- Mittelmeer-Niger-Bahn
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Die Mittelmeer-Niger-Bahn (französisch Chemin de Fer Mediterranée-Niger) war eine nur teilweise fertig gestellte Eisenbahn quer durch die Sahara und Bestandteil eines größeren geplanten Eisenbahnnetzes in Französisch-Westafrika.
Inhaltsverzeichnis
Lange Planungsphase
Die Planungsphase der Mittelmeer-Niger-Bahn dauerte mit rund 75 Jahren außerordentlich lange und letzten Endes dreimal so lange, wie die Bahn in Betrieb war.
Amerika baut, Frankreich plant. Ideen von Palatini und Solleilet
Nachdem 1859-1861 unter der Leitung Henri Duveyriers die erste französische Erkundungsmission ins Hoggar-Gebirge gelangt und 1862 mit dem Bau der transkontinentalen Eisenbahn quer durch die Vereinigten Staaten begonnen worden war, schlug 1867 Léon Paladini den Bau einer Eisenbahn von Biskra im heutigen Algerien nach Kachena im damaligen Sudan vor. Diese Chemin de Fer de Biskra à Kachena (Soudan) kam über das Stadium der Idee nicht hinaus.[1] Bereits zwei Jahre später konnte die Bahn quer durch die USA dem Verkehr übergeben werden. Am 13. Januar 1873 präsentierte Paul Solleilet dem Ministre des Communications et Colonies (französisch für: Kommunikations- und Kolonien-Minister) ein Projekt für eine Transsahara-Bahn.
Plan von Duponchel
Der französische General Gaston de Galliffet besetzte am 24. Januar 1873 die algerische Oase El Golea. In Frankreich wurde ein weiteres Projekt vorgestellt: Am 26. April stellte Armand Duponchel Le Chemin de Fer Transsaharien[2] (französisch für: Die Transsahara-Bahn). Darin äußerte er die Vermutung, eine Eisenbahn quer durch die Sahara würde 1,6 Millionen Französische Franken pro Kilometer kosten. Für die 1897 fertig gestellte transkaspische Eisenbahn wandten die Russen 75.000 Franken pro Kilometer auf. Der Ministre des Travaux Publics (französisch für: Minister für öffentliche Bauten), Freycinet, ernannte am 12. Juli 1879 eine commission supérieure, um die Idee der Transsahara-Bahn weiter zu verfolgen, und am 29. Dezember beschloss die Regierung einen Planungskredit von 600.000 Franc.
Senegal-Bahn
Am 18. August 1884 stellte die Regierung weitere Mittel für die Linie zur Verfügung, und am 6. Juli 1885 wurde die Linie Dakar-Saint-Louis in Senegal eröffnet. Nach einem Vortrag des Ingenieurs Rolland vor der Geographischen Gesellschaft und einer Neuauflage von Duponchels Buch begeisterte sich die französische Bevölkerung für die Transsahara-Bahn. An anderen Orten im französischen Kolonialreich ging es mit der Planung rascher vorwärts: 1896 begann der Bau der Eisenbahn nach Äthiopien, und am 4. Dezember 1904 wurde die senegalesische Linie von Kayes nach Koulikoro am Niger eröffnet. In Algerien wurde am 16. Oktober 1905 die Linie von Mascara nach Colomb Bechar dem Verkehr übergeben.
Pläne von Berthelot
1910 offerierten die Spanier am Congrès International des Chemins de Fer (Internationaler Eisenbahn-Kongress) den Bau einer Linie von Tanger nach Dakar, und zwei Jahre später gründete André Berthelot mit französischer, englischer und belgischer Beteiligung die Société d'Études Transafricaines. Diese sandte Hauptmann Nieder in die Sahara und Ingenieur Maitre-Devallon nach Algerien. Ende des Ersten Weltkrieges wurde unter Präsident René Besnard das Comité National du Rail Africain gegründet. Während also weiter geplant wurde, überflog Vuillemin 1920 als erster Mensch die Sahara. Der 1913 begonnene Bau der Linie Biskrat–Touggourt wurde 1922 beendet. Die ersten Automobile durchquerten die Sahara, und 1924 wurde die Eisenbahn von Khartum nach Port Sudan eröffnet.
