Melkitische Rum-Katholische Kirche

Melkitische Rum-Katholische Kirche

Die Melkitische Griechisch-Katholische Kirche (auch: byzantinisch-katholische Kirche im Nahen Osten) ist eine mit der Römisch-katholischen Kirche unierte Katholische Ostkirche. Im Libanon ist sie die drittgrößte Kirche.

Das Wort Melkiten stammt ursprünglich aus dem Aramäischen (syrisch: ܡܠܟܝܐ), was „kaiserlich“ bzw. „imperial“ bedeutet. Im Arabischen gibt es das Wort Malakī (Arabisch: ملَكي) was ebenso kaiserlich bedeutet. Das semitische Wort Malik bedeutet „König“.

Der Begriff Melkit wurde ursprünglich pejorativ von den anderen orientalischen Kirchen verwendet, nach dem Konzil von Chalcedon (451). Die Nicht-Chalcedonianer bezeichneten damit jene, die von dem Rat und dem byzantinischen Kaiser unterstützt wurden. Man weiß heute nicht mehr, wann die Melkiten die Bezeichnung für sich selbst zuerst verwendet haben. Die Melkiten waren im allgemeinen griechischsprachige Stadtbürger, die im Westen der Levante und in Ägypten lebten, während die nicht-chalcedonischen Syrisch-Orthodoxen und Kopten mehr auf dem Land wohnten. Die Melktische Kirche war in drei historische Patriarchate aufgeteilt: Alexandria, Antiochien und Jerusalem, jeweils unter dem Patriarchen von Konstantinopel. Die Nicht-Chalcedonianer haben ihre Patriarchate in Alexandria (Koptische Kirche) und Antiochien (Syrisch-Orthodoxe Kirche) eingerichtet. Das Nubische Königreich von Makuria (heute im Sudan liegend) praktizierte im Gegensatz zu den nicht-chalcedonischen Nachbarn den melkitischen Glauben von 575 bis 1300 n. Chr. (Siehe dazu Liste der Bischöfe von Faras)

Eine wichtige Quelle für die Zeit bis ins frühe 10. Jahrhundert stellt das Geschichtswerk des Eutychios von Alexandria dar. Im Jahre 1054, auf dem Höhepunkt des Morgenländischen Schismas, exkommunizierten sich Patriarch Michael I. Kerularius und Kardinal Humbert von Silva Candida gegenseitig. In den folgenden Jahrhunderten verstärkte sich hingegen die Zusammenarbeit der orthodoxen Hierarchen mit dem Heiligen Stuhl. Während des Zweiten Konzils von Lyon und dem Konzils von Florenz ging der Patriarch von Konstantinopel eine Union mit dem Papst ein, in der Hoffnung, Konstantinopel vom Ansturm des Islam zu befreien.

Ab 1342 kamen römisch-katholische Priester nach Damaskus und anderen Gebieten des Orients. Sie begannen zu missionieren, und einige orthodoxe Priester konvertierten heimlich zum Katholizismus. Zu der Zeit war die Natur des Ost-West-Schismas undefiniert und die meisten Konvertiten behielten den byzantinischen Ritus und blieben in ihrer Kirche als pro-römisch-katholische Gruppe. Im Jahr 1724 wurde Kyrillos VI., ein pro-katholischer Bischof, zum Patriarchen von Antiochien gewählt. Der Patriarch von Konstantinopel Jeremais III. betrachtete diese Wahl als katholischen Übernahmeversuch und nominierte den griechischen Mönch Sylvester anstatt Kyrillos zum Patriarchen.

Der neugewählte Papst Benedikt XIII. anerkannte Kyrillos' Anspruch auf das Patriarchat und begrüßte ihn und die Gläubigen in Kommunion mit Rom. Von dem Zeitpunkt an war die Melkitische Kirche in einem orthodoxen und in einem katholischen Teil gespalten, die jeweils von Konstantinopel und Rom anerkannt wurden. Der katholische Teil behielt die Bezeichnung Melkit. In dem modernen Sprachgebrauch wird der Begriff Melkit fast ausschließlich für die griechisch-katholischen Gläubigen verwendet.

Am Ende des 18. Jahrhunderts kam es zwischen den Städten Aleppo und Damaskus zu Auseinandersetzungen, was letztendlich zu einer Spaltung des rum-orthodoxen Patriarchates von Antiochia der orthodoxen Melkiten führte. Nun erhielt 1744 der von Damaskus unterstützte Patriarch Kyrill durch den Papst in Rom das Pallium als Zeichen der vollen Kirchengemeinschaft. Da die Katholiken aber durch die türkischen Behörden stets behindert wurden, hielt sich die Kirche nur in den Bergen, und viele Anhänger wanderten nach Palästina oder Ägypten ab. Infolgedessen wurde der katholisch-melkitische Patriarch von Antiochien zusätzlich der melkitische Administrator über die Jurisdiktionsgebiete von Jerusalem und Alexandria. Im Jahr 1838 wurden Jerusalem und Alexandria zu eigenen melkitischen Patriarchssitzen (Patriarchaten) erhoben. Die melkitische Kirche gliedert sich seither in drei große Jurisdiktiongebiete auf, und der melkitische Patriarch trägt den Titel dreier Patriarchalsitze (Antiochia und den ganzen Orient; Jerusalem; Alexandria). Seit 1848 von der türkischen Regierung als eigenes Millet anerkannt, schlossen sich der Melkitischen Griechisch-Katholischen Kirche im 19. Jahrhundert zahlreiche orthodoxe Araber an, da ihnen der katholische Patriarch weniger von der Regierung abhängig schien als der orthodoxe Patriarch.

Mit dem gregorianischen Kalender lebend feiern die katholischen Melkiten ihre byzantinische Liturgie heute in der arabischen Sprache. Die rund 1.284.000 Gläubigen unterstehen dem Patriarchen mit Sitz in Damaskus, sind in 26 Diözesen organisiert und leben in Syrien, Libanon, Israel, Ägypten, Jordanien, USA, Europa und Australien.

Seine Seligkeit Patriarch Gregorios III. bei einer Investiturfeier des Lazarus-Orden in Krefeld-Hüls.

Kirchenoberhaupt ist der melkitische Patriarch von Antiochia, derzeit Seine Seligkeit Gregorios III. Laham. Sein Amtssitz ist Damaskus in Syrien, sein Wohnsitz Ain-Traz im Libanon.

Auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil spielte der melkitisch-katholische Episkopat, angeführt von Patriarch Maximos IV., eine herausragende Rolle als Vertreter ostkirchlicher Traditionen und ihrer Bedeutung für die katholische Kirche.

Siehe auch

Literatur

  • Ignatius Dick: Les Melkites, Bruxelles, Brepols, 1994
  • Ignatius Dick: Melkites: Greek Orthodox and Greek Catholics of the Patriarchates of Antioch, Alexandria and Jerusalem. Boston: Sophia Press, 2004
  • Jean-Pierre Valognes: Vie et mort des Chrétiens d'Orient, Paris, Fayard, 1994, ISBN 2213030642
  • R. Canelli (Hrsg.): Neophytos Edelby. Il Vaticano II nel diario di un vescovo arabo; Milano, San Paolo, 1996
  • Elias B. Skaff: The Place of the Patriarchs of Antioch in Church History. Sophia Press, Newton Centre, Mass, 1993

Weblinks


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