Michael Freiherr von Taube

Michael Freiherr von Taube

Michael Freiherr von Taube (* 1869; † 1961) war ein russischer Jurist, Politiker, Beamter, Professor für Völkerrecht, Mitglied des Ständigen Schiedshofes in Den Haag und von 1911 bis 1915 stellvertretender russischer Minister für Volksbildung.

Leben

Michael Baron von Taube entstammte einem schwedisch-deutschbaltischen Adelsgeschlecht. Ein Zweig befand sich seit dem 18. Jahrhundert in den Diensten der russischen Zaren. Taube promovierte gegen Ende des 19. Jahrhunderts bei dem russisch-deutschbaltischen Völkerrechtler Friedrich Fromhold Martens an der Universität von St. Petersburg. 1897 wechselte er als Privatdozent an die Universität Charkov, wo er sich mit dem späteren kaiserlichen Volksbildungsminister Kasso befreundete. 1899 kehrte er als außerordentlicher Professor für Völkerrecht an die Universität St. Petersburg zurück, wo er 1909 nach dem Tod von Martens zum ordentlichen Professor und Lehrstuhlinhaber für Völkerrecht an der Kaiserlichen Rechtsschule berufen wurde. 1911 legte er aufgrund seiner politischen Pflichten diese Professur nieder.

Neben seiner Hochschultätigkeit trat Taube als Zivilbeamter in den Dienst der Regierung. Er wirkte zunächst als nachgeordneter Rechtsberater im russischen Außenministerium, bevor er 1905 unter dem deutschbaltischen Minister Graf Lamsdorff zum stellvertretenden Leiter der Rechtsabteilung (Gehilfe des Direktors des 2. Departments) ernannt wurde.

1909 stieg Taube – wiederum in Direktnachfolge des verstorbenen Martens – zum Mitglied im Rate des Außenministeriums (oberster Rechtsberater) und zum Mitglied des kaiserlich russischen Admiralitätsrates auf und erhielt den Rang eines Kaiserlichen Staatsrates (5. Rangklasse). Zugleich wurde er zum Mitglied des Ständigen Schiedshofes in Den Haag ernannt.

Unter Außenminister Isvolski verlor Taube jedoch real an Einfluss im Außenministerium und zog sich – enttäuscht auch von dessen 1910 ernanntem Nachfolger Sazonov – aus der dortigen Tätigkeit zurück, als sein 1910 zum Volksbildungsminister ernannter Freund Kasso ihn zu seinem Stellvertreter berufen ließ. Im April 1911 trat Taube diese Position als Gehilfe des Ministers für Volksbildung an. Während der schweren Erkrankung Kassos und nach dessen Tod Ende 1914 amtierte Taube von Oktober 1914 bis Februar 1915 als geschäftsführender Minister. Eine Zeit lang wurde er als Nachfolger angesehen, was jedoch durch die Ernennung von Graf Ignatiev konterkariert wurde. Im Februar 1915 verließ Taube seine Position als Vizeminister und wurde stattdessen zum Senator im Range eines Kaiserlichen Geheimrates (2. Rangklasse) ernannt.

Am Neujahrstag 1917 berief ihn Zar Nikolai II. zum Mitglied des Reichsrates, des damaligen russischen Oberhauses. Diese politische Position ging allerdings mit dem Sturz der Monarchie durch die Februarrevolution im März 1917 wieder verloren.

Nach der kommunistischen Oktoberrevolution von 1917 verließ Taube sein Heimatland und lebte seither in der Emigration, unter anderem auch in Deutschland. Er hielt Kontakt zur emigrierten Romanov-Dynastie und agierte als juristischer Berater des Thronprätendenten Großfürst Kyrill Vladimirovic. Zugleich publizierte Taube historische Schriften über seine Arbeit in der russischen Regierung und seine Sicht der Ursachen des Ersten Weltkrieges.

Zeitweilig lehrte er als Honorarprofessor an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster.

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