Millstättersee

Millstättersee
Millstätter See
Blick auf den Millstätter See von Döbriach in Richtung Seeboden
Blick auf den Millstätter See von Döbriach in Richtung Seeboden
Zuflüsse: Riegerbach
Abflüsse: Seebach zur Lieser
Orte am Ufer: Seeboden, Millstatt, Döbriach
Daten
Koordinaten 46° 48′ N, 13° 35′ O46.79513.579722222222588Koordinaten: 46° 48′ N, 13° 35′ O
Millstätter See (Österreich)
DEC
Millstätter See
Höhe über Meeresspiegel 588 m ü. A.
Fläche 13 km²
Seelänge 11,8 km
Seebreite 1,8 km
Volumen 1.200.000.000 m³
Maximale Tiefe 141 m
Besonderheiten Aufwind, der ein besonderes Seeklima schafft
Übersichtskarte Millstätter See
Der namensgebende Ort Millstatt - Ostseite
Abfluss des Millstätter Sees in Seeboden

Der Millstätter See ist ein See nördlich des Drautals bei Spittal in Kärnten (Österreich). Er liegt in 588 m Seehöhe, ist circa 12 Kilometer lang und bis zu 1,5 Kilometer breit und nach dem Wörthersee Kärntens zweitgrößter, mit etwa 141 m tiefster und gleichzeitig mit 1.170 Millionen Kubikmetern auch wasserreichster See. Größere Orte am See sind Millstatt mit dem Stift Millstatt, Seeboden, Döbriach, Pesenthein und Dellach.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung und Name

Das Becken des Sees wurde während der letzten Eiszeit-Periode, der Würmeiszeit, vor etwa 30.000 Jahren durch den Möll- und den Lieser-Gletscher gebildet. Der Gletscherschliff ist in Döbriach an beiden Bergflanken noch deutlich sichtbar. Der Millstätter Berg ist als Schulter des Trogtales der Rest eines eiszeitlichen Tals. Ursprünglich war der See größer und reichte vermutlich bis Lurnbichl. Die Lieser scheint über Kötzing bei Krauth ober Seeboden in den See geflossen zu sein. Der alte Flusslauf ist noch entlang der Trefflingerstraße erkennbar. Im Laufe der Zeit hat die Lieser mit ihrem Geschiebe den Abfluss über das Lurnfeld verlegt, weshalb der heutige Einschnitt im Millstätter See-Rücken, der Liesergraben, als Abfluss entstand.

Der Name des Sees leitet sich vom Uferort Millstatt ab. Häufig wird verbreitet, dass „Millstatt“ auf das lateinische mille statuae zurückzuführen sei, was auf der Legende des Domitian beruht. Wahrscheinlicher ist allerdings die Annahme, dass sich der Ortsname von „Milsstatt“ ableitet, also einer Siedlung an der Mils. Dieser Name für einen Bach leitet sich aus einem vorslawischen „Melissa“ ab, das „Bergbach“ oder „Hügelbach“ bedeutet. Bei diesem „Milsbach“ handelt es sich vermutlich um den Riegenbach, der in Millstatt in den See mündet.[1]

Lage und Umgebung

Der Millstätter See liegt im Westen der Gurktaler Alpen, nördlich des Sees befinden sich über 2.000 m hohe Berge der Millstätter Alpe, entlang des Südufers trennt ein bis zu 900 m hoher und etwa zwei Kilometer breiter, mit Wald bedeckter Höhenrücken den See vom Drautal. Wie die Funde am Hochgosch in der Nähe des Egelsees, ein kleiner Moorsee, zeigen, ist der Millstätter See-Rücken seit altersher bewohnt, ebenso wie der gegenüberliegende Millstätter Berg. Das schattige Südufer war bis zum Aufkommen des Fremdenverkehrs nur beim Laggerhof besiedelt. Die Ortschaften am sonnigen Nordufer vergrößerten sich erst mit der Anlage der Straße am Ufer. Die alte Römerstraße führte nicht am See entlang, wie heute die Millstätter Straße (B 98), sondern über den Millstätter Berg. Ab Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten sich aus den ursprünglichen Bauern- und Fischerdörfern die Fremdenverkehrsgemeinden Seeboden und Millstatt mit zahlreichen Feriendörfer. Das Einzugsgebiet des Millstätter Sees ist 280 km² groß, was dem 21-fachen der Seefläche entspricht.

Der Hauptzufluss des Sees ist der im Osten bei Döbriach mündende Riegerbach, der von mehreren kleinen Bächen, besonders vom Tiefenbach aus dem Kleinkirchheimer Hochtal gespeist wird. Weiters münden mehrere kleinere Bäche aus den umliegenden Bergen in den See. Der Abfluss verlässt den See am Westende und mündet bei Seebach (Gemeinde Seeboden) in die Lieser. Da kein größerer Fluss in den See mündet, ist der Boden des Seebeckens noch heute 70 m tiefer als das Drautal.

