Mariawald

Mariawald
Kirche der Abtei Mariawald
Wappen mit Wahlspruch der Abtei Mariawald

Die Abtei Mariawald ist ein Kloster des Ordens der Zisterzienser der Strengeren Observanz (OCSO), allgemein Trappisten genannt, nahe Heimbach in der Eifel, Nordrhein-Westfalen (Deutschland).

Ihr Wahlspruch lautet: Luceat lux vestra – Euer Licht soll leuchten (Mt 5,16).

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Die Abtei Mariawald liegt innerhalb der Nordeifel oberhalb bzw. südlich des Kernorts der Kleinstadt Heimbach im nördlichen Teil des Waldgebiets Kermeter, wo sie sich im Bereich der Berge bzw. Bergsporne Altenberg (423 m ü. NN) im Nordosten und Griesberg (421,3 m ü. NN) im Nord-Nordwesten zwischen 406 und 420 m ü. NN befindet.

Geschichte

Die Geschichte der Abtei Mariawald wurzelt in der Aufstellung einer Pietà im Wald bei Heimbach. 1470 kaufte der Heimbacher Strohdachdecker Heinrich Fluitter eine Pietà und stellte sie in einem hohlen Baumstamm zur Verehrung auf. Dieser Platz erwies sich jedoch als zu einsam, sodass Fluitter eine hölzerne Kapelle an einer Wegkreuzung baute und die Pietà dort aufstellte. Als immer mehr Pilger zur Pietà kamen, baute sich Fluitter eine Zelle an die Kapelle an und betreute von dort aus bis zu seinem Tod die Pilgerstätte.

Pietà (vor 1470) im Antwerpener Retabel (um 1520), heute in der Pfarrkirche Heimbach

1479 ersetzte der Heimbacher Pfarrer Johann Daum die Kapelle durch eine hölzerne Kirche und bat die Zisterzienser aus dem Kloster Bottenbroich um Hilfe bei der Wallfahrtsbetreuung. Mit Urkunde 10. November 1480 schenkte Pfarrer Daum die Kirche mit der Pietà dem Zisterzienserorden, der dort mit dem Bau eines Klosters begann. Am 12. September 1481 wurde die Kirche geweiht. Am 4. April 1486 bezog die erste Mönchsgemeinde das neu errichtete Kloster, sodass dieser Tag als Gründungsdatum der Abtei gilt, die den Namen Nemus Mariae (Mariawald) erhielt. 1494 wurde begonnen, die hölzerne Kirche durch einen Steinbau zu ersetzen. Um 1520 wurde die Pietà in ein Antwerpener Retabel, das verschiedene Szenen aus dem Leben Jesu – von Verkündigung bis Tod und Auferstehung – zeigt, integriert. 1539 wurde die neue steinerne Kirche geweiht.

Die folgenden hundert Jahre waren eine schwierige Zeit für das Kloster. Wie auch die übrige Bevölkerung hatte die Abtei unter diversen Kriegen, insbesondere dem Dreißigjährigen Krieg, zu leiden. Danach begann eine Phase der Ruhe und guten Entwicklung des klösterlichen Lebens, die mit dem Ausbruch der Französischen Revolution wieder endete. Als 1794 die französische Revolutionsarmee linksrheinische Gebiete besetzte, kam auch die Abtei unter französische Herrschaft. Am 2. April 1795 wurde das Kloster aufgehoben. Land und Inventar wurden versteigert. Die Pietà von Mariawald wurde mit dem Antwerpener Retabel am 22. Juni 1804 in die Heimbacher Pfarrkirche St. Clemens gebracht. Noch heute stehen beide Objekte in Heimbach, nunmehr in der am 24. Mai 1981 geweihten Salvatorkirche.

1860 kaufte Ephrem van der Meulen, Abt des Trappistenklosters Ölenberg (Elsaß), das Klostergut. Im Februar 1861 kamen zwei Brüdermönche von Ölenberg nach Mariawald und begannen mit dem Wiederaufbau der Klosteranlage. Im April 1862 wurde das reguläre Klosterleben wieder aufgenommen. Beendet werden konnte der Wiederaufbau des Klosters erst 1891, da die Aufbauarbeiten durch den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 und den Kulturkampf unterbrochen worden waren. Zwar mussten die Mönche von September 1875 bis zum 18. Oktober 1887 das Kloster verlassen, durch den preußischen Staat enteignet werden konnte das Kloster aber nicht, da immer noch Ephrem van der Meulen als Eigentümer des Klostergutes eingetragen war.

