Mobile Coaching

Mobile Coaching

Mobile Coaching ist jene Form von Coaching, die hinsichtlich der Kommunikationswege flexibel und mobil gestaltet ist. Kunde/Kundin (Coachee) und Coach begegnen sich oftmals nicht persönlich. Die Kommunikation erfolgt meist über elektronische Medien wie Telefon, Web-Forum, E-Mail, Internet-Chat, Internet-Telefonie oder Videokonferenz und nur zu einem geringen Teil im klassischen Face-to-face-Setting.

Mobile Coaching strebt eine flexible Kombination aus den Vorteilen des „traditionellen“ Coaching-Settings und den unbestreitbar gegebenen Vorteilen moderner Kommunikationsmedien an. Eine Ablehnung derartiger Beratung wäre vorschnell und undifferenziert, sie deckt sich außerdem nicht mit den bereits zahlreichen positiven Erfahrungen.

Oftmals findet ein Coachingprozess gerade am Beginn als Face-to-face-Coaching statt um solcherart eine tragfähige und vertrauensvolle Erstbeziehung aufzubauen, bevor sich die Kommunikation schließlich auf die beschriebenen Medien beschränkt. Es zeigt sich jedoch auch, dass eine immer größere Anzahl von Kunden/Kundinnen (Coachees) den gesamten Coachingprozess via Forum und/oder Telefon abwickeln wollen, was sich als unerwartet effektiv erwiesen hat.

Coaching über elektronische Medien ist – insbesondere bei einer Kombination mit traditionellen Coachingmethoden im „Face-to-face-Setting“ – eine zeitgemäße und seriöse Beratungsdienstleistung, die wegen ihrer Flexibilität und Unkompliziertheit die Nutzung von Coaching für bestimmte Kundengruppen überhaupt erst möglich macht.

Inhaltsverzeichnis

Coaching

Coaching wird als ein inhaltlich und zeitlich begrenztes Angebot der Beratung und der emotionalen Unterstützung im beruflichen Kontext verstanden, und zwar im Hinblick auf die Gestaltung einer Rolle, die Konzeption und Planung einer Aktion und die Bewältigung einer Situation. Coaching geschieht zwischen einer entsprechend befähigten Person als Coach, die ihre spezifischen Kompetenzen und ihre kontrollierte Identifikation einer anderen Person (Coachee) zur Verfügung stellt.

Laut der „Österreichischen Vereinigung für Supervision – ÖVS“ [1], konzentriert sich Coaching auf Themen wie Gestaltung der Führungsrolle, Karriereplanung, effizientes Kommunizieren, Management von Veränderungsprozessen und Krisensituationen. Coaching beinhaltet demzufolge auch kurze Trainingssequenzen, womit der Schwerpunkt nicht alleine auf der Reflexion beruflicher Tätigkeit liegt, sondern auch die konkrete Unterstützung zur Realisierung von erarbeiteten Ansatzpunkten in der Praxis forciert wird.

Mobile Coaching

Mobile Coaching ist eine vergleichsweise noch „junge“ Form der Beratung. Wegen der wachsenden Herausforderungen an (örtliche) Flexibilität und Mobilität, verbunden mit steigenden Geschwindigkeitserfordernissen und der täglichen Verwendung elektronischer Medien, wird von spezifischen Kundengruppen eine Nutzung der modernen Kommunikationstechnologien auch für Coaching zunehmend nachgefragt.

Unter mobilem Coaching werden alle Formen des Coachings zusammengefasst, bei denen die Kommunikationswege zwischen Coachee und Coach flexibel und mobil gestaltet werden. Die Kommunikation erfolgt meist über elektronische Medien wie z.B. Telefon, Web-Forum, E-Mail, Internet-Chat, Internet-Telefon oder Videokonferenz. Durch intelligente Nutzung der Informationstechnologien kann eine neue Form der beraterischen Dienstleistung und Vorgehensweise entstehen, die im klassischen Coaching-Setting nicht oder kaum möglich war.

Die manchmal anzutreffenden Begriffe „e-Coaching“ oder „Tele-Coaching“ beziehen sich jeweils auf Teilaspekte von Mobile Coaching, das begrifflich offen ist für jegliche synchrone oder asynchrone Kommunikation und damit diesbezüglich für gänzlich flexibel gestaltete Coachingprozesse steht.

Als besonders effektiv, effizient und an die Bedürfnisse der hier angesprochenen Zielgruppe optimal angepasst, erweist sich dabei eine Kombination mit dem herkömmlichen „Face-to-face-Coaching“, indem sich persönliche Meetings und Beratung via elektronischer Medien abwechseln.

Es wird jedoch immer wieder auch ein Setting gewählt, das die gewünschte Beratungsleistung ausschließlich über Internet und/oder Telefon ablaufen lässt. Das gilt insbesondere für Personen, die wegen geografischer Entfernung oder aber auch durch den Wunsch nach möglichst weit reichender Diskretion – ja sogar Anonymität – ein „Face-to-face-Coaching“ nicht in Betracht ziehen (können).