Fischfang

Wels gefangen vom Laggerwirt Christoph Staber um 1890
Fischereimuseum beim Seeausfluss in Seeboden
Millstätter See von der Lammersdorfer Alm (Jufen) auf der Millstätter Alpe aus
Sonnenuntergang beim Millstätter See nach einem Gewitter, vom Glanz fotografiert

Der Fischreichtum des Sees war von alters her begehrt. Für 1450 ist bestätigt, dass in Seeboden und Millstatt mehrere Fischer ansässig waren, die für die Grundherren, den Grafen von Ortenburg das Seelehen verwalteten. Bis in die Gegenwart war die Erwerbsfischerei ein wesentlicher Wirtschaftszweig. Besonders einfach und einträglich war der Fischfang am Seeausfluss. Hier konnten zur Laichzeit die großen Lachsforellen mit transportablen Fischzäunen aus Ruten oder mit einer fixen Vorrichtung gefangen werden. Die letzten Reste des Lachsrechens im Seeausfluss, der 1638 das erstmals urkundlich erwähnt und durch seine aufstauende Wirkung immer wieder zu heftigem Streit führte, da auf der anderen Seite des Sees in Döbriach die Felder überflutet wurden, war noch bis in die 1970er Jahre zu sehen. Mit dem Bau von Flussregulierungen und Kraftwerken ging der Aufstieg der Lachsforellen zu Ende. Bis auf wenige Fische des Sees, die von der örtlichen Gastronomie als Spezialität angeboten werden, wird gegenwärtig nur mehr zum Freizeitvergnügen gefischt.

Im Fischerhaus Brugger in der Seebodner Bucht unmittelbar beim Seeausfluss wurde 1980 das 1. Kärntner Fischerei-Museums gegründet. Das Haus, in dem der Seefischer der Grafschaft Ortenburg lebte und arbeitete kam durch eine Schenkung der Baronin Klinger-Klingerstorff an das Bezirksheimatmuseum Spittal, das hier eine Außenstelle betreibt. Das 1638 erbaute Haus ist ein typisches Kärntner Rauchstubenhaus, dessen Hauptwohn- und Arbeitsraum die Rauchstube mit einem offenen Herd war, wobei der Schlot im Vorhaus gleichzeitig als Lachsselche verwendet wurde. Neben der Rauchkuchl sind Objekte der lokalen Fischerei wie Fischerboote, Fanggeräte, Fischpräparate, verschiedene Fotos und Schautafeln wie Skizzen vom Lachsen-Fürschlag mit Kalter, wie es ihn seit 1805 in Seebach gab, zu sehen. Ein Aquarium (7.000 Liter) mit lebenden Fischen zeigt den Artenreichtum im See, in welchem folgende Fischarten vorkommen: Regenbogenforellen, Reinanken, Saiblinge, Lauben (Ukelei), Rotaugen, Aitel (Döbel), Barben, Schleien, Karpfen, Welse, Hechte, Zander, Barsche und Aale. Die alten ausgestellten Wassersportgräte dokumentieren den aufkommenden Tourismus.

Schifffahrt

Dampfer Margarethe um 1910

Für die Fortbewegung am See wurden durch Jahrhunderte einfache Flachboote, die Plätten verwendet. Floße boten vor dem Ausbau der Straßen die einzige Möglichkeit schwere Lasten wie Holz oder Kohle über den See zu bringen. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurden auch mit breiten Booten, den Plätten Güter transportiert. Die letzte erhaltene, die schon mit einem Dieselmotor betrieben ist, steht vor dem Fischerhaus. Den ersten Hinweis auf die Schifffahrt als Freizeitvergnügen gibt es aus dem Jahre 1870.[2] Mit dem aufkommenden Fremdenverkehr kamen aufwendiger gebaute Kielboote als Ruder- und Segelboote in Gebrauch. Ab 1890 gab es den ersten kleinen Privatdampfer am See, ab 1892 gab dann auch einen Petroleumdampfer. Seit 1901 gibt es eine Millstättersee Schifffahrtsgesellschaft für den Personenverkehr, die den Schraubendampfer Margarete in Betrieb nahm. Heute gibt es einen regelmäßigen Linienverkehr durch die Millstätter See Schifffahrt GmbH.

Gegenwärtig wird die Vergabe von Zulassungen für private Motorboote sehr restriktiv gehandhabt. In den 60er Jahren war die Bekämpfung des Motorboot-Lärms ein dringliches Anliegen. Die Gendarmerie hatte fünfzig ausländische Motorboote zum Verkehr zugelassen und um den Fremdenverkehr nicht durch Verbote zu schädigen, wurden noch weitere zwanzig Motorboote genehmigt.

