Mater Dolorosa Berlin-Lankwitz

Mater Dolorosa Berlin-Lankwitz
Symbol Karte
Symbol der Gemeinde Mater Dolorosa Berlin-Lankwitz
Lage der Gemeinde Mater Dolorosa in Berlin
Basisdaten
Erzbistum Berlin
Dekanat Steglitz-Zehlendorf
Kirchweih Erster Sonntag im November
Geografische Lage 52° 25.43′ N, 13° 20.29′ O Koordinaten: 52° 25.43′ N, 13° 20.29′ O
Mitglieder 4500
Adresse Kurfürstenstraße 59, 12249 Berlin
Website Mater Dolorosa Berlin-Lankwitz
Pfarrer Michael Schlede
Pietà im linken Querschiff der Pfarrkirche Mater Dolorosa Berlin-Lankwitz, um 1400, Lindenholz, aus dem fränkisch-thüringerischen Raum

Mater Dolorosa ist eine römisch-katholische Kirchengemeinde mit einer denkmalgeschützten Pfarrkirche in Berlin-Lankwitz. Mater Dolorosa gehört zum Dekanat Steglitz-Zehlendorf im Erzbistum Berlin. Namenspatronin ist die schmerzensreiche Mutter Maria beim Kreuzestod ihres Sohnes Jesus.

Inhaltsverzeichnis

Lage und städtebauliches Umfeld

Pfarrkirche Mater Dolorosa Berlin-Lankwitz
Ansicht von Osten

Die Pfarrkirche steht zwischen Ein- und Mehrfamilienhäusern an der Ecke Kurfürstenstraße und Kiesstraße im Westen des Ortsteils Lankwitz, etwa ein Kilometer südöstlich des Regional- und S-Bahnhofs Lichterfelde Ost. Die Kirche steht mit ihrem Säulenportal und dem Kirchturm zur Kurfürstenstraße und ist von dort aus zugänglich. Das Gemeindehaus befindet sich im nördlich angrenzenden und das Pfarrhaus im südlich gelegenen Grundstücksteil. Letzteres ist von der Kiesstraße aus zugänglich. Dort grenzt direkt das Monikastift an, an das sich wiederum der Friedhof Lankwitz anschließt.

Das Gemeindegebiet ist im Norden durch die Bahngleise der Anhalter Bahn begrenzt, verläuft über den Straßenzug Seydlitzstraße, Kaiser-Wilhelm-Straße, Dillgesstraße, Havensteinstraße, Mühlenstraße, Paul-Schneider-Straße und stößt im Osten auf die Malteserstraße. Dort verläuft die Gemeindegrenze nach Süden und knickt in Höhe der Friedrichrodaer Straße nach Westen ab, wo sie mit der Grenze zu Marienfelde zusammenfällt. Am Stadtrand wird das Gemeindegebiet durch die Stadtgrenze begrenzt und umfasst auch noch den Ortsteil Lichterfelde-Süd einschließlich der Thermometersiedlung.

In Norden grenzt die Gemeinde St. Benedikt in Lankwitz, im Osten die Gemeinde Vom Guten Hirten in Marienfelde, im Süden die Gemeinde Ss. Eucharistia in Teltow und im Westen die Gemeinde Heilige Familie in Lichterfelde an das Gemeindegebiet von Mater Dolorosa an.

Geschichte

Entwurfszeichnung des Architekten Christoph Hehl von 1911
Pfarrkirche Mater Dolorosa seit 1984 (Turmkreuz seit 1999)

Die Gemeinde wurde 1912 vom katholischen Pfarrer in Berlin-Lichterfelde, Maximilian Beyer, mit der Unterstützung des Katholischen Kirchbau-Sammelvereins Lankwitz auf dem Gelände des Monikastifts zunächst als Kuratie gegründet und am 21. Mai 1921 eine eigenständige Pfarrei. Die Konsekration der von den Architekten Christoph Hehl (1847–1911) und Carl Kühn in der Form einer Kreuzbasilika entworfene Kirche erfolgte am 22. September 1912 durch den Breslauer Weihbischof Karl Augustin (1847–1919), wobei auch der spätere Weihbischof Josef Deitmer anwesend war.

