Maria Creszentia Höss

Maria Creszentia Höss
Die heilige Crescentia Höss von Kaufbeuren

Maria Crescentia Höss (* 20. Oktober 1682 in Kaufbeuren; † 5. April 1744 ebenda) war Franziskanerinnen-Oberin und ist eine Heilige.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Das Kloster Kaufbeuren (Crescentiakloster)

Als Tochter des Webers Mathias Höß und seiner Frau Luzia wurde Anna, so ihr Taufname, am 20. Oktober 1682 in der Neuen Gasse zu Kaufbeuren geboren. Da ihre Familie arm war und die notwendige Mitgift nicht aufbringen konnte, gelang es Anna nur durch Vermittlung des evangelischen Bürgermeisters, in das Kloster der Franziskanerinnen aufgenommen zu werden. Nach strengen Gehorsamsübungen, die sie willig erfüllte, übernahm Crescentia, wie sie nach der Aufnahme in den Orden hieß, wichtige Aufgaben im Kloster und wurde schließlich 1741 zur Oberin gewählt. Sie führte die Gemeinschaft mit Tatkraft und Umsicht.

Mit dem Tod von Crescentia Höß am 5. April 1744, einem Ostersonntag, setzte ein unablässiger Strom von Pilgern ein, der Kaufbeuren für lange Zeit zu einem Mittelpunkt des religiösen Lebens in Schwaben und weit darüber hinaus machte. Bis zu siebzigtausend Menschen kamen in manchen Jahren, um am Grab der als heilig verehrten Schwester Crescentia zu beten. Tausende von Votivgaben zeugen vom Vertrauen der Wallfahrer, die durch die Fürsprache Crescentias Hilfe erhofften oder erhalten hatten. Ihre Seligsprechung am 7. Oktober 1900 war für viele Gläubige bereits ein Anlass zur großen Freude. Ihre Heiligsprechung am 25. November 2001 ist eine Bestätigung ihrer bis heute anhaltenden Verehrung in der gesamten Weltkirche.

Sie war allzeit fröhlich und vergnügt...

Als Oberin war Crescentia darauf bedacht, dass die Ordensregeln eingehalten wurden, wobei sie an sich selbst die strengsten Maßstäbe anlegte. Ebenso wichtig war ihr aber das verständnisvolle Miteinander in der Gemeinschaft. Freude und Fröhlichkeit sollten im Kloster herrschen. Grundlage ihrer Frömmigkeit war die Übereinstimmung mit dem Willen Gottes.

Crescentia besaß auch einen beachtlichen wirtschaftlichen Sachverstand. Sie führte das Kloster so erfolgreich, dass dessen materielle Existenz für lange Zeit gesichert war und für die sozialen Aufgaben der Schwestern noch Geld erübrigt werden konnte. Crescentia war eine starke und lebenskluge Frau, die vielen Menschen als Vorbild diente und deren Ruf sich rasch ausbreitete.

Eine kluge Ratgeberin

Viele Menschen von nah und fern kamen, um ihren Rat einzuholen. Sie schätzten ihr kritisches Urteilsvermögen und ihre klare Sicht ebenso wie ihre außerordentliche Fähigkeit, sich in Gesprächspartner einzufühlen. Neben den persönlichen Gesprächen, „in denen sie die Wahrheit besser sagen konnte als ein Beichtvater“, wie Kurfürst Clemens August feststellte, stand sie mit vielen bedeutenden Persönlichkeiten ihrer Zeit in Briefkontakt, darunter über 70 Fürstlichkeiten. Die bayerische Kurfürstin Maria Amalia gehörte ebenso dazu wie Kurfürst Clemens August von Köln oder der Fürstabt von Kempten. „Die Briefe spiegeln eine gescheite, lebenskluge Frau mit gesundem Menschenverstand, welche die Fähigkeit besaß, Probleme rasch zu erkennen und sie zweckmäßig und vernünftig zu lösen.“ (Karl Pörnbacher)

Der Weg zur Heiligsprechung

Die Kaufbeurer Franziskanerin Maria Crescentia Höß ist die erste deutsche Heilige des dritten Jahrtausends. Durch ihre Heiligsprechung am 25. November 2001 in Rom wird sie der gesamten katholischen Kirche als Vorbild und hilfreiche Fürsprecherin empfohlen.

