- Mehrfachbelichtung
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Die Mehrfachbelichtung ist ein Phänomen in der Fotografie. Bei der chemischen Fotografie kann es vorkommen, dass mehrere Aufnahmen auf dieselbe Stelle der Emulsion belichtet werden, so dass sich die Einzelaufnahmen zu einem gemeinsamen Bild überlagern. Bei der digitalen Fotografie wird der Bildsensor mehrfach belichtet, bevor dieser ausgelesen und gelöscht wird. Dieser Effekt kann bewusst herbeigeführt werden, ist jedoch meist unerwünscht.
Inhaltsverzeichnis
Einsatzgebiet
- Örtlich oder zeitlich getrennt aufgenommene Motive lassen sich zu einem Bild komponieren. Im Unterschied zur Fotomontage sind die überlagerten Motive auf dem Bild jedoch nicht opak, sondern erscheinen transparent. Dieser Effekt kann, falls gewünscht, durch Einsatz von Masken verhindert werden.
- Der Eindruck eines Röntgenblicks kann erzeugt werden, indem eine Aufnahme mit und eine Aufnahme ohne Hülle überlagert werden.
- Bewegungsabläufe können visualisiert werden, indem mehrere Phasen einer Bewegung auf einem Bild sichtbar gemacht werden.
- Beim Einsatz einer Lochkamera ergeben sich Mehrfachbelichtungen zwangsläufig durch die extrem langen Belichtungszeiten.
- Zur Veranschaulichung des Ablaufs von Mondfinsternissen und Sonnenfinsternissen.
- Zur Steigerung von gewollten Unschärfen bei künstlerisch-experimentellen Aufnahmen.
Technische Realisierung
Drei Methoden zur Mehrfachbelichtung stehen zur Verfügung:
- Bei dauerhaft geöffnetem Verschluss (Stellung B) erzielt man durch Auslösen mehrerer Blitzlichter eine mehrfache Belichtung des Films. Dieses Verfahren ist nur bei Dunkelheit praktikabel, da Überbelichtung sonst die Folge wäre. Diese Methode eignet sich besonders für die Analyse extrem schneller Bewegungsabläufe, z. B. in der Ballistik.
- Der Verschluss wird für jede Einzelbelichtung erneut geöffnet, der Film wird zwischen den Belichtungen jedoch nicht transportiert bzw. der Aufnahmechip nicht ausgelesen und gelöscht. Kameras mit automatischem Filmtransport müssen vorher in eine entsprechende Betriebsart gebracht werden, um das Vorspulen des Films nach jeder Einzelbelichtung zu unterdrücken. Bei Kameras mit manuellem Filmtransport muss die üblicherweise vorhandene Sperre zur Verhinderung unbeabsichtigter Mehrfachbelichtungen aufgehoben werden.
- Bei Verschlusszeiten im Minutenbereich (z. B. bei Lochkamera-Aufnahmen) ergeben sich immer Mehrfachbelichtungen, sobald sich das Objekt bewegt und dabei die Position innerhalb des Bildes ändert. Andererseits wird ein sich schnell bewegendes Objekt (z. B. ein fahrendes Auto) gar nicht erst auf dem Film festgehalten. Bei dieser experimentellen Fotografie können beide Effekte durchaus erwünscht sein.
Mehrfachbelichtung beim Scannen (Multi-Exposure)
Beim Scannen von Dias, Schwarz-weiß-Film und Negativfarbfilm kann Mehrfachbelichtung angewendet werden, um HDR-Scans zu erzeugen. Das Multi-Exposure genannte Verfahren scannt die Vorlage mehrfach mit unterschiedlichen Belichtungsintensitäten. Anschließend werden die Daten zu einem Bild verrechnet. So gelingt es, einen deutlich höheren dynamischen Umfang, d.h. mehr Details des Originals zu erfassen.
Weblinks
Commons: Mehrfachbelichtung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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