Am 29. September 1909 wurde Mariawald zur Abtei erhoben. Im Ersten Weltkrieg wurden 33 Mönche der Abtei zum Kriegsdienst eingezogen. Drei von ihnen verstarben während des Krieges. Wie auch der übrigen Bevölkerung machte die schwierige Nachkriegszeit der Abtei zu schaffen.

Ehrenfriedhof
Auf diesem Friedhof sind 414 Tote des Zweiten Weltkriegs beerdigt.
Abteikirche

Erneute Beeinträchtigungen des Klosterlebens bis hin zu Auflösung mussten die Mönche von Mariawald während der nationalsozialistischen Herrschaft hinnehmen. Während des Baus des Westwalls wurden Bauarbeiter im Kloster einquartiert. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden einige Mönche zum Kriegsdienst eingezogen. Teilweise wurden Mönche von der Gestapo verhaftet. Am 21. Juni 1941 schließlich wurde das Kloster wegen „staatsfeindlicher Aktivitäten“ aufgelöst. Die Patres mussten das Kloster verlassen, die Brudermönche wurden als Arbeiter in der Landwirtschaft des zum Gemeindegut gemachten aufgelösten Klosters eingesetzt. Als im Herbst 1944 die Front in die Nähe des Klosters rückte, wurde im Kloster ein Feldlazarett eingerichtet. Im Februar 1945 wurde die Entfernung des Klosters zur Front größer, so dass das Feldlazarett aufgelöst wurde. 414 Menschen starben während ihres Aufenthalts im Feldlazarett. Sie wurden von den Mönchen auf einem Hang westlich des Klosters bestattet. Auf dem so entstandenen Ehrenfriedhof auf dem Klostergelände findet alljährlich am Volkstrauertag eine Gedenkveranstaltung statt.

Im Zuge der Ardennenoffensive wurde das Kloster zum großen Teil zerstört. Die noch auf dem Gelände verbliebenen Brüdermönche wurden vertrieben. So standen die Gebäude einige Zeit leer.

Am 28. April 1945 nahm Pater Christopherus Elsen das Kloster wieder in Besitz. Der Abt von Ölenberg hatte ihn zuvor zum Superior ernannt. Pater Christopherus nahm Kontakt zu den vertriebenen Mönchen auf, die sich größtenteils wieder im Kloster einfanden. Jedoch sind während des Krieges drei Mönche gefallen und vier blieben vermisst. Außerdem sind einige Patres in der Verbannung gestorben. Erneut wurde das Kloster wiederaufgebaut. Im Dezember 1946 wurde Christopherus Elsen zum Abt gewählt. Die Beseitigung der Kriegsschäden dauerte bis 1959.

1962 bis 1964 wurde die Klosterkirche renoviert und den liturgischen Änderungen des Zweiten Vatikanischen Konzils angepasst.

Heute ist die Abtei Mariawald das einzige männliche Trappistenkloster in Deutschland. In der Abtei leben heute unter der Leitung von Abt Dom Josef Vollberg zehn Mönche, ein Novize und ein Oblate (Stand: November 2008) Die Klosteranlage wird heute sowohl von den Mönchen als auch von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern bewirtschaftet. Zur Unterstützung des Klosters wurde 1995 der Verein der Freunde und Förderer der Abtei Mariawald e.V. gegründet.

Päpstliches Privileg

Mit Schreiben vom 21. November 2008 hat Papst Benedikt XVI. der Bitte des Abtes Dom Josef Vollberg O.C.S.O entsprochen und dem Kloster das Privileg erteilt, zur Liturgie und Observanz im Usus des Ordens von Monte Cistello zurückzukehren. Dieser galt bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil.[1] Damit ist die Klostergemeinschaft der Abtei Mariawald die erste deutschsprachige, die die alte lateinische Liturgie pflegt bzw. pflegen darf. Der Abt erhofft sich damit, einer weltweiten Tendenz Rechnung tragend, neue Impulse auch für den Nachwuchs der Abtei.[2]

Leben

Mönch bei der geistlichen Lesung
Mönch beim privaten Gebet
Skriptorium
Hier versammeln sich die Mönche zur gemeinsamen geistlichen Lesung.

