Maximilian pohlenz

Maximilian pohlenz

Max(imilian) Pohlenz (* 30. Juli 1872 in Hänchen bei Cottbus; † 5. Januar 1962 in Göttingen) war ein deutscher klassischer Philologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn eines Gutsbesitzers studierte ab 1892 Klassische Philologie, zunächst an der Universität Erlangen, später in Berlin und an der Universität Göttingen bei Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff und Friedrich Leo. 1895 legte er in Göttingen das Staatsexamen ab und trat in den Schuldienst. Parallel arbeitete er an einer Dissertation über Poseidonios, mit der er 1898 in Berlin promoviert wurde. Bis 1906 war Pohlenz Lehrer an verschiedenen Gymnasien, vor allem an der Hohenzollern-Schule in [Berlin]-Schöneberg.

Durch das Anwachsen der Studentenzahlen der Klassischen Philologie in Göttingen wurde Pohlenz zur Entlastung von Friedrich Leo und Eduard Schwartz zum 1. April 1906 als außerordentlicher Professor an die Universität berufen. Einen Ruf an die Universität Basel (1912) lehnte er ab. 1916 wurde Pohlenz zum Nachfolger Paul Wendlands ernannt, der Schwartz 1909 auf dessen Lehrstuhl für Klassische Philologie nachgefolgt war. Aufgrund dieser Ernennung sah die Universität Münster von einer Berufung Pohlenz’ ab.[1]

Nach Vollendung des 65. Lebensjahres wurde Pohlenz 1937 emeritiert. Wegen eines Konfliktes um die Verleihung der Ehrendoktorwürde an den italienischen Philologen Gino Funaioli untersagte ihm das Ministerium, weiterhin Vorlesungen zu halten, doch nach einem erfolgreichen Protest konnte Pohlenz seine Vorlesung im Wintersemester 1937/38 abhalten.[2] 1940 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Reale Accademia Virgiliana von Mantua ernannt. Nach dem Ende der Zeit des Nationalsozialismus 1945 musste der Göttinger Lehrbetrieb wiederhergestellt werden. 1947 fand sich Pohlenz bereit, sich am provisorischen Lehrbetrieb zu beteiligen. Am 1. April 1956 feierte er sein 50-jähriges Jubiläum als Dozent in Göttingen.

Leistungen

Pohlenz’ umfangreiches wissenschaftliches Werk gliedert sich in fünf Schwerpunkte: Die philologische Interpretation philosophischer Texte, die kritische Ausgabe der Moralia des Plutarch, seine Studien über die stoische Philosophie, Forschungen zu Staatsrecht und Staatsgesinnung der Antike und Forschungen zum attischen Drama. Besonders Die griechische Tragödie (1930), Die Stoa. Geschichte einer geistigen Bewegung (1942) und Der hellenische Mensch (1946) sind hervor zu heben.

Die Herausgabe des Plutarch hatte ein besonderes Schicksal. Pohlenz beteiligte sich an dieser um 1908 von Wilamowitz angeregten Arbeit von Anfang an als Mitarbeiter. Nach dem Tod der Herausgeber gab er 1925 den ersten Band postum heraus. Während der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs wurde ihm die Arbeit zusätzlich erschwert. Auch bereitete Pohlenz die mühevolle Kollation der Handschriften wegen seiner Sehschwäche große Schwierigkeiten[1]. Trotz Verzicht auf den geplanten siebten und letzten Band erlebte Pohlenz das Ende dieser Arbeit nicht: Das letzte Faszikel erschien nach seinem Tode.

Auszeichnungen

Persönlichkeit

Pohlenz selbst sah sich in erster Linie als akademischer Lehrer. Er fühlte sich durch seine Zeit als Gymnasiallehrer dazu hinreichend vorbereitet und betonte oft die Bedeutung dieser Erfahrungen für seine Lehre. Von seinen Studenten verlangte er größtmögliche Genauigkeit, auch im Detail. Seine große, auch persönlich motivierte Sorge um seine Studenten schlug sich in der Widmung seines Buches über die Stoa nieder: „Meinen Schülern, den lebenden und den toten“[3].