Kirchweihe

Die Kirchweihe wird am ersten Sonntag im November zusammen mit der am 1. November 1773 der Heiligen Hedwig von Andechs geweihten Berliner Bischofskirche, der Sankt-Hedwigs-Kathedrale, gefeiert.

Zerstörung und Wiederaufbau der Kirche

Grundriss der Kirche Mater Dolorosa seit 1984

In der Nacht vom 23. auf den 24. August 1943 wurde das Kirchengebäude durch einen Bombenangriff schwer beschädigt. Der Wiederaufbau des Kirchenschiffes erfolgte in den Nachkriegsjahren. Bis 1955 wurden nach den Plänen der Architektin Margot Weymann zunächst nur das Querschiff und der Turm ausgebaut. Palmsonntag 1950 wurde der erste Gottesdienst in dem mit einem neuem Altar mit der Aufschrift MONS QUI CHRISTUS EST und einem goldenen Tabernakel ausgestatteten und als Gottesdienstraum eingerichteten Querschiff des zerstörten Kirchengebäudes gefeiert. Das Hauptschiff blieb nach dem Vorbild der Klosterkirche der Abtei Maria Laach als Vorhof des Gottesdienstraumes zunächst nach oben offen und wurde erst in den Jahren 1968 bis 1970 erneuert.

Auch die ursprünglich polierten Säulen des Kirchenschiffes wurden bei der Feuersbrunst beschädigt und bewusst in diesem Zustand belassen. Die Säulen wurden matt geschliffen, und nur die zwei Säulen zwischen Altarraum und Chorraum, die zwischenzeitlich hinter Trennwänden verborgen waren, erinnern an den ursprünglichen Zustand der Säulenoberflächen.

Die Glocken der Kirche wurden sowohl im Ersten als auch nach Zweiten Weltkrieg entfernt. 1963 wurden die neuen Bronzeglocken der Glockengießerei Rudolf Perner mit den Namen Maria Magdalena, Mater Dolorosa und Johannes geweiht, die in den Anfangstönen vom gregorianischen Te Deum gestimmt sind (e – g – a).[1]

Nach den Plänen des Architekten Raimund Szafranski wurde 1983 und 1984 die alte Form der Kreuzbasilika weitgehend wiederhergestellt.

Entwicklung weiterer Gottesdienststätten im Gemeindegebiet

Da Großbeeren, an der südlichen Stadtgrenze von Berlin gelegen, zum Gemeindegebiet gehörte, wurden vom 9. August 1925 bis zum August 1933 Gottesdienste in der unteren Halle des Denkmals für den Sieg bei Großbeeren am 23. August 1813 abgehalten. Danach diente bis 1935 ein Mietraum für Gottesdienstzwecke. Erst 1942 konnten wieder Messen in der evangelischen Friedhofskapelle abgehalten werden, die jedoch 1944 durch Bomben stark beschädigt wurde. Im April 1952 konnte schließlich die Kapelle St. Joseph durch Bischof Wilhelm Weskamm als Gottesdienststelle eingeweiht werden, die inzwischen jedoch wieder entwidmet, verkauft und abgerissen wurde.

Ausgehend von der Gemeinde Mater Dolorosa wurden zwei weitere katholische Gemeinden in Lankwitz und eine Kuratie in Lichterfelde-Süd gegründet:

  • Von der Auferstehung Christi, Kamenzer Damm, Lankwitz (Kirchweihe 28. Juni 1970 durch Alfred Kardinal Bengsch, gehört inzwischen zusammen mit der Gemeinde Johannes Evangelist zur Gemeinde St. Benedikt)
  • Maria Mutter vom Guten Rat, Celsiusstraße, Lichterfelde-Süd (Kirchweihe durch Joachim Kardinal Meisner am 5. Juli 1980, gehört seit Sommer 2005 der evangelischen Gemeinschaft Eben-Ezer)

Kunstwerke

Portikus

Die Säulenkapitelle des Portikus der Kirche wurden nach Zeichnungen von Carl Kühn geschaffen.

