Marie Christine von Österreich

Marie Christine von Österreich
Marie Christine von Österreich, Herzogin von Sachsen-Teschen

Maria Christina (auch Marie Christine) Johanna Josepha Antonia von Habsburg-Lothringen (* 13. Mai 1742 in Wien; † 24. Juni 1798 in Wien) war (Titular-)Erzherzogin von Österreich und durch Heirat Herzogin von Sachsen-Teschen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sie wurde als Tochter Maria Theresias und Kaiser Franz I. Stephan geboren. Am Wiener Hof wurde Marie Christine entweder Marie oder Mimi, nie jedoch bei ihrem vollständigem Namen genannt.

Sie gilt als Lieblingstochter Maria Theresias. Die öffentliche Bevorzugung Mimis durch ihre Mutter hatte Eifersucht und Rivalitäten zwischen den Geschwistern zur Folge. Mimi hatte eine anziehende und zugleich geheimnisvolle Persönlichkeit. Eine intensive Freundschaft verband sie mit ihrer Schwägerin Isabella von Parma, die ihren Ehemann für Marie Christine zu vernachlässigen schien.

Marie Christine war eine sehr intelligente Frau, die ihre Eltern, besonders ihre Mutter, manipulieren konnte. Sie war folglich die einzige der Töchter Maria Theresias, die nicht nach politischem Kalkül verheiratet wurde. Marie Christine liebte schon lange den Prinzen Albert von Sachsen, der öfter an den Wiener Hof gekommen war. Ihr Vater lehnte diese unpolitische Verbindung ab und wollte die Tochter mit dem Sohn seiner Schwester, dem Herzog von Chablais, verheiraten.

Maria Theresia gab ihrer verzweifelten Tochter folgenden Rat: „Wenn diese Angelegenheit gelingen soll, muß das strengste Geheimnis gewahrt werden. Vor allem darfst Du ihm selbst niemals irgendwelche Hoffnung machen, Dich niemand anvertrauen, da Dich ohnedies schon die ganze Welt bedauert. Ich kenne Deine schwierige Lage und sie betrübt mich, aber nur Zwang, den Du Dir auferlegst, kann uns an das erwünschte Ziel führen. Als Freundin und Mutter beschwöre ich Dich, Dich zu beruhigen und alles in die Hand Gottes zu legen, bei ihm allein kann man Ruhe finden." Weiters riet sie ihr: „Gestalte Deine Lage nicht schwieriger, als sie wirklich ist. Wozu bietest Du aller Welt ein Schauspiel dar? Du darfst gewiß sein, daß man dich in Laxenburg, und noch mehr in Preßburg, wo Du so ruhig zu sein glaubtest, nur allzusehr erriet. Du bedarfst der Ruhe und mußt jede Erregtheit vermeiden. Es ist Dein nächster Verwandter und unser Neffe, der nach Innsbruck kommt, mehr brauchst Du nicht von ihm zu wissen. Je höflicher und liebenswürdiger Du bist, ohne dich ihm an den Hals zu werfen, desto mehr wirst Du die Leute ablenken und Dir selbst in jeder Hinsicht förderlich sein. Dein Glück, das Du in meine Hand legst, das Herz, das Du mir darbringst, ich nehm’ es an und werde keinen schlechten Gebrauch davon machen, werde auch niemals gegen Deinen eigenen Willen handeln. Aber laß dich nicht im voraus für oder wider die Sache einnehmen; es geschieht ohnehin nur das, was die Vorsehung über uns verhängt, wir sind nur die Werkzeuge, die sie benutzt, um uns zu unserem Ziel zu führen. Zeige nur Ruhe und Mut, die Rolle zu spielen, die Deine Pflicht dir vorschreibt; Du hast Begabung genug dazu, wenn nur Dein Wille sie recht unterstützt. Keine kleinen Vertraulichkeiten oder Flüstergespräche im Vorübergehen, weder mit Deiner Schwester, noch mit wem immer. Sprich so wenig wie möglich von den Prinzen überhaupt, denke auch so wenig wie möglich an sie, damit Du Dich nicht beunruhigst oder zu sehr mit Deinen Gedanken beschäftigst. Kein Mitleid mit dem Anderen, denn er hat nicht mehr, noch weniger Hoffnung als seit fünf Jahren, daher ist seine Lage noch dieselbe. Schlage Dir die Gedanken an die beiden Prinzen für Deinen hiesigen Aufenthalt völlig aus dem Sinn, das ist das einzige Mittel, Dich glücklich zu machen. Dein Glück ist das Ziel, das ich verfolge, um es zu erreichen verspreche ich Dir, alles zu tun, was ich kann. Rede von ihm nicht mit Joseph, weder im guten noch im schlimmen, denn er wird Dich auszuhorchen suchen; antworte ihm darum nur, er möchte Dich, wenn er Dich liebt, in Ruhe lassen, Deine Lage sei ohnedies grausam genug."