Es hat lange gedauert, bis es so weit war. Unmittelbar nach ihrem Tod am 5. April 1744 setzte die Wallfahrt zu ihrem Grab in der Kaufbeurer Franziskanerinnen-Kirche ein. Von 60 - 70.000 Wallfahrern jährlich berichtet die Klosterchronik. Bereits 1775 wurde der Seligsprechungsprozess eröffnet. Er dauerte allerdings sehr lange, weil die Wirren der Säkularisation dazwischen kamen. Erst am 7. Oktober 1900 sprach Papst Leo XIII. Crescentia von Kaufbeuren selig.

Zahlreiche Gebetserhörungen und ein unablässiger Strom von Gläubigen veranlassten Kloster und Diözese, sich um die Heiligsprechung zu bemühen. Am Mittwoch, dem 10. Juni 1998, eröffnete der Diözesanbischof Dr. Viktor Josef Dammertz einen kanonischen Prozess für die Heiligsprechung, den der Vizepostulator Dr. Karl Pörnbacher aus Sachsenried und der Postulator Dr. Andrea Ambrosi aus Rom, vorbereitet hatten.

Untersucht werden sollte eine Gebetserhörung für ein Mädchen, das nach einem Badeunfall im Juni 1986, bei dem sie 35 bis 45 Minuten unter Wasser gelegen hatte, reanimiert werden konnte und vollkommen gesund wurde. Die Angehörigen sind davon überzeugt, dass die Heilung der Fürsprache der heiligen Crescentia zuzuschreiben ist. Eine Kommission von fünf medizinischen Sachverständigen stellte nach eingehender Prüfung fest, dass diese Heilung nach dem heutigen Stand der medizinischen Wissenschaft nicht zu erklären ist.

Eine Kommission von sieben Theologen diskutierte am 7. April 2000 das Verfahren auf der Grundlage der Prozessakten und gelangte einstimmig zum gleichen Ergebnis. Schließlich tagten als drittes Gremium am 3. Oktober 2000 15 Kardinäle und Erzbischöfe, Mitglieder der Kongregation für die Heiligsprechung, und votierten ebenfalls einstimmig für die Heiligsprechung. Am 18. Dezember 2000 verkündete Papst Johannes Paul II. das entsprechende Dekret während einer feierlichen Veranstaltung im Vatikan.

Maria Crescentia Höß von Kaufbeuren wurde am Christkönigssonntag, am 25. November 2001 in Rom von Papst Johannes Paul II. heilig gesprochen.

Ikonografie

Die heilige Crescentia wird oft mit einem Kruzifix dargestellt, in das sie wie in ein aufgeschlagenes Buch vertieft ist.

Gedenktage

  • Katholisch: Letzter Sonntag im April
  • 5. April - Todestag der heiligen Crescentia
  • 20. Oktober - Geburtstag der heiligen Crescentia
  • 25. November - Jahrestag der Heiligsprechung

Literatur

  • Karl Pörnbacher: „Die heilige Crescentia Höß von Kaufbeuren“, Kunstverlag Josef Fink 2002 ISBN 3-89870-050-X
  • Karl Pörnbacher: „Crescentia Höß begegnen“, Sankt Ulrich Verlag 2001 ISBN 3-929246-64-3
  • Franz Josef Körner: „Sophies Labyrinth - Ein Buch über vier Jahrhunderte, drei berühmte Frauen, die Liebe und die ewigen Fragen des Lebens.“ Bauer Verlag, Thalhofen, 2008, ISBN 978-3-941013-00-1
  • Sr. M. Franziska Stahl, Sr. M. Irene Schlegel: „Lebensspuren, Glaubensspuren“ Bauer Verlag, Thalhofen, ISBN 978-3-930888-70-2
  • Sr. M. Franziska Stahl: „Auf dem Weg ins Geheimnis“ Bauer Verlag, Thalhofen, ISBN 978-3-930888-72-6

Dokumentarfilm

  • Tine Kugler, Gerald Maas: Das Wunder von Kaufbeuren, 2002
  • Georg Ried: Crescentia- Die Heilige von Kaufbeuren, 2007

Weblinks



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