Mental map

Mental map

Als kognitive Karte (auch mental map) bezeichnet man die mentale Repräsentation eines geographischen Raumes oder räumlich (dreidimensional) vorstellbarer logischer und sonstiger Zusammenhänge. Mit anderen Worten: cognitive maps sind mental vereinfachte Repräsentationen von mehrdimensionaler komplexer Realität. Die Abbildung der geographischen Realität ist nur eines vieler Beispiele. Dem Begriff liegt die Annahme zugrunde, dass Menschen die Information über Räume und Landschaften in landkarten-ähnliche Bilder umsetzen, so dass sich also kognitive Karten im Grunde auch zeichnen lassen. Jeder Mensch hat dabei eine andere kognitive Karte eines Raumes, zum einen, da er sich in seinem Heimatort und in dessen Umgebung besser auskennt als in ihm fremden Gegenden; zum anderen, weil jeder Mensch aufgrund seiner individuellen Erfahrung und geistigen Verfassung seine Umwelt anders wahrnimmt.

Während der Begriff der Kognitiven Karte etwa um 1800 geprägt wurde, wird erst durch Experimente von E. C. Tolman nachgewiesen, dass Tiere bei ihrer Erkundung im Raum nicht nur Reiz-Reaktions-Muster, sondern eine räumliche Repräsentation der Umgebung abspeichern, die logisches Schließen zulässt: eine kognitive Karte.

Eine Möglichkeit kognitive Karten darzustellen, ist die Zeichnung aus dem Gedächtnis heraus. Dabei wird der Proband aufgefordert, eine Karte seiner Heimatstadt, einer anderen Region oder der Erde insgesamt aus dem Kopf heraus zu zeichnen. Hierbei zeigt sich sehr gut, in welchen Gegenden er sich auskennt (z.B. Urlaubsgebiet) und in welchen nicht.

Der Begriff der Kognitiven Karte wird von verschiedenen Autoren als irreführend bezeichnet, da die Vorstellung falsch ist, dass es im Gehirn eine „kartenartige“ Repräsentation der Umgebung gibt.

Kevin Lynchs Forschung über kognitive Karten ist heute ein Teil der Wahrnehmungsgeographie, die sich mit der subjektiven Wahrnehmung von Räumen auseinandersetzt.

Merkmale kognitiver Karten

Kognitive Karten zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie die realen Landschaften in mehrerer Hinsicht vereinfachen. Diese Merkmale treten insbesondere dann zutage, wenn Menschen aufgefordert werden, eine ihnen vertraute Landschaft als Karte zu zeichnen:

  • Begradigung: „Krumme“ Landschaftsmerkmale (Flüsse, Straßen) werden in der geistigen Vorstellung begradigt.
  • Rechte Winkel: Wir neigen dazu, uns Kreuzungspunkte rechtwinklig vorzustellen. Aus diesem Grund fällt es Menschen leichter, sich in rechtwinkligen Wegenetzen zu orientieren als in schiefwinkligen.
  • Einordnung: Der Landschaft wird eine klare Nord-Süd-Ost-West-Ausrichtung gegeben. So stellen sich viele den Oberrheingraben als Nord-Süd-gerichtet vor, obwohl er in Wahrheit mehr einen Nordost-Südwest-Verlauf aufweist.

Außerdem ist die Welt in einer kognitiven Karte meist verzerrt: Gegenden, die man kennt, nehmen in der kognitiven Karte mehr Raum ein und sind detaillierter abgebildet als fremde Räume. Dieses Charakteristikum wird beispielhaft illustriert durch Saul Steinbergs Karikatur The New Yorker.

Schließlich zeichnen sich Kognitive Karten dadurch aus, dass bestimmte Landschaftsmerkmale und Markierungspunkte übergroß „herausragen“.

Referenzen

  • Edward Tolman: Cognitive maps in rats and men. in: Psychological Review, 55. 1948, S. 189–208.
  • Kevin Lynch: Das Bild der Stadt. (1960), 2. Aufl., Braunschweig/Wiesbaden 1989.
  • Roger M.Downs, David Stea: Kognitive Karten. Die Welt in unseren Köpfen. New York 1982.
  • Jörg Seifert: Cognitive map, Mnemo-Technik und Mind Mapping. Raumeindrücke mental verorten, Wissensstrukturen visualisieren, Vorstellungsräume zum Lernen nutzen. in: ALFA-FORUM. Zeitschrift für Alphabetisierung und Grundbildung, 60/2005, S. 32–34.

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