Marie-Louise von Habsburg

Marie-Louise von Habsburg

Marie Louise von Österreich (* 12. Dezember 1791 in Wien; † 17. Dezember 1847 in Parma; eigentlich Maria Ludovica Leopoldina Franziska Therese Josepha Lucia von Habsburg-Lothringen, später (seit 1817) auch genannt Maria Luigia d'Asburgo-Lorena, Duchessa di Parma, Piacenza, e Guastalla) war Tochter Franz’ II./I. und zweite Ehefrau Napoleons I.

Marie Louise von Österreich und ihr Sohn

Durch die Verheiratung mit Napoleon Bonaparte erhoffte sich ihr Vater Franz I. die Festigung des politischen Verhältnisses zwischen Frankreich und Österreich, Napoleon hingegen die Legitimation seines Kaiserreichs. Am 11. März 1810 fand eine Ferntrauung zwischen der damals 18-jährigen Erzherzogin und dem französischen Kaiser statt; die offizielle Hochzeit fand am 1. April in der Kapelle des Louvre statt.

Leidtragende war Marie Louise selbst, denn seit Jahren verabscheute sie Napoleon, der ihren geliebten Vater mehrmals militärisch gedemütigt hatte. Sie besaß sogar eine nach Napoleon benannte Puppe, an der sie ihren Zorn über den Antichrist, wie sie ihn nannte, abreagierte. Dem Kaiser war jedoch klar, dass er eine Demütigung Napoleons nicht riskieren konnte, wie der österreichische Gesandte Metternich treffend bemerkte: "Kann man zwischen dem Untergang einer ganzen Monarchie und dem persönlichen Unglück einer Prinzessin wählen?"

Thomas Rowlandson: Karikatur über die Ehe Napoleons und Marie-Louise unter dem Titel Boney and his New Wife, or a Quarrell about Nothing, 1810

Marie Louise fügte sich in ihr Schicksal, sie betrachtete es als eine Art persönliches Opfer für das Haus Habsburg. Während die Unterschichten auf einen lang anhaltenden Frieden hoffen, empfand der Adel die Heirat als nationale Demütigung. Zumal sie sich bereits in jungen Jahren in Erzherzog Franz von Modena-Este, einen Bruder ihrer Stiefmutter, der Kaiserin Maria Ludovika, verliebt hatte. Eine Hochzeit war jedoch von Anfang an ausgeschlossen, da sie als Kaiserstochter von ihrem Vater für Höheres bestimmt war.[1]

Das französische Volk stand ihr stets ablehnend gegenüber, erinnerte man sich doch noch an die Zeit, als man Napoléons erste Gattin, Joséphine, als Glücksbringer des Kaiserreiches betrachtet hatte. Als mit Marie Louise auch die kleineren militärischen Niederlagen Einzug hielten, war die Meinung des Volkes beschlossen. Daran konnte auch die Geburt eines Erben nichts ändern. Als Napoléon während seines Russlandfeldzuges Marie Louise mit der Aushebung der immer jünger werdenden Soldaten beauftragte, wurden diese als Marie Louisen bezeichnet und die Ablehnung des Volkes erreichte ihr gegenüber einen neuen Höhepunkt. Auch aus Sicht des direkten Umfelds Napoléons hielt Marie Louise dem Vergleich zwischen ihr und Joséphine nicht stand, hatte sich diese doch immer durch ihren Charme, ihre Hilfsbereitschaft und Anmut ausgezeichnet, während Marie Louises Zurückhaltung als Arroganz ausgelegt wurde und diese auch noch den Fehler machte, ihre Unsicherheit durch übertrieben herrisches Verhalten kaschieren zu wollen.

Lithographie von Joseph Kriehuber

Aus dieser Verbindung ging 1811 der von Napoleon ersehnte Thronfolger Napoléon-François-Charles-Joseph Bonaparte, genannt Napoleon II. hervor. Ob Napoléon, der sich während seiner ersten Ehe nicht gerade durch Monogamie ausgezeichnet hatte, nun ihr als Ehefrau oder als der Mutter seines Erben wirklich treu war, mag dahingestellt sein, er hielt ihr jedenfalls offiziell die Treue bis zu seinem Tod, denn so lange waren sie auf dem Papier verheiratet.

Nach der Abdankung Napoleons 1814 floh Marie Louise zunächst mit ihrem Sohn über Blois nach Wien, wo sie von der Bevölkerung mit großem Jubel empfangen wurde. Am 21. Mai 1814 langte sie in Schönbrunn ein; dieses wurde ihr als Aufenthaltsort zugewiesen. Seitens der Kaiserin wurde sie erleichtert empfangen, mit dem Stiefenkel, dem kleinen Napoleon konnte Kaiserin Maria Ludovika aber nur wenig anfangen. Zwar empfand sie ihn als auffallend hübsch, jedoch erinnerte sie sein Anblick immer an seinen allzu verhassten Vater. Hätte sie zu entscheiden gehabt, hätte das Kind, um keinerlei politische Probleme heraufzubeschwören, später Priester werden müssen.[2]

Auf dem Wiener Kongress wurden ihr die Herzögtümer Parma, Piacenza und Guastalla zugesprochen, worauf sie dann in Parma als Maria Luigia d'Asburgo-Lorena, Duchessa di Parma, Piacenza, e Guastalla residierte. Dort lebte sie mit dem Grafen Adam Albert von Neipperg (1775-1829) zusammen, der bereits 1815 ihre Interessen auf dem Wiener Kongress vertreten hatte und mit dem sie – obwohl sie noch Gattin Napoleons war – drei Kinder hatte: 1817 wurde Tochter Albertine, 1818 eine weitere Tochter und 1819 Sohn Wilhelm Albrecht geboren. Ihre Kinder gab sie gleich nach der Geburt einem Arzt namens Dr. Rossi in Obhut und auch um ihren Erstgeborenen Sohn von Napoléon kümmerte sie sich nicht mehr. Erst nach dem Tode Napoleons wurde ihre Verbindung 1821 durch eine morganatische Heirat legitimiert. Die Kinder wurden zu Fürsten von Montenuovo erhoben, wobei Montenuovo die italienische Bezeichnung für Neuberg, einer möglichen Namensherkunft der Grafen von Neipperg ist.

Ihre dritte Ehe schloss sie 1834 mit dem Grafen Charles-René de Bombelles (1785–1856), Obersthofmeister und Minister am Hof von Parma. In dieser Ehe entwickelte sie sich zu einer echten Landesmutter.

Im Dezember 1847 verstarb sie in Parma an einer Brustfellentzündung. Sie verabschiedete sich von ihren Untertanen und dem Staatsrat mit den Worten "adio amici miei". Marie Louise liegt, wie viele ihrer Verwandten aus dem Hause Habsburg, in der Kaisergruft in Wien begraben.

Literatur

  • Franz Herre : Marie Louise - Napoleon war ihr Schicksal, Köln 1996
  • Gigi Beutler: Die Kaisergruft, Wien 1992

Einzelnachweise

  1. Robert Seydel: Die Seitensprünge der Habsburger, S.121-122, Ueberreuter-Verlag Wien, 2005
  2. Friedrich Weissensteiner: Frauen auf Habsburgs Thron - die österreichischen Kaiserinnen, Ueberreuter-Verlag Wien, 1998

Weblinks



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