Martinikirche zu Halberstadt

Martinikirche zu Halberstadt
Martinikirche zu Halberstadt
Figur des Samson an der Kanzel

Die Martinikirche ist eine Kirche im gotischen Baustil im Zentrum von Halberstadt in Sachsen-Anhalt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Kirche wurde im frühen Mittelalter erbaut und erstmals 1186 urkundlich erwähnt. Der Hauptchor und die Nebenchöre stammen vom Ende des 13. Jahrhunderts, das heutige Hauptschiff aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts.[1] Die Martinikirche prägt zusammen mit der Liebfrauenkirche und dem Dom das Stadtbild Halberstadts.

Im Jahr 1989 wurde die Martinikirche auch als Versammlungsraum des „Neuen Forums“ genutzt.[2] Heute setzt sich die Kirchengemeinde für das Bündnis Gewaltfreies Halberstadt ein.

Im Inneren befindet sich u.a. ein bedeutender barocker Altar von Tile Zimmermann (1696).

Sanierung

Die Stadt Halberstadt wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges zu 82 Prozent zerstört. Die drei Wahrzeichen Halberstadts – Dom, Martinikirche und Liebfrauenkirche – blieben trotz schwerer Schäden von der totalen Zerstörung verschont. Von 1945 bis 1954 wurden dank des Einsatzes des Halberstädter Architekten Walter Bolze Martinikirche und Liebfrauenkirche wiederhergestellt. Schwerpunkt waren dabei insbesondere die Restauration der stadtbildprägenden Türme und des Daches.

Weitere Sanierungsarbeiten begannen Anfang des 21. Jahrhunderts, da die Bausubstanz vor allem durch Witterungseinflüsse (Saurer Regen) gelitten hatte. Die Bürger Halberstadts sammelten dazu 100.000 Euro. In Zusammensarbeit mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt konnte die Martinikirche instand gesetzt werden.

Die ungleichen Türme

Das Westwerk mit den zwei unterschiedlich hohen Turmhelmen ist traditionell Eigentum der Stadt Halberstadt und dessen Wahrzeichen. Diese mächtigen Doppelturmanlage wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts erbaut und dienten als Wachttürme.

Warum die Türme eine unterschiedliche Größe besitzen, ist unbekannt. Dazu gibt es folgende drei Theorien:

  • Die meist verbreitete Theorie
Die Türme wurden mit Absicht unterschiedlich hoch gebaut, um dem Wächter im höheren Turm einen Blick in alle Richtungen zu verschaffen. Der Wächter brauchte einen Blick in alle Richtungen, da in Vororten wie in Sargstedt so genannte Alarmfeuertürme standen. Wenn der Wächter aus einer Himmelsrichtung Rauch gesehen hat, konnte er die Stadt alarmieren. Die Alarmfeuertürme waren bis zu 20 Kilometer von Halberstadt entfernt, was auch erklärt, warum man einen solch hohen Aussichtspunkt wie die Martinikirche benötigte.
  • Theorie zum Bau
Die Martinikirche wurde nicht von der Kirche erbaut, sondern von Geldern wohlhabender Bürger. Während des Baus ging jedoch den Gebern das Geld aus und um Kosten zu sparen wurde beschlossen, den zweiten Turm nicht weiter auszubauen.
  • Theorie zu einem Brand
Im Mittelalter soll die Martinikirche gebrannt haben, wobei ein Turm zerstört wurde. Da die Stadt jedoch nicht genügend finanzielle Mittel besaß, wurde der zerstörte Turm nur notdürftig wieder neu gebaut.

Glocken

Vom einst sechsstimmigen Geläut, dass seit dem Mittelalter in Konkurrenz zu dem des Domes stand, blieben nach den beiden Weltkriegen drei Glocken übrig. Die Feuer-, Sonntags- und Apostelglocke mussten geschweißt werden und im Zuge der Sanierung wurden sie in einen neuen Holzglockenstuhl an neue Holzjoche gehängt. Durch einen Glockentausch von Zeitz und Halle dienen die zwei Stahlglocken dem Uhrschlag. In der Neujahrsnacht 2005 läuteten die Glocken das erste Mal nach der Restaurierung.[3]

Nr. Name Gussjahr Gießer Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Nominal
(16tel)
1 Feuerglocke 1511 Hinrick van Kampen 2129 5700 gis0 –2
2 Sonntagsglocke 1439 unbekannt 1488 2390 dis1 −3
3 Apostelglocke 14. Jh. unbekannt 699 260 e2 +5
Stundenschlag-Glocke 1922 AG Lauchhammer, Torgau 1180 ~1100 fis1 −2
Viertelschlag-Glocke 1922 AG Lauchhammer, Torgau 699 650 a1 −5

Einzelnachweise

  1. Homepage: Evangelische Kirchenmusik in Halberstadt (14. Januar 2006).
  2. Frauenhofer Informationszentrum Raum und Bau - Baufachinformation zur Martinikirche.
  3. Constanze Treuber u. a.: Gegossene Vielfalt. Glocken in Sachsen-Anhalt. Hinstorff, Rostock 2007, S. 53–55.

Weblinks

51.89543611111111.0510916666677Koordinaten: 51° 53′ 44″ N, 11° 3′ 4″ O


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