Mawashi

Mawashi

Ein Mawashi (jap. 廻し oder 回し) ist im Sumōringen der Gürtel, den die Kämpfer (rikishi) im Wettkampf und beim Training tragen. Während der Zeremonie beim Betreten des Ringes zum Beginn eines Turniertages (dohyō-iri) sowie beim „Bogentanz“ (Yumitori-shiki) am Ende eines Kampftages tragen Ringer der oberen Ränge einen zeremoniellen Keshō-mawashi (siehe weiter unten).

Kampf-Mawashi

Die Mawashi für Rikishi der obersten Ränge besteht aus Seide und ist in einer großen Auswahl von Farben erhältlich. Ungebunden hat er eine Länge von etwa neun Metern und eine Breite von etwa 60 cm. Er hat ein Gewicht von vier bis fünf Kilogramm. Diese Abmessungen sind für alle Mawashi gleich, unabhängig vom Körperumfang des Ringers. Deswegen scheinen verhältnismäßig „schmal“ gebaute Kämpfer oft dickere Mawashi zu tragen als ihre umfangreicheren Kollegen. Getragen wird ein Mawashi, indem er gefaltet, mehrmals um die Hüfte des Kämpfers gewickelt sowie zwischen seinen Beinen hindurchgeführt und schließlich mit einem großen Knoten an der Hinterseite befestigt wird.

An der Vorderseite werden eine Reihe von gestärkten Seidenstreifen eingesteckt, die sogenannten Sagari (下がり). Die Anzahl der Streifen liegt immer zwischen 17 und 21. Wenn sie während eines Kampfes herausfallen, wirft der Gyōji (Ringrichter) sie sofort aus dem Ring. Die Sagari dienen außer der Dekoration keinem bestimmten Zweck.

Sollte ein Mawashi sich während eines Kampfes lösen, kann der Kampf angehalten werden, um es dem betreffenden Kämpfer zu ermöglichen, seinen Gurt neu zu binden. Verliert ein Ringer während eines Kampfes seinen Mawashi vollends, so wird er disqualifiziert und sein Gegner zum Sieger erklärt (不浄負け, Fujō-make). Dies ist aber zumindest im japanischen Profisumō seit vielen Jahrzehnten nicht mehr vorgekommen.

Der Mawashi ist mehr als ein Kleidungsstück, er ist ein wichtiger Bestandteil des Sumōsports, da viele der 82 Siegtechniken (Kimarite) auf Griffen am Mawashi des Gegners beruhen, da dieser den besten Angriffspunkt bietet. Streng verboten sind allerdings Griffe am vertikalen Teil des Mawashi, der zwischen den Beinen hindurchführt. Gelegentlich versuchen Kämpfer, mit kleinen Tricks einen Vorteil herauszuschlagen: Wird zum Beispiel der Mawashi nur sehr lose gebunden, sind Würfe erschwert. Andere wickeln den Gürtel sehr fest und besprengen ihn mit Wasser, um zu verhindern, dass der Gegner zufassen kann.

Zwar werden nur die Farben schwarz, lila und dunkelblau offiziell vom japanischen Sumoverband erlaubt, dieser sieht jedoch stillschweigend über Übertretungen hinweg, solange die Farben nicht zu hell sind. Oft bleibt die Gurtfarbe eines Ringers relativ konstant: Musashimaru trug fast immer ein silbriges Grau, Asashoryu kämpfte meistens in schwarz. Viele Sumōringer sind jedoch abergläubisch, was die Farbe ihrer Mawashi angeht. Oft wird versucht, eine "Pechsträhne" durch Wechsel der Gurtfarbe zu brechen.

Darstellung eines Rikishi im zeremoniellen Keshō-mawashi aus dem 19. Jahrhundert. Die Hinterseite dieser Mawashi ist, wie bei Kampf-Mawashi auch, kurz.

Seidene Mawashi werden nur bei öffentlichen Kämpfen getragen. Während des Trainings wird auf schwere, baumwollene Modelle zurückgegriffen. Die Angehörigen der obersten beiden Divisionen, die sogenannten Sekitori (関取), tragen weiße Gürtel mit einem charakteristisch geschwungenen Ende. Sagari werden nicht dazu getragen.

Rikishi der unteren Divisionen müssen sowohl bei Wettkämpfen als auch im Training schwarze Baumwollgürtel tragen. Im Wettkampf ergänzen sie diese um ungestärkte Sagari aus Baumwolle.

Amateurkämpfer schließlich sind in ihrer Auswahl auf weiße Baumwolle beschränkt. Die Form unterscheidet sich jedoch von derjenigen der Profi-Trainingsmawashi.

Zeremonielle Mawashi

Zeremonielle Mawashi oder Keshō-mawashi (化粧回し) sind solche, die von den höheren Rängen bei den feierlichen Zeremonien im Ring getragen werden. Der seidene „Gürtel“ trägt an der Vorderseite eine Art Schürze, die aufwändig verziert und mit goldenen Fransen besetzt ist. Solche Mawashi kosten leicht einige tausend Euro. Gelegentlich trägt der Keshō-mawashi einen Hinweis auf den Sponsor eines Kämpfers: Der bulgarischstämmige Sumōringer Kotoōshū bewarb anfänglich auf seinem zeremoniellen Mawashi beispielsweise eine Joghurtmarke, der Ōzeki Chiyotaikai hingegen schmückt sich mit dem Logo der Bayer AG. Keshō-mawashi können auch Geschenke von Fanclubs sein. Besonders beliebte Ringer verfügen über eine große Anzahl solcher Fangaben.

Yokozuna, die in einer eigenen Zeremonie auftreten, besitzen Sets von jeweils drei identischen Keshō-mawashi, derer zwei dabei von ihren Assistenten getragen werden.


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