- Memorial Gusen
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Das Memorial Gusen zählt zu den bedeutendsten Memorialbauten in Österreich. Es wurde in den Jahren 1961 bis 1965 durch die bekannte Mailänder Architektengruppe BBPR über den erhaltenen gebliebenen Resten des Krematoriums des Konzentrationslagers Gusen I auf private Initiative von Überlebenden der Konzentrationslager Gusen I, II und III aus Italien, Frankreich und Belgien aus Spendenmitteln errichtet.[1]
Der Memorialbau besteht aus einem, um die ehemaligen Krematoriumsöfen errichteten Kubus, welcher unter Bezugnahme auf den in Resten heute ebenfalls noch bestehenden Steinbrecher der DEST in Gusen, an die industrielle Dimension der Vernichtung von KZ-Häftlingen durch Arbeit erinnert. In diesem Kubus befinden sich unzählige, sehr persönliche Votivtafeln für Opfer der KZ Gusen. Der Kubus wird von einem sogenannten „Ehrenhof“ umschlossen, in welchem Gedenktafeln in verschiedenen Sprachen auf die mehr als 37.000 Opfer der Konzentrationslager von Gusen und das Faktum hinweisen, dass die ehemaligen hiesigen KZ die mörderischsten Konzentrationslager im System von Mauthausen waren.
Unter Bezugnahme auf die umfangreich im Umfeld der KZ Gusen angelegten unterirdischen Rüstungsfabriken des Großdeutschen Reiches „B8 Bergkristall“ und „Kellerbau“ wird dieser Ehrenhof nicht direkt betreten, sondern über ein angedeutetes Labyrinth, welches die Bezeichnung Letzter Weg der Märtyrer führt und die gitternetzartige Ausprägung der umfangreichen Stollenanlagen symbolisiert. Der Hinweis, auf die großteils unterirdische Dimension des Häftlingseinsatzes in den KL Gusen wird auch durch die Verwendung des Werkstoffes Beton (anstatt Granit) unterstrichen. Der ursprüngliche Gedanke, den Memorialbau nur durch einen unterirdischen Zugang erreichbar zu machen, wurde durch die Architekten der baulichen Einfachheit halber fallen gelassen.[2]
Ein am südlichen Eingang des Labyrinths gelegener Vorplatz führt zu Ehren des im KZ Gusen I zu Tode gefolterten oberösterreichischen Priesters Dr. Johann Gruber den Namen Papa Gruber Platz. Auf ihm findet jährlich um den 5. Mai eine Gedenkfeier statt. An diesem Tag wurden 1945 mit Hilfe des IKRK-Delegierten Louis Häfliger die Häftlinge der KZ Gusen und Mauthausen befreit. Auf diesem Vorplatz befindet sich neben einem Relief der ehemaligen KZ Gusen I & II auch ein Übersichtsplan, der die großflächige Ausdehnung der Arbeitskommandos der KZ Gusen zeigt. Außerdem ein von amerikanischen Befreiern im Jahre 2005 gestifteter Gedenkstein zu Ehren aller, die für die Befreiung Europas und im Holocaust ihr Leben gaben.
Das Memorial Gusen wurde 1997 durch das Häftingsorganisation „Comité du Souvenir du Camp de Gusen“ an das österreichische Bundesministerium für Inneres übertragen und wurde von diesem 2001 erstmals renoviert. Seit dem Jahr 2004 ist auf Initiative des sogenannten Personenkomitees Gusen im unmittelbar im Norden anschließenden Bereich ein Besucherzentrum zugänglich, welches Teilaspekte aus der Geschichte der KZ Gusen in einer Ausstellung thematisiert.
Quellen
- ↑ Appel pour l'érection d'un monument du souvenir au camp de Guses par Professeur Roger Heim et Dr. Ermete Sordo
- ↑ Monument dans le camps de Gusen par dr. arch. Lodovico B. Belgioioso, dr. arch. Enrico Peressutti e ar. arch. Ernesto N. Rogers, le 6 Mars 1961
Literatur
- Amicale de Mauthausen: Bulletin d´Amicale de Mauthausen No. 102 - No. 121. Paris, 1962 - 1965.
- Teo Ducci: Opere di architetti italiani - IN MEMORIA DELLA DEPORTAZIONE. Edizioni Gabriele Mazzotta. Milano, 1997. S. 22-25. ISBN 88-202-1224-2
Weblinks
- http://www.gusen.org/gumem01x.htm (engl.)
- ORF – Am Schauplatz: Die letzten Zeugen. Wohnen im KZ. Sendung vom 22. Oktober 2010 auf tv.ORF.at. Abgerufen am 23. Oktober 2010
48.25784444444414.462833333333Koordinaten: 48° 15′ 28″ N, 14° 27′ 46″ O
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