Der plötzliche Tod von Kaiser Franz I. stürzte Maria Theresia in Depressionen, nun aber stand den Eheplänen Marie Christines niemand mehr im Wege, da ihre Mutter ja schon längst auf ihre Seite gezogen war. Aufgrund der Hoftrauer, die sich normalerweise über ein Jahr erstreckte, war allerdings Zurückhaltung geboten.

Bereits November 1765 wurde allerdings mit den Hochzeitsvorbereitungen begonnen. Maria Theresia traf alle Vorkehrungen für ein sorgenfreies fürstliches Leben und verschaffte zuerst dem von ihr zum Feldmarschall ernannten zukünftigen Schwiegersohn eine Position als Statthalter von Ungarn mit Sitz in Pressburg, der damaligen Hauptstadt Ungarns. Das dortige Schloss wurde um 1,3 Mio Gulden umgebaut, wobei Maria Theresia sich über das Finanzielle hinaus sogar um die Auswahl der Möbel und des Tafelgeschirrs kümmerte. Im Schloss Laxenburg ließ sie für ihre Mimi und Albert das sogenannte Grünnehaus einrichten und stellte auch später den jungen Leuten ihre eigenen Räume in der Hofburg für ihre Wiener Besuche zur Verfügung. Albert bekam von ihr eine reiche Ausstattung mit Gütern in der Gegend von Teschen (Österreichisch Schlesien) und nannte sich fortan Herzog von Teschen. Hunderttausend Gulden in Gold gehörten auch zu Mimis Aussteuer. Dass dies alles den Unmut und Neid der Geschwister hervorrief, ist nur zu verständlich.

Am 7. Jänner 1766 hielt Albert Kasimir, Marie Christines Cousin 2. Grades, ein in der sächsisch-polnischen Thronfolge eher zurückgesetzter Herzog, Einzug in Pressburg. Am 2. April 1766 wurde die Verlobung gefeiert, sechs Tage später die Trauung in Wien vollzogen.[1] Marie Christine wurde Zeit ihres Lebens von ihren anderen Schwestern, denen Liebesheiraten verwehrt worden waren, gemieden.

1780 folgte sie ihrem Ehemann, der zum Generalstatthalter der Niederlande ernannt worden war, nach Brüssel, von wo das Paar 1789 und erneut im Jahr 1792 überstürzt flüchten musste.

Cenotaph der Marie Christine von Österreich in der Augustinerkirche

Marie Christine von Österreich starb im Jahr 1798 in Wien an einer Magenkrankheit und wurde in der Kapuzinergruft (Kaisergruft) beigesetzt.

In den Verzierungen ihres Grabmals in der Augustinerkirche, einem Werk des bedeutenden klassizistischen Bildhauers Antonio Canova, ist kein einziges christliches Symbol zu erkennen, dafür sind mehrere von Freimaurern verwendete Motive dargestellt. Die flache Wandpyramide enthält ein Medaillon Marie Christines und Figuren aus Carraramarmor. Sie trägt die Inschrift Uxori Optimae Albertus (Der besten Gattin, Albert). In einem aus dem Jahre 1805 herausgegebenen Buch von Van de Vivere über das Grabmal von Canova, und das in einer deutschen Übersetzung aus demselben Jahr vorliegt, geht eindeutig hervor, dass es sich um ein aus dem christlichen Denken heraus entstandenes Grabdenkmal handelt, wiewohl der Einfluss der Aufklärung merkbar ist. Mit den Mitteln und der Deutungssprache der Allegorie erstellte Canova die Symbole und Figuren, die im Denken der Antike und in der frühchristlichen Zeit Verwendung fanden, um den Tod eines Menschen zu betrauern bzw. ihn zu begraben.

Wirken

Marie Christine war eine begabte Künstlerin und teilte mit ihrem Ehemann, der ein bedeutender Kunstsammler und Gründer der Albertina war, eine Leidenschaft für die Zeichenkunst. Ihre teilweise im Schloss Schönbrunn ausgestellten Zeichnungen der kaiserlichen Familie zeugen von ihrem großen Talent.

Nachkommen

Marie Christine schenkte während ihrer Ehe einer Tochter namens Maria Theresia das Leben, jedoch starb der Säugling einen Tag nach der Geburt. Da die Mutter aufgrund der schwierigen Entbindung keine weiteren Kinder gebären konnte, überredete sie ihren Bruder, den späteren österreichischen Kaiser Leopold II. ihr seinen Sohn, Erzherzog Karl, zur Adoption zu überlassen.

Einzelnachweise

  1. Friedrich Weissensteiner: Die Töchter Maria Theresias. Kapitel Marie Christine - Die Lieblingstochter Maria Theresias Kremayr & Scheriau. 1994. ISBN 3218005914

Weblinks

Literatur

  • Hanns Schlitter (Hrsg.): Briefe der Erzherzogin Marie Statthalterin der Niederlande an Leopold II. nebst einer Einleitung zur Geschichte der französischen Politik Leopolds II.. Gerold, Wien 1896 (Google-Digitalisat, nur aus den USA komplett abrufbar)
  • Friedrich Weissensteiner: Die Töchter Maria Theresias. Kremayer & Scheriau, 1991



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