Mobile Coaching ermöglicht es, kostengünstig und einfach organisierbar auch mit anderen Formen des Coachings zu experimentieren. Neben dem Einzelcoaching und dem Teamcoaching gibt es z.B. den „Coaching Staff“, wo eine Gruppe von Coaches für einen Coachee mehrere Sichtweisen zur aktuellen Problemstellung bereitstellt oder auch das „Reflecting Team“, bei dem der Coaching Prozess zwischen Coachee und Coach als Gesamtes noch einmal von weiteren Coaches supervidiert und damit bereichert wird.

Vorteile gegenüber traditionellen Coaching-Sitzungen

• Mobiles Coaching ist ortsunabhängig durch die mittlerweile beinahe lückenlose Vernetzung überall auf der Welt möglich.

• Es ergibt sich eine zeitliche Flexibilität, die ideal an die typischen Arbeitsbedingungen der hier angesprochenen Zielgruppe anschlussfähig ist - man kann zu jeder (vereinbarten) Zeit an seinen Fragestellungen arbeiten.

• Eine manchmal erfolgsentscheidende zeitliche Nähe zu den aufgeworfenen Problemstellungen lässt sich vergleichsweise einfach organisieren, der Kunde bekommt das Coaching sehr viel eher genau dann, wann er es auch braucht. Plötzlich notwendig gewordene Beratung kann schnell organisiert werden, was eine effektive Krisenintervention und -unterstützung ermöglicht.

• Die „Organisation“ der Beratungsleistung lässt sich relativ unkompliziert gestalten, indem sich nicht nur Wegzeiten einsparen lassen sondern auch die oft genug mühevolle Planung und Organisation der Reisebewegungen wegfällt.

• Es ergibt sich eine größere Vielfalt an Kontaktmöglichkeiten, die Auswahlmöglichkeiten für die Kunden erweitern sich. Auch inhaltlich kann sich ein Wechsel von Face-to-face-Meetings und Coaching via elektronischer Medien bereichernd auswirken.

• Dem manchmal zentralen Wunsch nach Diskretion kann besonders Rechnung getragen werden, es ist sogar möglich, effektives Coaching unter Wahrung völliger Anonymität anzubieten.

• Die kontinuierliche Begleitung von Ausbildungsgruppen zwischen den Workshopterminen sowie von Teams in Entwicklung oder Veränderung wird mit Mobile Coaching kostengünstig realisierbar. Die bisherige Praxis zeigt, dass ohne Nutzung der elektronischen Medien der Kontakt zwischen Trainer/Coach und Gruppe/Team in der Zeit zwischen den Workshops nicht gehalten werden kann, was nicht zuletzt die Nachhaltigkeit von Maßnahmen gefährdet.

Der Coachingprozess via E-Mail oder Internet-Forum könnte außerdem eine Art „Tagebuchfunktion“ übernehmen. Der Gecoachte entfaltet seine Sichtweise ungestört in schriftlicher Form und der Coach gibt Denkanstöße und hilfreiches Feedback. Manchen Personen fällt es leichter ihre Probleme schriftlich festzuhalten und deswegen könnte das „E-Mail-Tagebuch“ eine Art „selbstheilende“ Wirkung entfalten.

Die Sorgfalt aber auch die Prägnanz kann signifikant steigen, wenn man nicht nur verbale Kommunikation praktiziert, die ja geprägt ist durch die unmittelbare Reaktion aufeinander, sondern wenn man durch den schriftlichen Austausch gewissermaßen während und durch das Schreiben nachdenkt. Nicht nur die für Reflexionsprozesse sicherlich hilfreiche „Entschleunigung“ der Nachdenkprozesse kommt hier zu tragen, sondern auch der Effekt, sich mehr auf die Inhaltsaspekte konzentrieren zu können.

Die Netzpartner/innen im Coachingprozess werden weniger von möglichen Antipathie- oder Sympathie-Gefühlen unbewusst oder bewusst abgelenkt. Wie die Imaginationstheorie[2] mit dem Konstrukt des „hyperpersonellen“ Kontaktes von Netzpartnern bestätigt, können gegenseitige Projektionen eine positivere Beziehungsdynamik fördern. Die Kommunikation kann eben durch die Imagination einer freundlichen und attraktiven Person manchmal auch persönlicher werden als das den beteiligten Personen in den herkömmlichen Face-to-face-Kommunikationen möglich wäre.

Auch die Theorie der sozialen Informationsverarbeitung[3] zeigt, dass es nicht zu einer medienbedingten Kommunikationsverarmung kommen muss. Das oft genannte Fehlen der Beziehungsebene wird unter der Voraussetzung differenzierter und kontextsensibler Austauschprozesse der „Netzpartner“ ausbalanciert. Folglich haben User durchaus auch Möglichkeiten, die durch das technische System vorgegebenen Einschränkungen zu kompensieren.

Ein weiterer Vorteil liegt in der völlig veränderten Möglichkeit der Dokumentation von Beratungsprozessen. Das gesprochene Wort ist flüchtig und wenn an eine bestimmte Kommunikationssequenz wodurch auch immer (zeitweise Unaufmerksamkeit oder Missverständnis usw.) nicht sofort angeschlossen wird, können vielleicht potentiell entscheidende Aspekte oder Ideen für immer verloren gehen.

