Minkowskiraum

Minkowskiraum

Der Minkowski-Raum, benannt nach Hermann Minkowski, ist ein vierdimensionaler Raum, in dem sich die Relativitätstheorie elegant formulieren lässt. Minkowski führte ihn im Jahre 1907 zur Beschreibung der speziellen Relativitätstheorie ein. Er wird auch als Minkowski-Welt bezeichnet.

Drei seiner Koordinaten sind die des Euklidschen Raums; dazu kommt eine vierte Koordinate für die Zeit.

Der Minkowski-Raum ist ein reeller Vektorraum, aber kein Innenproduktraum, denn seine Bilinearform ist nicht positiv definit sondern kann auch negative Werte annehmen. Es hat die Form

\mathbf{x\cdot y} = -x_0 y_0 +  x_1 y_1 + x_2 y_2 + x_3 y_3,

wobei x0=ct unter Verwendung der Lichtgeschwindigkeit c aus der Zeitkoordinate t hervorgeht. Statt der Signatur (-,+,+,+) wurde, vor allem in der älteren Literatur, oft auch die umgekehrte Signatur (+,-,-,-) gewählt; die Zeit wurde zuweilen als vierte statt als nullte Koordinate geführt. In der allgemeinen Relativitätstheorie wird die letztgenannte Signatur heute am häufigsten verwendet.

Alternativ kann man das innere Produkt auch als Wirkung des metrischen Tensors ημν auffassen:

\mathbf{x\cdot y} =  \eta_{\mu\nu}x^\mu y^\nu\,,

indem man kontravariante und kovariante Vektorkomponenten unterscheidet ( z. B. x^0=+ct\,, aber x_0=\eta_{0\nu}\,x^\nu =-ct\,, \eta_{\mu \nu}={\rm diag} (-1,+1,+1,+1)\,.) Dieser Formalismus eignet sich zur Verallgemeinerung in der allgemeinen Relativitätstheorie.

Weniger ausbaufähig ist eine andere, in manchen älteren, einführenden Lehrbüchern verwandte Notation: Man kann die gemischte Signatur des inneren Produkts durch Verwendung einer imaginären Zeitachse vermeiden: x4=ict. Dies ergibt als Hauptvorteil, dass man nicht zwischen kontravarianten und kovarianten Komponenten unterscheiden muss, sondern wie in der üblichen, elementaren Vektorrechnung arbeitet. Hierbei fasst man den Minkowski-Raum formal als einen komplexen Innenproduktraum auf.

Aber auch ohne diesen Trick kann man zeigen, dass ein reeller Minkowski-Raum mit gemischter Signatur die wesentlichen Eigenschaften eines Innenproduktraums besitzt.

Für eine detailliertere Erläuterung des Minkowski-Raums siehe Lorentz-Transformation und Minkowski-Raum

Literatur

  • Francesco Catoni: The mathematics of Minkowski space-time. Birkhäuser, Basel 2008, ISBN 978-3-7643-8613-9
  • John W. Schutz: Independent axioms for Minkowski space-time. Longman, Harlow 1997, ISBN 0-582-31760-6
  • Anthony C. Thompson: Minkowski geometry. Cambridge Univ. Press, Cambridge 1996, ISBN 0-521-40472-X

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Poincarégruppe — Die Poincaré Gruppe (benannt nach dem französischen Mathematiker und Physiker Henri Poincaré) ist eine spezielle Gruppe in der Mathematik, die Anwendungen in der Physik gefunden hat. Inhaltsverzeichnis 1 Historisches 2 Geometrische Definition 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Twistor-Theorie — Die Twistor Theorie ist ein Versuch, eine vereinheitlichte Theorie für die Gravitation und die Quantenfeldtheorie zu schaffen. Die grundlegenden Ideen der Twistor Theorie gehen ins Jahr 1967 zurück und wurden von dem britischen Mathematiker und… …   Deutsch Wikipedia

  • Betrag eines Vektors — Ein Vektor (lat. vector „jemand, der trägt, zieht oder befördert“; zu lat. vehere = fahren) ist in der Mathematik ein Element eines Vektorraums. Das bedeutet unter anderem, dass sich beliebige zwei Vektoren durch Addition zu einem dritten Vektor… …   Deutsch Wikipedia

  • Gebundener Vektor — Ein Vektor (lat. vector „jemand, der trägt, zieht oder befördert“; zu lat. vehere = fahren) ist in der Mathematik ein Element eines Vektorraums. Das bedeutet unter anderem, dass sich beliebige zwei Vektoren durch Addition zu einem dritten Vektor… …   Deutsch Wikipedia

  • Gegenvektor — Ein Vektor (lat. vector „jemand, der trägt, zieht oder befördert“; zu lat. vehere = fahren) ist in der Mathematik ein Element eines Vektorraums. Das bedeutet unter anderem, dass sich beliebige zwei Vektoren durch Addition zu einem dritten Vektor… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschwindigkeitsdreieck — Ein Vektor (lat. vector „jemand, der trägt, zieht oder befördert“; zu lat. vehere = fahren) ist in der Mathematik ein Element eines Vektorraums. Das bedeutet unter anderem, dass sich beliebige zwei Vektoren durch Addition zu einem dritten Vektor… …   Deutsch Wikipedia

  • Kovarianter Tensor — Dieser Artikel erläutert den mathematischen Begriff Tensor, die Muskeln werden unter Musculus tensor fasciae antebrachii, Musculus tensor fasciae latae, Musculus tensor tympani und Musculus tensor veli palatini erläutert. Dieser Artikel wurde auf …   Deutsch Wikipedia

  • Maxwell'sche Gleichungen — Die vier maxwellschen Gleichungen beschreiben die Erzeugung von elektrischen und magnetischen Feldern durch Ladungen und Ströme, sowie die Wechselwirkung zwischen diesen beiden Feldern, die bei zeitabhängigen Feldern als Zeitentwicklung in… …   Deutsch Wikipedia

  • Maxwell-Gleichung — Die vier maxwellschen Gleichungen beschreiben die Erzeugung von elektrischen und magnetischen Feldern durch Ladungen und Ströme, sowie die Wechselwirkung zwischen diesen beiden Feldern, die bei zeitabhängigen Feldern als Zeitentwicklung in… …   Deutsch Wikipedia

  • Maxwell-Gleichungen — Die Maxwell Gleichungen von James Clerk Maxwell beschreiben die Phänomene des Elektromagnetismus. Sie sind damit ein wichtiger Teil des modernen physikalischen Weltbilds. Die Maxwell Gleichungen sind ein spezielles System von linearen partiellen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”