- Etagenanbau (Regenwald)
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Der Etagenanbau (engl. Ecofarming) ist ein Wald-Wirtschaftssystem, das hauptsächlich im Regenwald betrieben wird. Die Amazonasindianer kennen es ebenso wie einige indigene Bevölkerungen in den Regenwäldern Afrikas und Asiens. Hierbei wird der Wald in seiner Ursprünglichkeit kaum zerstört. Zu den wild wachsenden Bäumen werden viele verschieden Nutzpflanzen angebaut.
Aufbau und Funktionsweise
In der oberen Etage der großen Bäume werden z. B. Kokosnüsse oder Paranüsse genutzt. Diese Bäume sind sehr groß und geben den darunter wachsenden Pflanzen ein wenig Schatten, so dass sie nicht in der prallen Sonne verbrennen. Diese Schicht wird "Urwaldriesen" genannt.
In der darunter liegenden Etage, werden z. B. Bananen, Pfeffer, Kakao, Kaffee, Zitrusfrüchte, Papayas und Mangos geerntet. Die Pflanzen sind nicht so groß und benötigen auch nicht die volle Sonneneinstrahlung. Diese Schicht wird "Baumschicht" genannt.
Auf dem Boden, im Schatten, lässt sich tropisches Gemüse anbauen. Diese Schicht heißt "Krautschicht".
Im Boden wachsen Süßkartoffeln, Maniok oder Yamswurzeln.
In diesem ausgeklügelten System kann sich jede Pflanze in ihrer Wachstumshöhe entfalten und den optimalen Ertrag liefern. Sie haben genügend Licht und Nahrung, und es kann das ganze Jahr über geerntet werden. Der Boden ist ständig bedeckt und wird dadurch vor zu starker Sonneneinstrahlung und Auswaschung durch die starken tropischen Regenfälle geschützt. Wildtierverbiss kann einen Bauern, der Etagenanbau im Regenwald betreibt, nicht ruinieren. Es gibt bei dieser Anbauweise viele verschiedene Pflanzen mit einem großen Ablenkungseffekt. Ein Nebeneffekt ist, dass bei dieser Anbaumethode Lebensraum für viele Tiere und Kleinlebewesen geschaffen wird.
Diese ökologische Mischkultur erlaubt den Bauern, ihre Felder langfristig zu nutzen. In dieses System lassen sich auch Kleintierhaltung und Heilpflanzenanbau integrieren. Brandrodung und Wanderfeldbau ist so nicht mehr notwendig. Weil jedoch viele zugewanderte Menschen im tropischen Regenwald siedeln, die noch nie vom Etagenanbau gehört haben, oder ihn gar als rückständig ansehen, weil er von der indigenen Bevölkerung betrieben wird, braucht dieser nachhaltige Anbau viel Überzeugungsarbeit. Die Diversifikation der Anbaufrüchte schützt neben ökologischer auch vor ökonomischer Anfälligkeit für Weltmarktpreisschwankungen.
Der Erhalt des Regenwaldes ist global insofern von Interesse, als dieser als Kohlenstoffsenke dient und sein Erhalt die Globale Erwärmung zu verlangsamen vermag. Je "waldähnlicher" eine Kulturlandschaft ist, umso mehr Kohlenstoff vermag sie zu binden.
Mit dem Etagenanbau-Konzept des Waldgartens strebt die Permakultur eine größtmögliche Verbreitung Ertrag abwerfender, vom Menschen geschaffener Ökosysteme an, die einen möglichst hohen Anteil nicht-einjähriger Pflanzenarten aufweisen, um dem Humusverlust als Folge konventioneller Landwirtschaft entgegenzuwirken.
siehe auch StockwerkanbauLiteratur
- Wolfgang Franke: Nutzpflanzenkunde: nutzbare Gewächse der gemäßigten Breiten, Subtropen und Tropen. 6. Auflage. Thieme, Stuttgart 1997, ISBN 3-13-530406-X
- Jürgen Christner: Abiturwissen Ökologie. Klett Ernst Verlag, ISBN 978-3-12-929505-2
Weblinks
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