Chorraum

Christuskreuz an der Stirnseite des Chorraums
Himmlisches Jerusalem über dem Christuskreuz an der Stirnseite des Chorraumes von Helmut Nitzsche, 1985

An der Stirnseite des Chorraums befindet sich ein gotischer Christus aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, dessen Arme verloren gegangen sind.

Darüber befinden sich drei Fenster mit Rundbögen, die mit farbenprächtigen Glasmosaiken das Himmlische Jerusalem nach einem Entwurf des Künstlers Helmut Nitzsche darstellen.

Tabernakel

Tabernakel mit darüberhängendem ewigem Licht im linken Querschiff

Der vergoldete Tabernakel stammt ursprünglich von 1950 und wurde 1984 in der Goldschmiederei der Abtei Münsterschwarzach umgestaltet. Die Tür zeigt nach wie vor die dem Jakob erschienene Himmelsleiter (Genesis 28, 10–22) mit einem hinaufsteigenden und einem weiteren hinabsteigenden Engel.

Altarraum

Erwähnenswert ist die Symbolik bei der Verkündigung des Wortes Gottes und bei der Feier der Heiligen Messe.

Der Lektor, Diakon oder Priester steht bei den Lesungen vom Ambo, der mit einem bronzenen Adler verziert ist, auf zwei weißen Steinen. Der eine stammt von der Akropolis in Athen und der andere vom Kapitol in Rom, den beiden vorchristlichen, sakralen Zentren Europas der Antike.

Der Zelebrant steht bei der Eucharistiefeier am Altar über einer kleinen von einem Teppich verdeckten Achat-Platte, unter der sich auf einem roten Kreuz ein Stein aus Golgota in Jerusalem befindet.

Ambo

Die Schwingen des Adlers am Ambo vom Lesenden aus gesehen

Auf den Flügeln des bronzenen Adlers am Ambo steht Dominus sit in corde tuo et in labiis tuis (Der Herr sei in deinem Herzen und auf Deinen Lippen).[2]

Kreuzweg

Der Kreuzweg mit einer zusätzlichen 15. Station, die die Emmaus-Jünger darstellt, ist 1981 vom Künstler Hans Wachter fertiggestellt worden (siehe Kreuzweg von Hans Wachter). Der Kreuzweg verläuft im linken Seitenschiff von vorne nach hinten und wird im rechten Seitenschiff von hinten nach vorne fortgesetzt.

Kirchenmusik

Dreimanualige Späth-Orgel auf der Orgelempore über dem Vorraum

Von 1926 an bis zum 31. Dezember 1942 war der Komponist und Schönberg-Schüler Max Walter als Kirchenmusiker in der Gemeinde aktiv. Die damalige Orgel wurde 1943 beim Bombenangriff zerstört.

Die jetzige Orgel mit mechanischer Traktur wurde 1977 vom Freiburger Orgelbauer Hartwig Späth gebaut, am 23. Oktober 1977 geweiht und 1987 um ein Rückpositiv erweitert. Seither hat sie einen freistehenden Spieltisch mit drei Manualen (Hauptwerk, Schwellwerk, Rückpositiv und seit 1995 noch ein zusätzliches, separates Pedalwerk). Insgesamt verfügt die Orgel über 2542 Pfeifen in 40 Registern, 6 Koppeln, 2 Tremulanten und 8 × 8 Setzerkombinationen mit Registerfessel.[3]

Im linken Querschiff befindet sich eine einmanualige Chororgel des Orgelbauers Paul Ott mit Pedal und drei Registern.

