- Maria von Linden
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Maria Gräfin von Linden-Aspermont (* 18. Juli 1869 in Schloss Burgberg, Kreis Heidenheim; † 25. August 1936 in Schaan, Liechtenstein) erhielt 1910 als erste Frau an der Universität Bonn den Titel „Professor“.
Inhaltsverzeichnis
Leben
1891 legte sie als Externe das Abitur am Stuttgarter Realgymnasium (heute das Dillmann-Gymnasium) ab. Die Zulassung zur Abitursprüfung erlangte sie mit Hilfe ihres Großonkels, des zeitweiligen württembergischen Innen- und Außenministers Josef Freiherr von Linden. Er verhalf ihr auch zur Sondergenehmigung des württembergischen Königs, mit der sie 1892 das naturwissenschaftliche Studium an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen beginnen durfte. Sie war damit der erste weibliche Student dieser Universität und Württembergs. Allerdings war sie nie voll immatrikuliert, sondern erhielt lediglich die Erlaubnis als Gasthörerin Veranstaltungen zu besuchen, und im Falle des Erfolges die Aussicht, promoviert zu werden. Vom Kanzler der Universität (Karl Heinrich Weizsäcker) wurde sie zu Beginn ihrer Studienzeit persönlich empfangen und mit dem Hinweis, sie solle doch jeden Abend um zehn Uhr zu Bett gehen und „Sie müssen uns eine Ehre machen!“ entlassen. Sie besuchte Veranstaltungen bei Lothar Meyer und Theodor Eimer. Ihre Teilnahme an Lehrveranstaltungen wurde zuweilen humoristisch wahrgenommen. So meinte Prof. Eimer im Zusammenhang mit der Entstehung menschlichen Lebens in einer Vorlesung: „Nicht wahr, Gräfle, der Mensch ist aus Dreck geschaffen?“, was sie mit „Jawohl, Herr Professor, aber nur der Mann.“ erwiderte.
An der Tübinger Universität erhielt sie auch 1895 als erste Frau in Deutschland den Titel Scientiae Naturalis Doctor. Danach forschte sie als Assistentin Eimers bis sie 1899 eine Stelle am Hygiene-Institut der Universität Bonn annahm. Dort suchte sie vor allem nach Möglichkeiten der Tuberkulose-Bekämpfung. Sie entdeckte die antiseptische Wirkung von Kupfer, welche dann von der Firma Paul Hartmann in Heidenheim zur Herstellung von sterilem Verband-und Nahtmaterial genutzt wurde.
Im Jahr 1900 wurde sie von der französischen Akademie der Wissenschaften mit dem Da-Gamo-Machado-Preis ausgezeichnet, 1908 als „Abteilungsvorsteher“ mit der Neueinrichtung des Parasitologischen Instituts an der Universität Bonn betraut.
Obwohl von Linden aufgrund ihrer Leistungen zum „Titular-Professor“ ernannt wurde, verwehrte ihr der preußische Kulturminister ihr Habilitationsgesuch und das Recht zu lehren. Im Jahre 1999 wurde in Calw-Stammheim der Ableger des Hermann Hesse-Gymnasium nach ihr benannt, das jetzige Maria von Linden-Gymnasium. 2006 wurde an der Universität Bonn ein neues Frauenförderprogramm entwickelt und trägt seitdem ihren Namen.
Werke
- Die Entwicklung der Zeichnung und der Skulptur der Gehäuseschnecken des Meeres. Engelmann, Leipzig 1896, zugleich Dissertation
- Die Farben der Schmetterlinge und ihre Ursachen. 1900 (Da-Gama-Machado-Preis der französischen Akademie der Wissenschaften)
- Die Assimilationstätigkeit bei Schmetterlings-Puppen. Veit, Leipzig 1912
- Parasitismus im Tierreich. Vieweg, Braunschweig 1915
- Erfahrungen der Kupferbehandlung bei der experimentellen Tuberkulose des Meerschweinchens und bei den verschiedenen Formen der Tuberkulose des Menschen. Die bisherigen Ergebnisse der Kupferbehandlung bei Nematodenerkrankungen mit besonderer Berücksichtigung der experimentellen Trichonose. Schoetz, Berlin 1917, Digitalisat (DjVu-Format)
Literatur
- Ulrike Just: „Sie wird kein ganzer Mann und ist keine rechte Frau mehr“. Maria Gräfin von Linden. Die erste Tübinger Studentin und erste Professorin in Bonn. In: Frauen in Geschichte und Gesellschaft.Band 22. Centaurus-Verlagsgesellschaft, Herbolzheim 1992, S. 87–92, ISSN 0933-0313
- Susanne Flecken: Maria Gräfin von Linden. Wissenschaftlerin an der Universität Bonn von 1899 bis 1933. In: Barrieren und Karrieren. Trafo Verlag Weist, Berlin 2000, S. 253–269
- Gabriele Junginger: Maria Gräfin von Linden. Erinnerungen der ersten Tübinger Studentin. Attempto-Verlag, Tübingen 1991.
- Große Frauen der Weltgeschichte. Neuer Kaiser Verlag, 1987, S. 298
- Wladimir Lindenberg: Bobik in der Fremde (München/Basel 1994; S. 326–328) (persönliche Erinnerungen)
Weblinks
- Biografie auf uni-hamburg.de
- Kurzbiografie auf fu-berlin.de
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