Diete (südwestliche Breidenbach-Ortsteile)
  • Wetschaft
    • Treisbach mit Engelbach (nordöstliche Biedenkopf-Ortsteile, Wetter)
      • Asphe (westliche Münchhausen-Ortsteile, westliche Wetter-Ortsteile)
  • Ohm
    • Klein (südliche Stadtallendorfer Ortsteile, Amöneburg)
    • Wohra (Wohratal, Rauschenberg, Kirchhain)
  • Allna
    • Ohe (Dautphetal-Damshausen, nordöstliche Gladenbach-Ortsteile, Weimar, Marburg-Hermershausen)
  • Salzböde
    • Vers (südliche Lohra-Ortsteile)

Zwischen Kirchhain und Marburg bietet das Rückhaltebecken des größten Lahn-Zuflusses Ohm der Stadt Marburg bisher zuverlässigen Hochwasserschutz, im Westen hält der Perfstausee bei Biedenkopf bei Bedarf größere Wassermassen zurück. Zusätzlich sind im Bereich der oberen Lahn zum Beispiel zwischen Lahntal-Caldern und Lahntal-Sterzhausen im Rahmen eines Forschungsprojektes Maßnahmen zur Renaturierung und zum vorbeugenden Hochwasserschutz umgesetzt worden.

Geschichte

Im Rahmen der hessischen Kreisreform wurden zum 1. Juli 1974 die beiden Landkreise Marburg und Biedenkopf zusammen mit der kreisfreien Stadt Marburg zum neuen „Landkreis Marburg-Biedenkopf“ verschmolzen. Die Gemeinden Roth und Simmersbach aus dem Altkreis Biedenkopf wurden dabei in die Gemeinde Eschenburg im Lahn-Dill-Kreis ausgegliedert. Die Großgemeinde Bischoffen wechselte ebenfalls in den Lahn-Dill-Kreis. Die Gemeinde Braunstein (Nordeck und Winnen) wurde Teil der Stadt Allendorf (Lumda) im Landkreis Gießen.[4] (Aus der Gemeinde Schiffelbach im Altkreis Marburg war bereits am 1. Januar 1974 ein Stadtteil von Gemünden (Wohra) im Landkreis Waldeck-Frankenberg geworden.[5]) Die Stadt Marburg wurde dabei eine der sieben Sonderstatusstädte in Hessen.

Mit der Zusammenlegung wurden zwei 350 Jahre getrennte Verwaltungs-Gebiete wieder vereinigt, die aus historischer Sicht zusammengehören. Auch naturräumlich sind der ehemaligen Landkreis Marburg und der Landkreis Biedenkopf als zusammengehörig anzusehen.

Der Raum Marburg-Biedenkopf war ehemals die trachtenreichste Region Deutschlands.(z.B. Hinterländer Trachten, Marburger Trachten)

Geschichte vor 1974

Das heutige Kreisgebiet gehörte im Laufe der Geschichte überwiegend zur Landgrafschaft Hessen, einige Gebiete auch zum erzbischöflichen Kurfürstentum Mainz. Bei der hessischen Landesteilung kam der Raum Marburg zu Hessen-Kassel, das sog. Hinterland (die Ämter Battenberg, Blankenstein, Biedenkopf, Hatzfeld und Vöhl) zu Hessen-Darmstadt. Das kurmainzische Amöneburg kam erst 1803 zu Hessen-Kassel.

1821 bildete das Kurfürstentum Hessen-Kassel die Landkreise Marburg und Kirchhain. Im Großherzogtum Hessen (Darmstadt) entstanden die Landratsbezirke Battenberg (mit Biedenkopf) und Gladenbach, welche 1832 zum Landkreis Biedenkopf vereinigt wurden. Im Jahr 1866 annektierte Preußen das Kurfürstentum Hessen und das Herzogtum Nassau, die es zur Provinz Hessen-Nassau zusammenschloss. Gleichzeitig erhielt Preußen vom Großherzogtum Hessen den Landkreis Biedenkopf, so dass alle drei Landkreise Bestandteil der Provinz Hessen-Nassau wurden. 1929 schied die Stadt Marburg aus dem Landkreis Marburg aus und wurde kreisfrei. Drei Jahre später, 1932, wurde der Kreis Kirchhain mit dem Kreis Marburg vereinigt, ferner wurde der Kreis Biedenkopf neu gegliedert. Er verlor rund 40% seines Gebietes an den Kreis Wetzlar, der gleichzeitig von der Rheinprovinz in die Provinz Hessen-Nassau umgegliedert wurde, und an den Kreis Frankenberg.