Das stellt sich bei der netzbasierten Kommunikation völlig anders dar. Der Coach und der Gecoachte haben aufgrund der gespeicherten E-Mails, Chats oder Forumsbeiträge eine Übersicht über den gesamten Coaching-Verlauf. Liest der Gecoachte den Schriftverkehr etwas später wieder durch, können sowohl in den eigenen als auch in den Beiträgen des Coachs Aspekte entdeckt werden, die bei der ersten Lektüre vielleicht übersehen wurden. So kann ein Effekt verstärkt werden, den man auch aus dem traditionellen Coaching kennt, dass sich nämlich durchaus häufig die entscheidenden Erkenntnisse nicht schon während des persönlichen Gesprächs, sondern erst im zeitlichen Nachlauf ergeben.

Potentielle Nachteile

Text- und netzbasierte Kommunikation oder auch das telefonische Gespräch kann die Face-to-face-Kommunikation, also die leibhaftige Begegnung zwischen Personen, nicht ersetzen.

Die Vorteile der Beratung mittels elektronischer Medien lassen sich zum Beispiel nur dann erzielen, wenn die Beteiligten eine ausreichend positive Medieneinstellung mitbringen und eine entsprechende Medienkompetenz entwickelt haben, die eine „conditio sine qua non“ für das Gelingen netzbasierter Beratung darstellt.

Die Zentrierung auf Inhaltsaspekte der Kommunikation stellt potentiell natürlich auch einen Nachteil dar, es stehen den Interaktionspartnern eine Fülle von Informationsquellen eben nur eingeschränkt zur Verfügung, intuitive Erkenntnisse durch vorbewusste Informationsverarbeitungsprozesse können sich auf eine vergleichsweise nur dürftige Basis stützen.

Diese Situation stellt sich bei telefonischer Beratung wieder entscheidend besser dar. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass gerade durch die Intimität der Stimme am Ohr bei gleichzeitig fehlenden visuellen, olfaktorischen und taktilen Reizen Phantasiebilder hervorgerufen werden, die auch nützlich sein können.

Die Interaktionspartner können sich relativ entspannt einem offeneren Austausch über persönliche und schambesetzte Themen zuwenden. Die entstandene Intimität kann dazu führen, dass sich ein Ratsuchender intensiver mit sich und seinen Problemen beschäftigen kann.

Selbstverständlich gibt es auch für die telefonische Beratung Voraussetzungen ohne die ein effektives Coaching schwer vorstellbar ist. Zu nennen ist hier ein hohes Ausmaß an Sensibilität für die Sprache auf Seiten des Coaches wie auch des Gecoachten. Der Coach sollte auf Sprachaspekte wie Intonation, Modulation, Lautstärke, sowie auf Zögern und Pausieren eingehen können, solche Interaktionsmomente bewusst wahrnehmen und daraus auch beratungsrelevante Schlüsse ziehen können. Erfahrene Coachs haben im Laufe ihrer beruflichen Entwicklung gelernt, auch „zwischen den Zeilen“ lesen zu können.

Besonders der Coach sollte über einen differenzierten „Sprachschatz“ verfügen, um eigene ergänzende Hinweise und differenzierte Sichtweisen trotz fehlender Gestik und Mimik unmissverständlich seinem Gegenüber vermitteln zu können.

Weitere Einschränkungen, die sich durch die Distanz ergeben, liegen in der selbstverständlich reduzierten Vielfalt an Interventionsmöglichkeiten. Auf bestimmte Übungen und Methoden muss von vornherein verzichtet werden, weil die direkte körperliche Präsenz eine Voraussetzung darstellt.

Sicherheitsaspekte

Die Sicherheitsaspekte können in drei Kernbereiche untergliedert werden:

• Vertraulichkeit: Coaches haben alle Informationen die sie erhalten, grundsätzlich vertraulich zu behandeln. Darüber hinaus sind alle schriftlichen Unterlagen vor dem Zugriff Dritter zu schützen. Die Verpflichtung zur Verschwiegenheit gilt zeitlich auch über die Beendigung der auftragsgemäßen Tätigkeit hinaus.

• Geschützte Datenübertragung: Für die vertrauliche schriftliche Kommunikation braucht es z.B. ein privates Web-Forum mit verschlüsselter Datenübertragung und passwortgeschütztem Zugang. Die Verwendung von E-Mails ist nicht vertraulich, denn diese werden im Allgemeinen nicht verschlüsselt und daher ist ihr Inhalt auch ungeschützt. Der Coach hat den Coachee gegebenenfalls in Schriftform über diesen Nachteil von E-Mails zu informieren.

• Sicheres Bezahlen: Für die Verrechnung von Online-Dienstleistungen gelten hinsichtlich Zahlungsmittel und Sicherheit dieselben Erfordernisse wie für Online-Shops.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Österreichische Vereinigung für Supervision (ÖVS): Was ist Supervision und Coaching?
  2. “Imaginationstheorie“ von Wolfgang Iser
  3. “Theorie der sozialen Informationsverarbeitung“ von Crick und Dodge, 1994

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