Pohlenz war wie die überwiegende Zahl der Hochschullehrer im Kaiserreich und der Weimarer Republik politisch konservativ eingestellt und äußerte 1926 in einem Fortbildungskolleg für Lehrer Kritik am Vielparteiensystem der Weimarer Republik, das er durch die „starke Regierung“ einer kleinen Elite ersetzt sehen wollte.[4] Dem Nationalsozialismus stand er allerdings skeptisch gegenüber. In einem Zeitungsbeitrag 1933 plädierte er für die Beibehaltung der humanistischen Gymnasialbildung.

Literatur

  • Heinrich Dörrie: Max Pohlenz †, in: Gnomon 1962, S. 634–636.
  • Wolfhart Unte: Pohlenz, Max. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, S. 588 f.
  • Cornelia Wegeler: „… wir sagen ab der internationalen Gelehrtenrepublik“. Altertumswissenschaft und Nationalsozialismus. Das Göttinger Institut für Altertumskunde 1921–1962. Böhlau, Wien 1996, ISBN 3-205-05212-9, bes. S. 84–88, 137–141, 229–254, 275–276.

Einzelnachweise

  1. a b Gnomon 1962, S. 635.
  2. Cornelia Wegeler, „… wir sagen ab der internationalen Gelehrtenrepublik“, Wien 1996, S. 233.
  3. Gnomon 1962, S. 635–636.
  4. Cornelia Wegeler, „… wir sagen ab der internationalen Gelehrtenrepublik“, Wien 1996, S. 87–88.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Maximilian Pohlenz — Max(imilian) Pohlenz (* 30. Juli 1872 in Hänchen bei Cottbus; † 5. Januar 1962 in Göttingen) war ein deutscher klassischer Philologe. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistungen 3 Auszeichnungen …   Deutsch Wikipedia

  • Maximilian Forschner — (* 19. April 1943 in Reichling) ist ein deutscher Philosoph. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke (Auswahl) 3 Einzelnachweise 4 Web …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Poa–Poj — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Stoa — Zenon von Kition, Begründer der Stoa Als Stoa (griech. Στοά) wird eines der wirkungsmächtigsten philosophischen Lehrgebäude in der abendländischen Geschichte bezeichnet. Tatsächlich geht der Name (griechisch στοὰ ποικίλη – „bemalte Vorhalle“) auf …   Deutsch Wikipedia

  • Stoiker — Als Stoa (griech. Στοά) wird eines der wirkungsmächtigsten philosophischen Lehrgebäude in der abendländischen Geschichte bezeichnet. Tatsächlich geht der Name (griechisch στοὰ ποικίλη – „bemalte Vorhalle“) auf eine Säulenhalle auf der Agora, dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Stoisch — Als Stoa (griech. Στοά) wird eines der wirkungsmächtigsten philosophischen Lehrgebäude in der abendländischen Geschichte bezeichnet. Tatsächlich geht der Name (griechisch στοὰ ποικίλη – „bemalte Vorhalle“) auf eine Säulenhalle auf der Agora, dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Stoizismus — Als Stoa (griech. Στοά) wird eines der wirkungsmächtigsten philosophischen Lehrgebäude in der abendländischen Geschichte bezeichnet. Tatsächlich geht der Name (griechisch στοὰ ποικίλη – „bemalte Vorhalle“) auf eine Säulenhalle auf der Agora, dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Stoá — Als Stoa (griech. Στοά) wird eines der wirkungsmächtigsten philosophischen Lehrgebäude in der abendländischen Geschichte bezeichnet. Tatsächlich geht der Name (griechisch στοὰ ποικίλη – „bemalte Vorhalle“) auf eine Säulenhalle auf der Agora, dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Στοά — Als Stoa (griech. Στοά) wird eines der wirkungsmächtigsten philosophischen Lehrgebäude in der abendländischen Geschichte bezeichnet. Tatsächlich geht der Name (griechisch στοὰ ποικίλη – „bemalte Vorhalle“) auf eine Säulenhalle auf der Agora, dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Στοὰ — Als Stoa (griech. Στοά) wird eines der wirkungsmächtigsten philosophischen Lehrgebäude in der abendländischen Geschichte bezeichnet. Tatsächlich geht der Name (griechisch στοὰ ποικίλη – „bemalte Vorhalle“) auf eine Säulenhalle auf der Agora, dem… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”