Pläne von Maitre-Devallon
Drei Erkundungsmissionen ins Hoggar-Gebirge ließ der Generalgouverneur Algeriens Violette 1926 organisieren. Darauf wurde am 21. Juni 1927 ein Comité du Transsaharien unter dem Präsidium von Édouard de Warren gegründet. Weitere bekannte Mitglieder dieses Komitees waren Blaise Diagne, Pierre Roux-Freissineng, Le Troquer und Robert Reynard.
Am 7. Juli 1928 wurde ein Organisme d'Études du Chemin de Fer Transsaharien unter der Leitung des Generalinspektors für öffentliche Bauten, Maitre-Devallon (siehe 1912) gegründet. Dieses sandte zwei Missionen nach Algerien unter Suchet und Masselin sowie zwei Missionen in den Niger unter Nemorin und Milhau. Daraufhin unterstützte der Staatspräsident Gaston Doumergue, ein ehemaliger Kolonialminister, am 17. Dezember 1929 Maitre-Devallons Plan für eine transsaharische Eisenbahn. Unter der Leitung des Ingenieurs Émile Bélime wurde am 5. Januar 1932 das Office du Niger als koloniale „Betriebsgesellschaft“ dieser Region gegründet. 1935 schlugen die Italiener vor, eine translibysche Eisenbahn zu bauen.
Bau
Am 22. März 1941 wurde das Gesetz zum Bau der Chemin de Fer Mediterranée-Niger erlassen, um dabei Material zu verbauen, das so nicht den Deutschen in die Hände fallen konnte. Am 17. und 27. Juli wurden durch die französische Regierung die entsprechenden Gesetze zur Finanzierung und Verwaltung der Bahn verabschiedet. Nach Eintritt der französischen Afrikakolonien in den Krieg wurde 1943 der Bau bei Kenadsa, 20 km nördlich von Bechar und die Abzweigung der Linie Oran-Oujda-Bou Arfa, gestoppt. Nach dem Krieg wurde in den Jahren 1947-1948 der Bau der Linie weiter in den Süden vorangetrieben und Abadla, ca. 80 km südlich von Bechar, erreicht. 1953 empfahl das Parlament der Französischen Union die Assemblée de l'Union Française, die Verlängerung bis Adrar (Bahnkilometer 617) im heutigen malisch-algerischen Grenzgebiet.
Betrieb
Die Mittelmeer-Niger-Bahn transportierte 1957 rund 485.000 Tonnen Fracht (62 Millionen Tonnen-km), wovon 80% auf Kohle entfielen. 1942 waren es erst 156.477 Tonnen gewesen. Während der gleichen Periode wuchs die Bevölkerung von Bechar von 5.000 auf 60.000. Nachdem Algerien die Unabhängigkeit erhalten hatte, gelang es der algerischen und französischen Regierung nicht, im März 1965 ein Abkommen über die Finanzierung des weiteren Ausbaus der Eisenbahnen zu schließen. Bereits 1967 wurde der Bahnbetrieb nach Béchar eingestellt und die Mittelmeer-Niger-Bahn-Gesellschaft liquidiert.[3]
Gemäß dem auf der Homepage der algerischen Staatsbahn SNTF publizierten Liniennetz besteht die Linie weiterhin, ein Fahrplan ist jedoch nicht publiziert. Die alte Karte wurde 2007 durch eine neue ausgewechselt, welche im Rahmen der allgemeinen Renaissance der Eisenbahn in Algerien einen Umbau auf Normalspur und eine 850 Kilometer lange Verlängerung bis Tindouf und die nahe gelegenen Minen von Gara Djebilet vorsieht.[4]
Literatur
- Chronologie Sommaire du Transaharrien au Mediterranée-Niger Im Anhang von Jean-Claude Faur: La mise en valeur ferroviaire de l'AOF (1880-1939). Paris: Université de Paris, 1969 (=Thesis).
Weblinks
Referenzen
- ↑ Léon Paladini: Le chemin de fer de Biskra à Kachena (Soudan). Dentu, 1867.
- ↑ Armand Duponchel: Le chemin de fer trans saharien, jonction entre l'Algérie et le Soudan. Paris: Hachette, 1878.
- ↑ Gemäß der Michelin-Karte Algerien (Blatt 972) 1:1 000 000, Ausgabe 1988, ist die Linie weiterhin bis Béchar verzeichnet.
- ↑ http://www.sntf.dz/reseau_sntf.htm (14. Mai 2007).
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