Die Mönche leben nach der Regula Benedicti, der Mönchsregel des Heiligen Benedikt von Nursia, und den Konstitutionen des Ordens der Zisterzienser strengerer Observanz. Traditionell bestimmen Gebet, Lesung (lectio divina) und körperliche Arbeit den Tagesrhythmus der Mönche.

Fundament des monastischen Lebens in Mariawald ist die kontemplative Lebensform. Wichtig ist ihnen das Durchdrungensein von Gottes Nähe im alltäglichen Leben. Die Mönche haben sich in die Einsamkeit zurückgezogen, um Gott zu suchen und durch ihr Leben auf seine Existenz zu verweisen.

Um 03:45 Uhr stehen die Mönche nach ca. siebeneinhalbstündigem Schlaf auf. Um 04:00 Uhr vollziehen sie die erste der insgesamt sieben täglichen Gebetszeiten (Horen), die Vigilien, die ca. 75 Minuten dauern. Daran schließt sich privates Gebet und um 06:30 Uhr die gemeinschaftliche geistliche Lesung im Skriptorium an. Durch die geistliche Lesung soll den Mönchen der Reichtum des Wortes Gottes tiefer erschlossen werden. Um 07:15 Uhr versammeln sich die Mönche wieder in der Kirche, zum Gebet der Laudes. Die daran anschließende Feier der Heiligen Messe ist der geistliche Höhepunkt des Tages. Nach einem einfachen Frühstück und der Terz beginnt die erste Arbeitsphase, die etwa zwei Stunden dauert. In verschiedenen Tätigkeitsbereichen (Landwirtschaft, Handwerksbetriebe, Klosterverwaltung u. a.) trägt jeder der Mönche je nach eigenen Interessen und Fähigkeiten und Bedürfnissen der Gemeinschaft zum Unterhalt des Klosters bei. Insbesondere die körperliche Arbeit wird bei den Trappisten hoch geschätzt. Sie ist nicht nur ein guter Ausgleich im geistlichen Leben der Mönche. Sie solidarisiert die Mönche auch mit den einfachen Menschen, die durch körperliche Arbeit ihren Unterhalt verdienen müssen. Um 12:00 Uhr wird der Vormittag durch das Gebet der Sext beendet. Anschließend nehmen die Mönche im Refektorium des Klosters gemeinsam das Mittagessen ein. Stets wird das Essen in Stille mit Tischlesung eingenommen. Traditionell ist das Essen einfach und fleischlos. In der Mittagszeit können die Mönche ausruhen, lesen oder einer stillen Arbeit nachgehen. Um 14:00 Uhr wird die Non gebetet. Daran schließt sich die zweite, ca. dreistündige Arbeitsphase an. Um 17:20 Uhr beschließt die Vesper den Nachmittag. Anschließend ist Abendessen, wie das Mittagessen in Stille. Nach dem Abendessen haben die Mönche noch Zeit zu geistlicher Lesung, Studium oder Gebet. Der Tag wird um 19:30 Uhr mit dem Gebet der Komplet beendet. Nach der Komplet wird das Salve Regina gesungen.

Die Texte einiger Gebetszeiten können auf der Internetseite der Abtei als pdf-Dateien heruntergeladen werden; ebenso stehen dort einige Gesangsaufnahmen als MP3-Dateien zum Herunterladen zur Verfügung.

Tochterklöster

Die Abtei Mariawald hat zwei Tochterklöster:

1869 gründete der Marienwalder Mönch Franz Pfanner bei Banja Luka im damaligen Osmanischen Reich, im heutigen Bosnien-Herzegowina das Kloster Mariastern.

1952/1953 gründete die Abtei zusammen mit dem niederländischen Trappistinnenkloster Koningsoord die Trappistinnenabtei Maria Frieden in Dahlem.