Klima und Umwelt

Klimatisch ist der See durch einen Aufwind begünstigt, der über dem See zu vermehrtem Sonnenschein, aber in der unmittelbaren Umgebung für Schlechtwetter sorgt. Der Millstätter See ist einer der wärmsten Seen Kärntens, da Zu- und Abflüsse gering sind. Kalte Zuflusswässer werden zum Untersinken veranlasst und Mischung verhindert. Die Warmwasserschicht erreicht im Sommer eine Tiefe von fünf bis acht Meter, wobei der oberflächliche Warmwasserkörper sich auf 22 bis 25, bei Windstille und in Buchten bis zu 28 °C erwärmen kann.

Nach einer Blaualgenblüte (Anabaena flos aquae) im Sommer 1967 wurde in einer gemeinsamen Aktion der Anliegergemeinden rund um den See umgehend der Bau einer Abwasserringleitung beschlossen, so dass keine Fäkalien etc. mehr in das Wasser gelangen konnten. Diese "Ringkanalisation" wurde in den direkten Anliegergemeinden von 1969 bis 1973 fertiggestellt und in den Folgejahren noch auf die weiter umliegenden Gemeinden ausgedehnt. Durch diese Maßnahme besitzt der See heute offiziell "Trinkwasserqualität".

Kult & Sagen

Domitian von Kärnten Skulptur am Schillerstrand in Millstatt

Die dem als Heiligen verehrten Domitian zugeschriebenen Wunderkräfte wie Schutz gegen Unwetter, Heilkraft bei Fieber oder Bändigung der Gewalten des Millstätter Sees lassen die Fortsetzung altheidnischer, vermutlich slawischer Wassergottheiten im Domitiankult vermuten.[3] Darauf deutet auch ein im Stiftsmuseum Millstatt stehender vorchristlicher Weihealtar hin, auf dem eine Nymphe mit Wassergefäß und einem Fisch vage erkennbar ist.

  • Domitian warf 1000 Statuen in den See Die Legende erzählt, dass der zum Christentum bekehrte Karantanenherzog Domitian tausend heidnische Götzenstatuen in den See werfen ließ, weshalb der Name „Millstatt“ auf das lateinische mille statuae zurückzuführen sei.
  • Der See war früher viel größer. Laut der Domitiansage von der Entstehung von Millstatt, soll der See noch im 8. Jahrhundert vom Kalvarienberg bis zum Hochgosch gereicht haben. Domitian habe den See zur Lieser ableiten lassen, um seinen im Millstätter See ertrunkenen Sohn zu finden.
  • Laut einer Radentheiner Überlieferung (aufgezeichnet 1876), sei der See früher viel größer gewesen und über den Glanz ins Drautal abgeflossen. Oberhalb der Kirche von Döbriach waren an den Felsen noch die Eisenringe für das Anbinden der Schiffe zu sehen.[4]
  • Bauer Posch und der Wechselbalg Der Bauer Posch ritt zu nächtlicher Stunde auf seinem Schimmel nach Hause. Wie er so durchs Dunkel der Nacht jagte, rief es ihm zu: „Posch, Mit dein’ weißen Roß, Såg’ dein’ Wechselbålg: es is sei Brueder Schedaweng g'storb’n; Såg, dåß er Kirchen geaht moåg’n!“ Der Bauer ritt heim und erzählte am nächsten Morgen der Tischrunde beim Frühmahl, was er erlebt. Das vernahm auch der Wechselbalg hinterm Ofen, sprang herab und enteilte.[5]

Literatur

  • Matthias Maierbrugger: Urlaub am Millstättersee. Ein Führer. Heyn Verlag, Klagenfurt, 2. Auflage, 1978, ISBN 3-85366-269-2. [ohne Fußnoten]
  • Friedrich Koller: Vom ersten Gast zum Massentourismus. Der Einfluß des Fremdenverkehrs auf die Veränderung der Menschen, des Ortsbildes und der Ökologie in einer Gemeinde am Beispiel Millstatts. Diplomarbeit, Universität Klagenfurt, 2005.

Referenzen

Quellen

  1. Eberhard Kranzmayer: Ortsnamenbuch von Kärnten. 2 Bände, 1956/57.
  2. Vgl. Friedrich Koller: Vom ersten Gast zum Massentourismus. Klagenfurt, 2005.
  3. Johannes Grabmayer: Volksglauben und Volksfrömmigkeit im spätmittelalterlichen Kärnten. Böhlau Verlag, Wien u.a. 1994, ISBN 3-205-05550-0, S. 99 ff.
  4. Matthias Maierbrugger: Die Geschichte von Millstatt. Klagenfurt. 1964. S. 18 f.
  5. Der Wechselbalg am Millstätter See. In: Wilhelm Kuehs: Die Saligen. Sagen aus Kärnten. Band 1. Verlag Hermagoras, Klagenfurt, 2006, ISBN 3-7086-0059-2, S. 262.

Weblinks


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