- Mobile TV
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Der Begriff Mobiles Fernsehen (Mobilfernsehen), Mobile TV taucht ab 2006 vermehrt auf und bezeichnet die Nutzung von rundfunkmäßig ausgestrahlten Fernsehprogrammen auf Portables, Mobiltelefonen (Handy TV) und modernen Taschenfernsehern (Portable TV, Handheld TV), sowie Fernsehen für Fahrzeuge.
Inhaltsverzeichnis
Grundlagen
So setzte im Jahr 2007 die Europäische Kommission einen Rechtsakt "Stärkung des Binnenmarkts für das Mobilfernsehen"[1], und im gleichen Jahr wurde in Österreich die Formulierung "und mobiles terrestrisches Fernsehen" im Privatfernsehgesetz (PrTV-G) ergänzt und zum Regelungsgegenstand des Gesetzes erklärt.[2]
Einige Anbieter verwenden die Bezeichnung Mobiles Fernsehen im Abgrenzungsversuch zum Begriff Handy-TV, der für die per UMTS verbreiteten Mobile-Video-Angebote etabliert worden war. Während Handy-TV bei UMTS als individuelle Datenverbindung im Mobilfunknetz übermittelt wird, wird Mobiles Fernsehen in der engeren Begriffsverwendung wie herkömmliche Rundfunkprogramme ausgestrahlt und ist unabhängig von den Mobilfunknetzen.
Höhere Aufmerksamkeit fand Mobiles Fernsehen durch die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland im Frühsommer 2006. Erstmals wurden Spiele dabei live sowohl für mobile Endgeräte (Handys) ausgestrahlt, die mit einem Decoding Chip für DMB (Digital Multimedia Broadcasting) bestückt waren, als auch im UMTS-Standard übertragen. Dabei zeigte sich, dass hohe gleichzeitige Nutzerzahlen bei UMTS zu Kapazitätsproblemen und Übertragungsstörungen führen können, während DMB durch die rundfunktypische Ausstrahlung unbegrenzt viele Empfänger versorgen kann.
Kontradiktorisch wird darüber debattiert, was Mobiles Fernsehen ist. Die Mobilfunkbetreiber begannen mit der Einführung von UMTS Fernsehsignale unbearbeitet auf entsprechende Mobiltelefone zu übertragen. Doch die ersten Erfahrungen waren ernüchternd, da die Bandbreite über UMTS rasch aufgebraucht wird, sobald zuviele Leute eine entsprechende Anfrage lancieren. In dieser Form kann der Träger UMTS nicht als Broadcast-Technologie gesehen werden. Ganz im Gegensatz zu den Verfahren DMB und den digitalen Fernsehstandards DVB-H und DVB-T.
Kommerziell wurde Mobiles Fernsehen für Mobiltelefone in Deutschland von zwei Anbietergruppen vorangetrieben, die auf die unterschiedlichen technischen Standards DVB-H und DMB setzten, bis das DMB Angebot dort im April 2008 schließlich eingestellt wurde. In Österreich bieten fast alle Mobilfunkanbieter Mobiles Fernsehen per UMTS an, die Anbieter A1 und Drei unter dem Namen HD Mobile TV im H.264 Standard. Zusätzlich wird dort seit Mai 2008, rechtzeitig zur Fußball-Europameisterschaft in Österreich, Mobiles Fernsehen per DVB-H oder DVB-T angeboten.
