- Meiotic drive
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Als Meiotic drive bezeichnet man die Beobachtung, dass das Verhältnis von Allelen in Geschlechtszellen nicht immer dem entspricht, wie es nach der Meiose sein sollte. Dieses Phänomen wurde von L. Sandler und E. Novitski 1957 beschrieben.[1]
Bei der Entstehung von Geschlechtszellen sollten rein mathematisch alle Allele in gleichem Verhältnis auf die Zellen verteilt werden. Einige Allele, wie segregation distorter (sd) in der Fruchtfliege Drosophila melanogaster, transmission ratio distortion (t-Haplotyp) in der Hausmaus[2] und spore killer (sk) im Schimmelpilz Neurospora sp. kommen jedoch häufiger vor als erwartet.
Der Meiotic drive ist einerseits in Eizellen relevant, da nur eine von vier möglichen Keimzellen zu reifen Eizelle wird, die anderen drei sterben ab. Kann ein Allel oder ein Chromosom beeinflussen, dass es bevorzugt in die Keimzelle kommt, die zur reifen Eizelle wird, ist es statistisch überrepräsentiert. So sind die B-Chromosomen z. B. häufiger in Eizellen zu finden als man erwarten würde.
Andererseits sind auch männliche Keimzellen vom Meiotic drive erfasst. Der t-Haplotyp der Hausmaus ist weitaus effektiver bei der Befruchtung von Eizellen als der +-Haplotyp, wenn beide Spermientypen in einem Männchen (t/+ heterozygot) produziert wurden. Wird ein Mausweibchen jedoch zu gleichen Teilen mit Sperma eines t/+ und eines +/+-Männchens befruchtet, so entsteht statistisch häufiger +/+-Nachwuchs. Der t-Haplotyp verringert also nur die Effektivität des Konkurrenzhaplotyps im eigenen Männchen.[3] Davon abzugrenzen ist die Spermienkonkurrenz, bei der es nicht zu einem aktiven Behindern anderer Spermien kommt.
Literatur
- T. W. Lyttle: Cheaters sometimes prosper: distortion of mendelian segregation by meiotic drive In: Trends in Genetics 9,6(Juni 1993) S. 205-210 doi:10.1016/0168-9525(93)90120-7
Quellen
- ↑ L. Sandler & E. Novitski: Meiotic drive as an evolutionary force In: American Naturalist 91,857(März/April 1957) S.105-110
- ↑ A. I. Agulnik, S. I. Agulnik, A. O. Ruvinskiy: Meiotic drive of t-haplotypes: segregation of chromosomes in mice with partial trisomy In: Genet Res 57,1(April 1991) S. 51-54 PMID 2040454
- ↑ D. Haig & C. T. Bergstrom: Multiple mating, sperm competition and meiotic drive In: J. Evol. Biol. 8(1995) S. 265-282
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