Die Gemeinde hat einen gemischten Chor, eine Kinderschola, einen Gospelchor und eine Choralschola.

Gemeindearbeit

Johannes Pinsk (1951)

Von 1939 bis 1954 war der durch die liturgische Erneuerungsbewegung bekannte Theologe Dr. Johannes Pinsk (1891–1957) Pfarrer in Mater Dolorosa, der durch sein Wirken die Gemeinde sehr geprägt hat. Die Gemeindearbeit wird vom Verein der Freunde der Pfarrei Mater Dolorosa e.V. und von der Stiftung Mater Dolorosa Berlin-Lankwitz unterstützt. Es besteht eine Zusammenarbeit mit dem Pfadfinderstamm Don Bosco und eine ökumenische Zusammenarbeit mit der benachbarten, evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde. Seit 1979 unterstützt die Gemeinde regelmäßig das Partnerbistum Chachapoyas in Peru. Mater Dolorosa ist eine der wenigen Gemeinden, in der seit vielen Jahrzehnten in der Karwoche regelmäßig Karmetten abgehalten werden.

Kapläne (Auswahl)

Pfarrer

  • 1912 bis 1939: Monsignore Franz Nafe (* 31. Juli 1879, † 7. Dezember 1942, Priesterweihe am 20. Juni 1903), Geistlicher Rat, Erzpriester[4]
  • 1939 bis 1954: Dr. theol. Johannes Pinsk (* 4. Februar 1891, † 21. Mai 1957, Priesterweihe am 13. Juni 1915), Honorarprofessor an der Freien Universität Berlin
  • 1954 bis 1976: Werner Heltemes (* 31. August 1909, † 25. Juli 1976, Priesterweihe am 25. Februar 1935)[5]
  • seit 27. August 1976: Michael Schlede (* 5. Mai 1938, Priesterweihe am 10. Oktober 1965)[6]

Weitere Geistliche

  • 1980 bis 1994: Pater Gerhard Poppe SJ (* 22. Mai 1928, † 3. März 2008, Priesterweihe am 29. Juni 1958) als Pfarrseelsorger der Kuratie Maria Mutter vom Guten Rat[7]

Siehe auch

Gotteshäuser in Berlin

Literatur

  • Mater Dolorosa – Gemeinde unserer Zeit, Bernhard Müller-Schoenau, Berlin (1962), 32 Seiten
  • 75 Jahre Kirche zur Heiligen Familie 1904–1979, Ernst-Alfred Jauch, Berlin (1979), 60 Seiten
  • Pfarrkirche und Gemeinde Mater Dolorosa Berlin-Lankwitz 1912–1987, Lorenz Weinrich (Herausgeber), Berlin (1987), 84 Seiten
  • Paul Hiller (Begründer) / Arbeitskreis Historisches Lankwitz: Chronik Lankwitz. Lankwitzer Heimatbuch [1239–1989]; Wort-und-Bild-Specials Heinicke: Berlin 1989; ISBN 3-926578-19-X
  • Andreas Tacke: Kirchen für die Diaspora: Christph Hehls Berliner Bauten und Hochschultätigkeit (1894–1911), Berlin, Gebrüder Mann, 1993; ISBN 3-7861-1690-3
  • Matthias Brühe: Katholische Kirche im Westen und Süden Berlins, Berlin 2000[8]

Einzelnachweise

  1. Mater Dolorosa – Glocken
  2. Mater Dolorosa – Ambo
  3. Mater Dolorosa – Orgel
  4. Mater Dolorosa – Franz Nafe
  5. Mater Dolorosa – Werner Heltemes
  6. Mater Dolorosa – Michael Schlede
  7. Mater Dolorosa – Gerhard Poppe
  8. Auswahlbibliographie zur Geschichte des Erzbistums Berlin

Weblinks


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