Der Marienwalder Mönch Franz Pfanner gründete außerdem das Missionskloster Mariannhill in Südafrika. Da das Wirken als Missionar mit dem beschaulichen und zurückgezogenen Leben als Trappist nicht vereinbar ist, wurde das Kloster Mariannhill 1909 von Pius X. vom Trappistenorden getrennt und zum Mutterhaus der Mariannhiller Missionare erhoben.

Tätigkeitsbereiche

Aufgaben in der Seelsorge übernehmen die Patres außerhalb des Klosters trappistischer Tradition entsprechend nicht. Ihre pastorale Tätigkeit beschränkt sich auf die Beichtseelsorge vor Ort. Auch veranstaltet das Kloster keine Exerzitien.

Landwirtschaft, ein ehemals großer Tätigkeitsbereich des Klosters, wird in Mariawald heute von den Mönchen nicht mehr betrieben. Zum 1. Januar 2006 verpachtete die Abtei 100 Hektar land- und forstwirtschaftliche Fläche an den Nationalpark Eifel. Dort sollen Wisente wieder eingebürgert werden.

Die Abtei Mariawald finanziert sich heute im Wesentlichen durch den Betrieb einer Gaststätte, eines Buchladens, einer Likörfabrik und eines Klosterladens.

Bekannte Abtei-Produkte aus eigener Herstellung sind etwa die Mariawalder Erbsensuppe, deren Rezeptur in den 1950er-Jahren von den Mönchen entwickelt wurde, Honig, Fruchtbrotaufstrich, Pflegekosmetik, Schokolade und Pralinen.

Dem Kloster ist ein Gästehaus angegliedert, in dem Gäste, die sich in der religiösen und stillen Atmosphäre des Klosters geistlich erneuern wollen, für drei bis acht Tage aufgenommen werden. Hausgäste des Klosters können in der Atmosphäre der Stille und des Gebets teilhaben.

Äbte

  • Bonifatius Bieger, 1861–1866 (Prior)
  • Eduardus Schepy, 1866–1875 (Prior)
  • Franciscus Strunk, 1887–1889 (Prior)
  • Stephanus Derksen, 1889–1891 (Superior)
  • Hubert Juchem, 1891
  • Johannes Baptist Dethier, 1891–1899 (Prior)
  • Henricus Ahlert, 1899–1909 (Prior)
  • Laurentius Wimmer, 1909–1929
  • Stephanus Sauer, 1929–1939
  • Exil 1939–1947
  • Christophorus Elsen, 1947–1961
  • Andreas Schmidt, 1961–1966
  • Otto Aßfalg, 1967–1980
  • Franziskus Heereman, 1980–1983 (Superior ad nutum)
  • Meinrad Behren, (1983 Superior ad nutum) 1983–1992 Abt
  • Franziskus de Place, (1992–1993 Superior ad nutum) 1993–1999 Abt
  • Bruno Gooskens, 1999–2005
  • Josef Vollberg, (2005–2006 Superior ad nutum) seit April 2006 Abt

Bekannte Mariawalder

  • Franz Pfanner (1825-1909) Missionar, Gründer Marianhiller Missionare
  • Bernardin Schellenberger (* 1944), ehemaliger Novizenmeister und Prior von Mariawald, Schriftsteller, Übersetzer

Literatur

  • Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.), Abtei Mariawald auf dem Kermeter in Heimbach (Eifel) (Rheinische Kunststätten 415) Neuss 1994 ISBN 3-880-947899
  • Bernardin Schellenberger: Die Stille atmen. Leben als Zisterzienser. Kreuz. Stuttgart, 2005. ISBN 978-3-7831-2605-1
  • Christian Quix: Die Grafen von Hengebach, die Schlösser und Städtchen Heimbach und Niedeggen, die ehemaligen Klöster Marienwald und Bürvenich und das Collegiatstift nachheriges Minoriten Kloster vor Niedeggen; geschichtlich dargestellt; Hensen (Hrsg.), Aachen, 1839

Weblinks

Einzelnachweise

  1. kath.net
  2. Pressemitteilung des Klosters


50.6194444444446.48055555555567Koordinaten: 50° 37′ 10″ N, 6° 28′ 50″ O


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