Übertragungsstandards
DVB-H
→ Hauptartikel: DVB-H
Das Europaweit erste kommerzielle DVB-H Angebot starte im Juni 2006 in Italien durch den Mobilfunkanbieter 3[3]. Ende 2007 hatte das DVB-H Angebot von 3 in Italien 750.000 Kunden.[4]
In Deutschland hat die Bundesnetzagentur 2007 die Lizenz und Frequenzen für den technischen Betrieb der Sendeanlangen an die Media Broadcast vergeben. Die Gesamtkonferenz der Landesmedienanstalten hat 2008 beschlossen die Lizenz für den Sendebetrieb (also Inhalte) an Mobile 3.0 (joint venture aus MFD und NEVA Media) zu vergeben, die Lizenzvergabe selbst erfolgt schrittweise durch die jeweiligen Landesmedienanstalten. Ein Konsortium aus drei Mobilfunk-Netzbetreiber angehören (T-Mobile, Vodafone, O2) hatte sich ebenfalls um die Lizenz beworben, unterlag jedoch. Hier lief von Juni bis September 2006 eine Testausstrahlung in mehreren deutschen Großstädten. Die Programmliste für den geplanten Regelbetrieb beinhaltet folgende TV- bzw. Radioprogramme: TV: Das Erste – ARD, ZDF, D24, ProSieben, Sat.1, RTL, Vox, N24, n-tv; Radio: BigMUSIC, MyFun Radio, 90elf. Inzwischen soll jedoch Mobile 3.0 die Einstellung von DVB-H beschlossen haben.[5]
In Österreich hat am 29. Februar 2008 die zuständige Behörde RTR die DVB-H Lizenz an das Konsortium von Media Broadcast, Drei und one vergeben.[6]. Das im Mai 2008 gestartete DVB-H Angebot von one und 3 umfasst 14 TV-Sendern ORF1, ORF2, ATV, Puls4, ProSieben Austria, RTL, Sat.1 Österreich, VOX, Laola1.TV, LALA (Universal Music TV), Red Bull TV, RTL II, N24, Super RTL und 5 Radiostationen: Ö3, FM4, KroneHit, Ö1 und LoungeFM. Bis Ende 2008 sollen 50% der Bevölkerung DVB-H empfangen können.[7]
DVB-SH
→ Hauptartikel: DVB-SH
Dabei handelt es sich um einen neuen Rundfunkstandard zur Verarbeitung von Satellitensignalen für mobile Endgeräte. Wie bei normalen Fernsehprogramm muss eine direkte “Sicht” zum Satelliten bestehen. Dies erschwert den Empfang in Gebäuden, doch stehen in den Ballungszentren dafür DVB-H Sender bereit. Die Spezifikationen für DVB-SH ähneln dem Schwesterstandard DVB-H. Der Satellitenempfang versorgt ländliche Regionen.
DMB
→ Hauptartikel: DMB
DMB spielte bis April 2008 vor allem noch in Deutschland eine Rolle, während sich die EU für DVB-H ausgesprochen hat.
Die vom DMB-Plattformbetreiber MFD Mobiles Fernsehen Deutschland GmbH und von Serviceprovidern debitel, Mobilcom und Simply unter dem Namen "watcha" vermarktete Ausstrahlung von fünf Fernsehprogrammen (Das Erste, ZDF, n-tv, ProSiebenSat.1, MTV) im DMB-Standard befand sich von Mai 2006 bis April 2008 im öffentlichen Regelbetrieb in Deutschland und war dort zwischenzeitlich in 16 Städten zu empfangen. Der ursprünglich vom Betreiber nach eigenen Angaben geplante flächendeckenden Ausbau bis 2010 und Aufstockung auf 40 Programme wurde nicht mehr umgesetzt. "watcha" wurde Ende April 2008 eingestellt, nachdem die Kundenzahl nach eigenen Angaben nie über ein niedriges fünfstelliges Niveau hinaus kamen, und die EU-Kommission den konkurrierende technische Verfahren DVB-H als offizielle Norm für Europa festgelegt hatte. [8]
DVB-T
→ Hauptartikel: DVB-T
Im Zusammenhang mit mobilem Fernsehen wird auch DVB-T als dritter Standard genannt, weil DVB-T durch Notebook-Nutzer mit entsprechender Zusatzausrüstung und mit dafür ausgerüsteten Handys ebenfalls mobil empfangen werden kann. Aufgrund des höheren Stromverbrauchs beim DVB-T-Empfang (gegenüber DVB-H), da es ursprünglich für die stationäre Nutzung entwickelt wurde, ist DVB-T für die Akkulaufzeit von Mobiltelefonen nicht optimal. Dafür ist DVB-T für den Nutzer unverschlüsselt und kostenlos empfangbar. Die in Deutschland bei der DVB-H Vergabe unterlegenen Firmen T-Mobile und Vodafone haben Ende April 2008 angekündigt, ab Mai 2008 DVB-T fähige Handys anbieten zu wollen[9]. In Österreich hat die ebenfalls unterlegene Mobilkom Austria ein Mobile TV Angebot auf Basis von DVB-T über 3G-Datenkarte für Notebooks angekündigt[10].