Politik

Kreistag

Der Vorsitzende des Kreistages Marburg-Biedenkopf ist seit April 2006 Heinrich Herbener (CDU). Im Landkreis Marburg-Biedenkopf regiert seit Mai 2001 eine Jamaika-Koalition aus CDU, Bündnis 90/ Die Grünen und FDP mit Unterstützung der Freien Wähler. Sie gehörte zu den ersten Koalitionen dieser Art überhaupt in Deutschland.

Die Kommunalwahl am 26. März 2006 lieferte folgendes Ergebnis:[6]

Sitzverteilung im Landkreis Marburg-Biedenkopf nach der Kommunalwahl 2006
Parteien und Wählergemeinschaften  %
2006
Sitze
2006
 %
2001
Sitze
2001
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 39,6 32 38,3 31
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 36,1 29 38,8 32
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 8,9 7 8,6 7
FDP Freie Demokratische Partei 4,0 4 3,9 3
Freie Wähler FWG/Bürger für Marburg-Biedenkopf 4,0 3 3,8 3
REP Die Republikaner 2,5 2 3,7 3
Die Linke.PDS Linkspartei.PDS 4,9 4 2,4 2
Die Tierschutzpartei Die Tierschutzpartei 0,4 0
NPD Nationaldemokratische Partei Deutschlands 0,1 0
Gesamt 100,0 81 100,0 81
Wahlbeteiligung in % 47,3 55,6

Landrat

Landrat des Landkreises Marburg-Biedenkopf ist seit Februar 1996 Robert Fischbach (CDU). Er wurde Nachfolger von Prof. Dr. Kurt Kliem (SPD), der aus Altersgründen nicht mehr antrat.

Seit der Entstehung des Landkreises Marburg-Biedenkopf gab es fünf Landräte. 1974 übernahm der Landrat des ehemaligen Kreises Marburg, Dr. Burghard Vilmar (SPD), kommissarisch die Aufgabe im neu geschaffenen Kreis, bevor Dr. Siegfried Sorge von der Freien Wählergemeinschaft das Amt im Januar 1975 übernahm. Nachfolger wurde im Juni 1981 Dr. Christean Wagner (CDU), der bis Juli 1985 im Amt war. Danach leitete Prof. Dr. Kurt Kliem elf Jahre lang die Geschicke des Landkreises, der dann 1996 von Robert Fischbach als erstem direkt gewählten Kandidaten abgelöst wurde. Im September 2007 wurde Landrat Robert Fischbach im ersten Wahlgang für eine dritte Amtszeit bis ins Jahr 2014 wiedergewählt.

Weiterer hauptamtlicher Dezernent ist Dr. Karsten McGovern (Bündnis 90/Die Grünen).

Wappen

Wappen des Landkreises Marburg-Biedenkopf

Blasonierung:

In Blau der golden gekrönte und bewehrte, zehnmal von Silber und Rot geteilte hessische Löwe, der in seinen Pranken einen silbernen Schild mit durchgehendem schwarzem Kreuz hält (Wappen-Verleihung 1930 und neu am 11. Juli 1975).

Bedeutung:

Der hessische Löwe steht für die Landgrafschaft Hessen bzw. deren Nachfolgestaaten, zu denen das überwiegende Kreisgebiet gehörte. Das Kreuz steht für den Deutschen Ritterorden, der in Marburg eine bedeutende Niederlassung hatte und dem zahlreiche Ländereien gehörten.

Partnerschaften

Weiterhin bestehen freundschaftliche Kontakte mit den deutschen Landkreisen

sowie der italienischen Gemeinde

Kultur

Die meisten kulturellen Aktivitäten des Landkreises geschehen in enger regionaler Abstimmung mit der Universitätsstadt Marburg.

