Mauscheln

Mauscheln
Adriaen Brouwer: Kartenspieler mit Kiebitzen (Gemälde um 1630)
Adriaen Brouwer: Rauferei beim Kartenspiel (Gemälde um 1630)

Mauscheln, auch Maus oder Vierblatt, ist ein dem Tippen ähnliches Karten-Glücksspiel, das in Deutschland und den Ländern des früheren Österreich-Ungarn weit verbreitet war.

Der Name Mauscheln stammt vermutlich aus dem Jiddischen und bedeutet so viel wie (heimliches) Sprechen. Nach Meyers Konversationslexikon von 1885 bis 1892 leitet sich das Wort Mauschel vom hebräischen Moscheh (Moses) ab und ist ein Spottname für Jude; mauscheln heiße – so Meyer – so viel wie jüdeln, schachern.

Weitere Namen des Spiels sind Polnische Bank (vgl. aber hier) oder Panczok, sowie Kratzen, Angehen oder Frische Vier.

Inhaltsverzeichnis

Grundregeln

Spielerzahl und Spielmaterial

Mauscheln wird wie Tippen von drei bis sechs Personen mit 32, bei noch mehr Teilnehmern mit 52 Blättern gespielt.

Kartenverteilung

Der jeweilige Kartengeber setzt vier Spielmarken als Stamm in die Kasse und teilt jedem Spieler zwei Karten aus. Die nächste Karte wird offen aufgeschlagen und bestimmt die Trumpffarbe, danach erhält jeder Spieler weitere zwei Karten.

Spielansage und Spielbeginn

Nun erklärt der Spieler zur Linken des Gebers, ob er mauscheln (spielen, es angehen) möchte, d. h., er verpflichtet sich zumindest zwei Stiche zu erzielen, oder er sagt „Weiter“; in diesem Fall hat sein rechter Nachbar das Wort – usw.

Will niemand spielen, so werden die Karten zusammengeworfen, der nächste Spieler zahlt vier Marken in die Kasse und gibt die Karten für das nächste Spiel.

Hat ein Teilnehmer erklärt, er wolle spielen, so können die anderen Spieler entweder passen oder mitgehen.

Wenn alle anderen Teilnehmer passen, zieht der Mauschler den Pot ein – ohne eigentliches Spiel; geht jedoch zumindest ein Teilnehmer mit, so dürfen diese Spieler und der Mauschler eine oder mehrere (auch alle vier) Karten verdeckt ablegen und gegen neue Karten vom Talon tauschen. Es ist nur einmaliges Tauschen zulässig. Sind alle Spieler bedient, so spielt der Mauschler zum ersten Stich aus.

Zugaberegeln

Man muss Farbe bedienen oder trumpfen.

Spielabrechnung

Am Ende des Spiels erfolgt die Abrechnung:

  • Für jeden gewonnenen Stich erhält man ein Viertel des Kasseninhalts.
  • Wer mitgeht und keinen Stich macht, zahlt so viel als Bête in die Kasse, als im Pot steht; ebenso der Mauschler, falls es ihm nur gelingt, einen Stich zu gewinnen.
  • Bleibt der Mauschler stichlos, so zahlt er den doppelten Kasseninhalt.

Regelvarianten

Wie die meisten Kartenspiele wird auch Mauscheln mit vielen zusätzlichen Regelvarianten gespielt. Variationen betreffen u. a.:

  • die Verwendung des Weli bzw. der Karo-Sechs als 33. Karte als beständigen zweithöchsten Trumpf und
  • Besonderheiten beim Abheben und Teilen.

Quellen

Literatur

  • Claus D. Grupp: Glücksspiele mit Kugel, Würfel und Karten, Falken Verlag, Wiesbaden 1976.
  • Claus D. Grupp: Kartenspiele im Familien und Freundeskreis. Überarbeitete und neugestaltete Ausgabe. Originalausgabe. Falken, Niedernhausen/ Ts. 1996/ 1997, ISBN 3-635-60061-X
  • David Parlett: The Oxford Dictionary of Card Games, Oxford University Press, 1992.

Weblinks


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Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • mauscheln — Vsw reden wie ein Jude (nach dem Stereotyp) per. Wortschatz stil. (17. Jh.) Onomastische Bildung. Abgeleitet von Mausche, der jiddischen Form des biblischen Namens Mose (mōšä[h]), die als Übername der Handelsjuden gebraucht wurde (auch Mauschel) …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • mauscheln — mau|scheln 〈V. intr.; hat〉 1. 〈urspr.〉 jiddisch sprechen 2. 〈Kart.〉 Mauscheln spielen 3. 〈umg.〉 sich heimlich absprechen, heimlich Vereinbarungen treffen ● in der Politik wird viel gemauschelt [17. Jh.; „reden wie Moses“ (jüd. Mausche)] * * *… …   Universal-Lexikon

  • Mauscheln — Mau|scheln 〈n.; s; unz.〉 1. = Judendeutsch 2. ein Kartenglücksspiel [→ mauscheln] * * * mau|scheln <sw. V.; hat: 1. (ugs. abwertend) a) unter der Hand in undurchsichtiger Weise Vorteile aushandeln, begünstigende Vereinbarungen treffen,… …   Universal-Lexikon

  • mauscheln — (Über) etwas mauscheln: Unterderhand, in undurchsichtiger Weise Vereinbarungen treffen; Gerüchte in die Welt setzen und weitertragen; beim Kartenspiel betrügen; undeutlich reden.{{ppd}}    Das Wort ›mauscheln‹ kommt von dem Namen ›Moses‹,… …   Das Wörterbuch der Idiome

  • mauscheln — mau|scheln 〈V.〉 1. jiddisch sprechen 2. 〈fig.〉 unverständlich reden 3. 〈Kart.〉 Mauscheln spielen 4. 〈umg.〉 heimliche Absprache treffen [Etym.: 17. Jh.; »reden wie Moses« (jüd. Mausche)] …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Mauscheln — Mau|scheln 〈n.; Gen.: s; Pl.: unz.; Kart.〉 ein Kartenglücksspiel [Etym.: → mauscheln] …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • mauscheln — mau|scheln <aus gleichbed. Rotwelsch »mauscheln«, wohl nach dem für Nichtjuden unverständlichen Jiddisch; vgl. ↑Mauschel>: 1. unter der Hand in undurchsichtiger Weise Vorteile aushandeln, begünstigende Vereinbarungen treffen, Geschäfte… …   Das große Fremdwörterbuch

  • mauscheln — mau|scheln (jiddisch sprechen; [heimlich] Vorteile aushandeln, Geschäfte machen; übertragen für unverständlich sprechen; Mauscheln spielen); ich mausch[e]le …   Die deutsche Rechtschreibung

  • mauscheln — (rotw.) heimlich betrügen …   Berlinerische Deutsch Wörterbuch

  • mauscheln — mauschelnintr 1.heimlicheAbmachungentreffen;betrügerischhandeln.Fußtaufhebr»Mosche(gesprochen:Mausche)=Moses=Schimpfnamefürden(Schacher )Juden«.1600ff. 2.wieeinJudereden.1600ff. 3.nörgeln;insgeheimaufbegehren;eineVerschwörunganzetteln.Seitdem19.Jh… …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

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