Marek Edelmann

Marek Edelmann
Marek Edelman, Warschau (Polen) 2005

Marek Edelman (auch Edelmann geschrieben; * 31. Dezember 1922 in Homel, Weißrussland) ist ein polnischer Kardiologe und Politiker und der letzte noch lebende Kommandeur des Aufstands im Warschauer Ghetto.

Inhaltsverzeichnis

Widerständler im Zweiten Weltkrieg

Als Jugendlicher schloss sich Marek Edelman in Warschau der Jugendorganisation der jüdischen sozialistischen Partei Allgemejner Jidischer Arbeter-Bund in Russland, Lite un Poiln (kurz genannt Bund) an, der im Untergrund des Warschauer Ghettos vor allem wegen seiner Kontakte zur gleichfalls illegalen polnischen Sozialistischen Partei eine bedeutende Rolle spielte.

Nach der „großen Aussiedlung“ in das Vernichtungslager Treblinka vom 22. Juli bis zum 21. September 1942 begannen die Auseinandersetzungen, vor allem zwischen den jüdischen Jugendgruppen, um die Bildung bewaffneter Widerstandsorganisationen. Edelman war für den Bund an den Verhandlungen in führender Position beteiligt. Im November 1942 schlossen sich die Bundisten der Jüdischen Kampforganisation (poln. Żydowska Organizacja Bojowa oder ŻOB) an. Edelman rückte als Vertreter seiner Organisation in die zentrale Führung der Organisation auf.

Mit Beginn der Kämpfe im Ghetto im April 1943 war Edelman zunächst für die „Bürstenmacher-Zone“ verantwortlich. Dort kommandierte er die Kämpfer von fünf Widerstandsgruppen. Er gehörte zur letzten Kampfgruppe, die bis zum Ende im ŻOB-Hauptquartier aushielt. Am 10. Mai 1943 gelangte er mit den letzten überlebenden Kämpfern durch die Kanalisation auf die „arische“ Seite Warschaus, wo er untertauchte.

Im August 1944 kämpfte Edelman wiederum mit einer Kampfgruppe des Bund im Warschauer Aufstand.

Wirken im Nachkriegspolen

Nach dem Krieg blieb Edelman in Polen und studierte Medizin. In dieser Zeit publizierte er mehrfach auf polnisch, jiddisch und englisch über die Kämpfe im Warschauer Ghetto und die Rolle des Bund während des Aufstands. Bis zu seiner Pensionierung arbeitete er als Kardiologe in Łódź. Seit 1976 engagierte er sich im Komitee zur Verteidigung der Arbeiter und in den 80er Jahren in der Gewerkschaft Solidarność, weswegen er auch kurzzeitig inhaftiert war. 1989 saß er für die Solidarność am Runden Tisch. Von 1989 bis 1993 war er Abgeordneter im Sejm.

Ehrungen

1998 wurde Marek Edelman von Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski mit dem Orden vom Weißen Adler ausgezeichnet. Im Jahr 2007 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Medizinischen Universität Łódź.[1], 2008 wurde er in die französische Ehrenlegion aufgenommen.[2]

Veröffentlichungen

  • Getto walczy. Nakładem Centralnego Komitetu Bundu, Warszawa 1945
    • Das Ghetto kämpft. Harald-Kater-Verlag, Berlin 1993, ISBN 3-927170-05-4

Literatur

  • Hanna Krall: Zdążyć przed Panem Bogiem. WL, Kraków 1977 (basierend auf Gesprächen mit Edelman)
    • Dem Herrgott zuvorkommen. Ein Tatsachenbericht. Deutsch von Hubert Schumann. Verlag Volk und Welt, Berlin 1979; Verlag Neue Kritik, Frankfurt 1992, ISBN 3-8015-0252-X; Goldmann, München 1998, ISBN 3-442-72323-X
    • Schneller als der liebe Gott. Aus dem Polnischen übersetzt von Klaus Staemmler. Suhrkamp, Frankfurt 1980, ISBN 3-518-11023-3 (mit einem Vorwort von Willy Brandt)
  • Rudi Assuntino & Wlodek Goldkorn: Il guardiano. Mark Edelman racconta. Sellerio, Palermo 1998
    • Der Hüter. Marek Edelman erzählt. Beck, München 2002, ISBN 3-406-48656-8

Weblinks

Fußnoten

  1. Gazeta Wyborcza: Doktor h.c. dla Marka Edelmana. 8. Oktober 2007
  2. Aller-Zeitung: Marek Edelman in die französische Ehrenlegion aufgenommen. 15. April 2008

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