Sprache

Neben dem Hochdeutschen wird im Landkreis auch der Dialekt – das Platt – gepflegt. Der Dialekt gehört zum Mittelhessischen, wobei das Hinterländer Platt überwiegend im westlichen Teil des Landkreises gesprochen wird. Demgegenüber besteht im (nord-)östlichen Teil eher ein Mischgebiet zum Niederhessischen Dialekt. Nachdem bis in die 1960er Jahre der Dialekt noch meist als erste Sprache gesprochen wurde, drohte der Dialekt zum Ende des 20. Jahrhunderts hin auszusterben. Steigendes regionales Bewusstsein, welches sich unter anderem durch die Bildung von Dialektvereinen ausdrückt und die wissenschaftliche Begleitung an der Philipps-Universität, versuchen dem entgegenzuwirken.[9] [10]

Traditionspflege

Der Raum Marburg-Biedenkopf war ehemals die trachtenreichste Region Deutschlands. Insbesondere die Frauentrachten weisen eine große Vielfalt auf. Im Kreis wird unterschieden zwischen den Hinterländer Trachten und den Marburger Trachten. Nachdem die Männertrachten bereits ab Mitte des 19. Jahrhunderts aus der Mode kamen, war das Tragen von Frauentrachten ab der Zeit des Nationalsozialismus für Schüler verpönt und teilweise auch untersagt. So verringerte sich die Zahl stetig. Heute sind insbesondere in den Dörfern noch vereinzelt ältere Frauen mit Trachten anzutreffen. Zur Trachtenpflege gibt es im Landkreis einige Trachten- und Trachtentanzvereine.

In einigen Orten werden so genannte „Grenzgangsfeste“ gefeiert. Die großen Grenzgangsfeste im Landkreis finden jeweils alle sieben Jahre in den Orten Biedenkopf, Buchenau, Goßfelden und Wetter statt. Diese Feste gehen auf die Abschreitung der Gemarkungsgrenzen im späten Mittelalter zurück.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die wirtschaftlichen Schwerpunkte des Landkreises liegen in Marburg, wo besonders der Dienstleistungsbereich durch die Philipps-Universität und die Nachfolgefirmen des einstigen Pharmaunternehmens Behringwerke vertreten ist, in Stadtallendorf, wo neben der Eisengießerei Winter mit Ferrero der größte Arbeitgeber des Kreises beheimatet ist sowie im westlichen Teil des Kreises in den Gemeinden Biedenkopf, Breidenbach und Dautphetal, die zusammen als gewerblicher Schwerpunkt ausgewiesen sind. Dort und in Gladenbach-Erdhausen lassen sich einige traditionsreiche und weltbekannte Modell- und Formenbaufabriken finden. Die Gemeinden Bad Endbach, Gladenbach und Lohra betreiben zusammen einen interkommunalen Gewerbepark (siehe Hauptartikel Lahn-Dill-Gebiet).  [11]

Der Landkreis weist außerdem eine vergleichsweise niedrige Arbeitslosigkeitsrate auf.

Verkehr

Das Gesamtgebiet des Landkreises wird von keiner Bundesautobahn durchquert. Aus Nordosten führt nach dem Ende der A49 bei Borken (Hessen) (Schwalm-Eder-Kreis) die B3 in das Kreisgebiet, die ab Marburg in Richtung Süden meist zweispurig ausgebaut über den Gießener Ring (A 485) Anschluss an die A45 (Köln, Dortmund oder Frankfurt am Main) und A5 Richtung Frankfurt bietet. In südwestliche Richtung bietet ebenfalls die B3 Anschluss an die B255 nach Koblenz und die B49 nach Limburg. Südöstlich führt die B62 von der A5 ab Abfahrt Alsfeld (Vogelsbergkreis) in den Kreis hinein und nordwestlich ebenfalls in Richtung A45 hinaus.

Wichtige und zum Teil kontrovers diskutierte Verkehrsplanungen und -probleme betreffen vor allem den Weiterbau der A49, der Lückenschluss der A4 zwischen Siegen und dem Hattenbacher Dreieck sowie den Bau von Umgehungsstraßen entlang der B62 im relativ engen Lahntal und der B 252.

Die wichtigste Eisenbahnverbindung des Landkreises ist die Strecke der Main-Weser-Bahn Frankfurt - Gießen - Kassel mit IC-Halt allein in Marburg. Regionalexpress-Züge auf der Strecke Frankfurt - Kassel halten in Marburg, Kirchhain, Stadtallendorf und Neustadt. Eingleisige Nebenstrecken verbinden Marburg einerseits mit Frankenberg (die so genannte Burgwaldbahn) sowie andererseits mit Erndtebrück (Kreis Siegen-Wittgenstein, Nordrhein-Westfalen) über die Obere Lahntalbahn. Von 1905 bis 1972 betrieb der Kreis Marburg eine eigene Eisenbahnstrecke vom Bahnhof Marburg-Süd in den Ebsdorfergrund nach Dreihausen (Marburger Kreisbahn).