MediaFLO
→ Hauptartikel: MediaFLO
MediaFLO ist ein vom amerikanischen Chiphersteller Qualcomm entwickelter Standard zur Übertragung von Fernsehbildern an mobile Endgeräte. MediaFLO ist ein zusammengesetztes Kunstwort aus Media und FLO wobei FLO die Abkürzung für „Forward Link Only“ ist.
Die maximal mögliche Datenübertragungsrate soll bis zu 11 MBit/s betragen und der Batterieverbrauch der mobilen Endgeräte wesentlich geringer sein als bei den bisherigen Standards (bis zu vier Stunden mit einem Standardakku). Die beim Senderwechsel benötigte Zeit soll sich auf ca. eineinhalb Sekunden verkürzen. [11]
MediaFlo wird von der britischen Firma BSkyB (British Sky Broadcasting) getestet. In den USA setzen Verizon und AT&T auf MediaFlo[12].
ISDB / SBTVD
ISDB wird in Japan eingesetzt, und erlaubt die parallele Aussendung von TV-Programmen in unterschiedlichen Qualitäten, d.h. Programme in HDTV und Programme für mobile Endgeräte werden parallel ausgestrahlt. In Brasilien kommt das verwandte SBTVD zur Anwendung.[13]
Sonstige
In Deutschland, Österreich und der Schweiz bietet der Mobil-TV Dienst dailyme.tv [1] der Firma mando.TV GmbH aus Berlin Sendungen aus TV und Web zum Download aufs Handy an. Die Auswahl und das Laden des persönlichen Programms erfolgt online, ansehen kann man die Videos dann auch offline.
Einzelnachweise
- ↑ Europäische Kommission: http://europa.eu/scadplus/leg/de/lvb/l24125.htm, 18. Juli 2007
- ↑ Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH: Privatfernsehgesetz (PrTV-G)
- ↑ Digital TV: Italien: Weltpremiere für DVB-H, 8. Juni 2006
- ↑ Computerwoche: Experte: DVB-H könnte sofort auf Sendung gehen, 23. November 2007
- ↑ http://www.handelsblatt.com/technologie/mobile-welt/handy-tv-anbieter-mobile-3-0-am-ende;2017202
- ↑ RTR: KommAustria vergibt Handy-TV Lizenz: MEDIA BROADCAST GmbH erhält den Zuschlag, 29.02.2008
- ↑ DiePresse: Handy-TV: "Drei" will drei DVB-H-Handys anbieten, 29. Mai 2008
- ↑ heise: Sendeschluss für Handy-TV Watcha, 30. April 2008
- ↑ Golem: Vodafone: DVB-T-Mobiltelefone zur Fußball-EM 2008 (Update), 29. April 2008
- ↑ Telekom Presse: Mobilkom startet zur Euro 2008 Alleingang bei Handy-TV, 10. April 2008
- ↑ teltarif.de: Feldversuch für den Handy-TV-Standard MediaFLO, 9. Dezember 2006
- ↑ Heise: Auch AT&T setzt auf Handy-TV, 1. Mai 2008
- ↑ The Inquirer: Brazil begins HDTV transmissions with Japanese standard, 2. Dezember 2007
Literatur
- Ralf Kaumanns & Veit Siegenheim: Handy-TV – Faktoren einer erfolgreichen Markteinführung. In: MediaPerspektiven 10/2006, S. 498-509 [2]
- Märkte für mobiles Fernsehen, Januar 2007, der Deutschen TV Plattform (Mitglieder u.a. ARD, ZDF, Kabel Deutschland, Siemens, Nokia, RTL, Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg, Fraunhofer Institut für Medienkommunkation IMK)
- Konvergenz von Rundfunk und Mobilfunk, August 2007, der Deutschen TV Plattform
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