Mischkultur

Mischkultur
Mischanbau von Kaffee und Tomaten in Kolumbien.

Die Mischkultur (seltener: Mischanbau und Mischfruchtanbau) ist der ökologisch und ökonomisch begründete und vom Menschen herbeigeführte gleichzeitige Aufwuchs mehrerer Nutzpflanzenarten auf gleicher Fläche. Sie wird in Gartenbau, Landwirtschaft und Privatgarten angewendet. Mischkultur soll in richtiger Zusammensetzung die Nachteile von Monokulturen vermeiden. Außerhalb der Landwirtschaft wird eine Mischung verschiedener Pflanzen als Pflanzengesellschaft bezeichnet.

In der Ethnologie kann man den Begriff Mischkultur ebenso finden, er bezieht sich aber dort auf menschliche Kulturen.

Inhaltsverzeichnis

Varianten der Mischkultur

  • Mischkultur allgemein: Am stärksten wird die Mischkultur im Bio-Anbau und im speziellen in der Variante Demeter angewendet. Sehr verbreitet ist sie auch im Hausgarten.
  • Etagenkultur: In Etagenkulturen werden Pflanzen so kombiniert, dass ihre überirdischen Profile den Raum gleichmäßig nutzen (hochwüchsige Art mit schattenverträglicher kleinwüchsiger Art)
  • Pflanzengesellschaft: Eine Pflanzengesellschaft bezeichnet eine bestimmte, abstrahierbare Artzusammensetzung (Biozönose) von Pflanzen. Die Lehre von der Vergesellschaftung von Pflanzen bezeichnet man auch als Pflanzensoziologie.
  • Rand- und Zwischenpflanzung: 2-3 Reihen Mais in größeren Abständen im und am Rand des Feldes verhindern zu starke Windeinflüsse auf die Nutzkultur. Oder sie dient als Sichtschutz mit Mais oder Sonnenblumen.
  • Untersaaten: Im Rebbau wird der Boden nicht unbewachsen gehalten sondern mit Grasmischungen besät. Versuche mit Kleeuntersaaten im Kohl- und Lauch-Anbau hatten das Ziel den Befall durch Thripse zu vermindern. Untersaaten bei der Rinnenkultur von Erdbeeren in Tunnels führte zu vermindertem Schädlingsdruck.
  • Züchtung: In der Pflanzenzüchtung werden verschiedene Genotypen einer Art angebaut, um: durch gemeinsame Abblüte Zuchtausgangsmaterial zu produzieren (Problem oft verschiedene Abblütezeiten), durch gemeinsame Ablüte gezielt kombinierter Genotypen Hybridsaatgut zu produzieren oder durch Beimischung von Populationssaatgut zu Hybridsaatgut die Bestäubung in der Getreideproduktion (z. B. Roggen) zu sichern.
  • Zwischenkultur: Die Zwischenkultur ist das zeitlich begrenzte gemeinsame kultivieren von Nutzpflanzen. Zwei bis drei Nutzpflanzen werden nacheinander gesät und gepflanzt. Auch geerntet wird zu verschiedenen Terminen. In Frankreich heißt dies "entre-culture". Zwischenkultur kann auch das dazwischenpflanzen mit der gleichen Nutzpflanze sein. Hier ist die heute einzige kommerziell genutzte Zwischenkultur das Pflanzen von Tomaten in die vorhandene Tomatenkultur wenn bei dieser die letzten Früchte geerntet werden (keine echte Mischkultur).

Beurteilung

Vorteile:

  • Nützlinge und Schädlinge entwickeln sich gleichzeitig nebeneinander. Einzelne Schädlinge bevorzugen bestimmte Pflanzen und meiden andere. Bestimmte Nutzpflanzen können evtl. so Schädlinge auch für anfällige Pflanzen abwehren oder sie als Fangpflanzen "weglocken". Damit wird die Massenausbreitung von Schädlingen und Krankheiten, wie sie besonders in Monokulturen möglich sind, abgewehrt.
  • Gleichmässigere und bessere Ausnutzung der Nährstoffe im Boden, da die bebaute Fläche immer bewachsen ist.
  • Erosionsschutz je nach Kombination. Durch ständigen Bewuchs wird der Boden ständig zusammen gehalten.
  • Im Garten- und Landschaftsbau werden bei der Anlage von Gärten und Parks bewusst Mischkulturen, eigentlich Pflanzengesellschaften angelegt. Damit wird erreicht, dass Pflanzen im Wuchs und Standort zueinander passen. Gleichzeitig ist auch eine Farbwahl möglich; z.B. ein Garten in dem alles orange blüht, in dem immer wieder etwas blüht oder Farbspiele mit Gräsern.
  • Um mit wenig Aufwand gemischt sortierte Kisten ernten zu können werden Pflanzen gleicher Art aber verschiedener Sorten gemischt aufgepflanzt. Dies ist bei bunten Salaten (Lollo rot und grün, Eichblatt rot und grün, Kopfsalat rot und gün) üblich wo z.B. 4 mal 3 verschiedene Sorten in eine Kiste gepackt werden.
  • Kombination gleicher Arten zur Kreuzung.