Der Nahverkehr wird vom Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) in Kooperation mit dem Regionalen Nahverkehrsverband (RNV) Marburg-Biedenkopf organisiert. Den Zuschlag für die im Landkreis erstmals verteilten Linienbündel der Buslinien erhielt für den Bereich „LMR-Nordwest“ die Verkehrsgesellschaft Mittelhessen. Die beiden Linienbündel „LMR-Nordost“ und „LMR-West“ wurden im Jahr 2006 vergeben.

Der internationale Flughafen Frankfurt am Main liegt etwa eine Autostunde entfernt, Zugverbindungen benötigen mit Umsteigen Frankfurt (Main) Hauptbahnhof ungefähr eine Stunde und zwanzig Minuten.

Ein kleiner Flugplatz befindet sich im Cölber Ortsteil Schönstadt.

Städte und Gemeinden

(Einwohner am 31. Dezember 2007[12])

Städte

  1. Amöneburg (5246)
  2. Biedenkopf (13.519)
  3. Gladenbach (12.344)
  4. Kirchhain (16.358)
  5. Marburg, Universitätsstadt, Stadt mit Sonderstatus und Kreisstadt (79.240)
  6. Neustadt (Hessen) (9055)
  7. Rauschenberg (4601)
  8. Stadtallendorf (21.583)
  9. Wetter (Hessen) (9255)

Gemeinden

  1. Angelburg (Sitz: Gönnern) (3629)
  2. Bad Endbach (8503)
  3. Breidenbach (6983)
  4. Cölbe (7047)
  5. Dautphetal (Sitz: Dautphe) (11.925)
  6. Ebsdorfergrund (Sitz: Dreihausen) (8962)
  7. Fronhausen (4058)
  8. Lahntal (Sitz: Sterzhausen) (6954)
  9. Lohra (5674)
  10. Münchhausen (3527)
  11. Steffenberg (Sitz: Niedereisenhausen) (4338)
  12. Weimar (Lahn) (Sitz: Niederweimar) (6929)
  13. Wohratal (Sitz: Wohra) (2457)

Literatur

  • Karl Diefenbach: Der Landkreis Marburg, seine Entwicklung aus Gerichten, Herrschaften und Ämtern bis ins 20. Jahrhundert. 2. Auflage. Hrsg. Institut für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau, N.G. Elwert Verlag, Marburg 1963
  • Karl Huth: Der Landkreis Marburg-Biedenkopf, Verwaltungs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte. 2. erweiterte Auflage. Hrsg.: Kreisausschuss des Landkreises Marburg-Biedenkopf, Marburg 1984
  • Ulrich Lennarz: Die Territorialgeschichte des hessischen Hinterlandes. Hrsg. Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, N.G. Elwert'sche Verlagsbuchhandlung, Marburg 1973
  • Ulrich Reuling: Historisches Ortslexikon Biedenkopf, Ehem. Landkreis. Hrsg. Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, N.G. Elwert Verlag, Marburg 1986
  • Ulrich Reuling: Historisches Ortslexikon Marburg, Ehem. Landkreis und kreisfreie Stadt. Hrsg. Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, N.G. Elwert Verlag, Marburg 1979

Quellen

  1. Umweltatlas Hessen - Naturraumkarten und -beschreibungen im Umweltatlas Hessen, Dr. Otto Klausing, Wiesbaden 1988
  2. BfN - interaktive Kartendienste und Landschaftssteckbriefe
  3. Umweltatlas Hessen. In: Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie 2005, [01.02.2006]
  4. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) vom 12. März 1974 GVBl. I S. 154; GVBl. II Nr. 330-27
  5. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Frankenberg und Waldeck vom 28. September 1973 GVBl. I S. 359
  6. Kommunalwahlen 2006 in Hessen auf http://www.statistik-hessen.de
  7. Übersicht der Partneschaften auf www.marburg-biedenkopf.de - Broschüre (PDF - 3,7 MB)
  8. Landkreis Marburg-Biedenkopf: „Der Otto-Ubbelohde-Preis und seine Richtlinien“
  9. Dialekt im Hinterland e.V.
  10. Arbeitsstelle Sprache in Hessen
  11. Regionalplan Mittelhessen – Entwurf zur Anhörung 2006, S. 66
  12. Einwohnerzahlen

Weblinks


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