Maria Ägyptiaca

Maria Ägyptiaca
Maria von Ägypten, russische Ikone aus dem 18. Jhd

Die Heilige Maria von Ägypten (auch lat.: Maria Aegyptiaca, * um 344 in Alexandria in Ägypten; † um 421 oder 430 bei Jericho) war Eremitin und wird in der römisch-katholischen und orthodoxen Kirche als Heilige verehrt. Über ihr Leben ist nur Legendarisches bekannt. Ihr Bild findet man oft als Patronin der Büßenden über Beichtstühlen.

Inhaltsverzeichnis

Legende

Nach der Legende war Maria von Ägypten vor ihrer Lebenswende Prostituierte in Alexandrien. Eines Tages beschloss sie, eine Wallfahrt zum Heiligen Kreuz nach Jerusalem zu unternehmen. An der Tür zur Grabeskirche wurde sie von unsichtbarer Hand dreimal am Eintritt gehindert. Erst nach dem Gebet um den Beistand der Gottesmutter vor einer Marienikone konnte sie die Kirche betreten und bekehrte sich dort zu einem christlichen Lebenswandel.

Ein Unbekannter schenkte ihr drei Münzen. Sie kaufte davon drei Brote und zog sich als Büßerin in die Wüste jenseits des Jordans zurück. 46 Jahre später, am Tag des Osterfestes, fand der Mönch Zosimus die nackte, vollkommen mit Haaren bedeckte Eremitin Maria. Sie bat ihn, am nächsten Osterfest wieder zu ihr über den Jordan zu kommen und ihr die Kommunion zu bringen. Im nächsten Jahr, Zosimus hatte sich auf den Weg gemacht, war an Ostern der Jordan über die Ufer getreten. Maria kam ihm entgegen, schlug ein Kreuzzeichen, schritt über das Wasser, empfing die heilige Kommunion, machte wiederum das Kreuzzeichen, schritt zurück über das Wasser und verschwand. Als Zosimus nach einem weiteren Jahr zurückkehrte, sah er ihren Leichnam und in den Sand geschrieben die Bitte, sie zu begraben. Obwohl sie bereits ein Jahr tot war, war ihr Körper nicht verwest. Als Zosimus noch überlegte, erschien ein Löwe und grub mit seinen Tatzen das Grab, in das Zosimus sie dann bettete.

Nachweise und Reliquien

Erstmals 200 Jahre später, im 6. Jahrhundert, ist Marias Grab als Ziel von Wallfahrten belegt. Die ersten Erzählungen finden sich bei Johannes Moschos um 600, lateinische Übersetzungen Anfang des 7. Jahrhunderts. Die Verwandtschaft der Legende mit den Erzählungen über Maria Magdalena und solchen über die Wüstenväter wie Onophrios den Großen ist deutlich.

Angebliche Reliquien kamen nach Rom, Neapel und Antwerpen. 872 wurde der früher dem römischen Gott der Häfen Portunus geweihte heidnische Tempel der heiligen Maria von Ägypten geweiht. Auf dem Forum Boarium, einem früheren Marktplatz des antiken Rom, der seinem Namen nach vor allem als Viehmarkt diente, kann man die sehr gut erhaltene Kirche noch heute sehen.

Gedenktag und Ikonographie

Ikone mit zahlreichen Bildern aus der Überlieferfung

Gedenktag der Heiligen ist der 1. April.

Sie wird oft nackt und nur mit Haaren bedeckt, mit drei Broten und einem Kelch dargestellt. Sie ist Patronin der Büßerinnen und reumütiger Sünderinnen. Gegen hohes Fieber wird sie im Gebet angerufen.

Auf bildlichen Darstellungen des Mittelalters, etwa auf Flügelaltären, werden oft Elemente ihrer Legende mit der von Maria Magdalena nebeneinander gestellt und mitunter auch vermischt.

Emil Nolde schuf 1912 zwei Darstellungen: Heilige Maria von Ägypten heute Essen, Folkwang-Museum, sowie das Triptychon Maria Ägyptiaca, heute Hamburg, Hamburger Kunsthalle, davor in der Sammlung Heinrich Kirchhoff.

Das Motiv fand Aufnahme in Ottorino Respighis Mysterium Maria egiziaca (dt. Die ägyptische Maria; 1931-1932). Libretto: Claudio Guastalla. UA 1932 New York und Venedig.

Eine gleichnamige Oper schrieb der italienische Komponist Alberto Franchetti (1860-1942); sie wurde aber nie aufgeführt und gilt als verschollen bzw. vernichtet.

Literatur

  • Konrad Kunze: Studien zur Legende der heiligen Maria Aegyptiaca im deutschen Sprachgebiet, Berlin: Erich Schmidt 1969
  • Konrad Kunze (Hrsg.): Die Legende der heiligen Maria Aegyptiaca. Ein Beispiel hagiographischer Überlieferung in 16 unveröffentlichten deutschen, niederländischen und lateinischen Fassungen, Berlin: Erich Schmidt 1978 ISBN 3-503-00582-X

Weblinks


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