- Mikado-Effekt
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Als Mikado-Effekt gilt zunächst eine ursprünglich dem deutschen Beamtenjargon entlehnte Bezeichnung für die Haltung zweier Dienststellen bzw. Parteien, jede Initiative gegenüber der anderen zu vermeiden, weil ihr dann unabänderlich Arbeitsaufgaben, Leistungen, Kosten, Probleme oder Konflikte entstehen könnten.
Die Metapher ist vom Mikado-Spiel abgeleitet und kann umgangssprachlich auch als „wer sich rührt, hat verloren“ ausgedrückt werden.
Ein klassisches Beispiel aus dem politischen Raum wäre die Untätigkeit zweier Landkreise, wenn beide von einem Missstand an der gemeinsamen Grenze (z.B. einer wilden Deponie) wüssten, aber keiner den andern oder gar die Umweltschutzbehörde offiziell darauf aufmerksam machte.
Im sozialwissenschaftlichen Bereich und speziell bei auf sinnhaftes Handeln, Dulden und Unterlassen bezogener Soziologie und Sozialpsychologie erfährt dieser Effekt über beamten-, organisations- und politiksoziologische Beispiele hinaus eine weitere allgemeine Bedeutung: wird der Mikado-Effekt handlungsleitend, verweist er auf wirksame - auch wechselseitige - Handlungsblockaden von Akteuren und Akteursgruppen, deren soziales Handeln im scheinbaren Paradox des über Abwarten vermittelten Zaudern als Nichthandeln besteht und schließlich bei entsprechender Verfestigung oder Habitualisierung einen Zaunkönigs-Effekt konstituieren kann.
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