Nachteile:

  • Im erwerbsmässigen Anbau wird das Ernten meist erschwert und teilweise anderen Nutzpflanzen bei der Ernte beschädigt. Bei der Ernte von Radies wird z.B. der später zu erntende Kopfsalat durch herabfallende Erde beschmutzt.
  • Nicht immer lässt sich Saat- und Pflanztermin für einen optimalen Erntezeitpunkt bestimmen.
  • Nicht alle Nutzpflanzen können kombiniert werden weil sie sich gegenseitig durch wuchernden Wuchs oder Größe behindern.
  • Einige Pflanzen wirken auch durch ihre Wurzelausscheidung und andere Effekte schädigend auf die anderen Pflanzen. Dies ist von (Wermut und Guayule Strauch) bekannt.
  • Die Nutzeffekte sind helfend aber haben keine sehr deutliche Wirkung. Häufig ist das Wirkungspotential wenig belegt oder aus rein theoretischer Überlegung entstanden.
  • Einzelne Nutzpflanzen ziehen auch Schädlinge an und damit in die Mischkultur. Werden diese Pflanzen geerntet gehen ein Teil der Schädlinge auf sonst nicht befallene Pflanzen über und schädigen diese.

Grundsätzliche Überlegungen zur Kombination von Nutzpflanzen

Karotten und Zwiebeln werden häufig nebeneinander angebaut
  • Mischkulturen von Nutzpflanzen der gleichen Familie sind nicht sinnvoll, weil sie teilweise durch die gleichen Schädlinge und Krankheiten befallen werden.
  • In älterer Literatur wird empfohlen, Flachwurzler zusammen mit Tiefwurzlern zu pflanzen. Beide nehmen sich kaum Platz und Nährstoffe weg. Manche haben die Eigenart, den Schädling des Nachbarn fernzuhalten, beispielsweise Zwiebel und Möhre.

Anbau-Kombinationen

vorteilhafte:

  • Bunte Salate verschiedener Sorten in einzelnen Reihen auf dem gleichen Beet zur besseren Ernte gemischter Kisten.
  • Zwiebeln zusammen mit Möhren,
  • Kohl oder Mais zusammen mit Bohne
  • Linsen zusammen mit Getreide als Rankhilfe
  • Eine Mischkultur mit alter Tradition ist der Anbau von Kürbissen zusammen mit Mais und Bohnen, welche auch die „Drei Schwestern“, oder Milpa genannt wird. Diese Kulturform war vor allem bei den Maya, aber auch bei vielen anderen indigenen Völkern des nordamerikanischen Kontinents weit verbreitet.

ungüngstige:

  • Erbsen und Knoblauch,
  • Tomaten oder Gurken mit Rettich,
  • Buschbohnen oder Kohlgewächse mit Zwiebeln
  • Erdbeerklee und Weißklee

Siehe auch

Literatur

  • Mark G. Wright, Michael P. Hoffmann : Selection of vegetables for intercropping as a pest Management strategy, Department of Entomology, Cornell University, Ithaca 2001
  • Bundesregierung : Arten zur Unterstützung einer „weichen“ Nachhaltigkeit, in Bericht der Bundesregierung zum Jahresgutachten 1999 des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WGBU): „Welt im Wandel – Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Biosphäre“, Kap. D 1.3.1.5, Bt-Drs. 14/6706 S. 36 – 37, Berlin 2001, ISSN 0722-8333
  • Mohammadreza Ghaffarzadeh : Strip Intercropping, Agronomy Department, Iowa State University of Science and Technology, Ames (Iowa) 1999
  • Nadine Brisson et al. : Adaptation of the crop model STICS to intercropping. Theoretical basis and parameterisation, Unité Climat, Sol et Environnement INRA, Agronomie 24 S. 409-421, Avignon (2004)
  • University of Manitoba : Agronomic Benefits of Intercropping Annual Crops in Manitoba, Winnipeg 2005
  • Christa Weinrich: Mischkultur im Hobbygarten, Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart 2008, 126 Seiten, ISBN 978-3-8001-5831-7

Weblinks


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