- Modernisierungsparadigma
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Ein Modernisierungsparadigma bedeutet eine wissenschaftliche Herangehensweise zur Beschreibung von Prozessen, die sich auf die Modernisierung, also den sozialen Wandel als Übergang von einer traditionalen Form von Gesellschaft bzw. Kultur hin zu moderneren Formen der Gesellschaft, insgesamt auswirken. Es handelt sich dabei um ein Erklärungsmodell für die Moderne als Umbruch in allen Bereichen des individuellen, gesellschaftlichen und politischen Lebens gegenüber der Tradition. Damit werden die gesamten soziale Systeme verändert, weshalb auch im Strukturfunktionalismus (etwa bei Marion J. Levy Jr.) die „Modernisierung“ zu einem Leitthema geworden ist.
Zunächst wurde dieses Modernisierungsparadigma in der Soziologie oder der historischen Sozialwissenschaft angewendet. In der Geschichtswissenschaft gibt es ein solches für das 15. bis zum 18. Jahrhundert zur Beschreibung eines Prozesses der Modernisierung der Gesellschaft in der Frühen Neuzeit. In dieses Konzept wird versucht die Prozesse der Konfessionalisierung (Heinz Schilling, Wolfgang Reinhard) und der damit verbundenen Rekatholisierung (Arno Herzig) bzw. Sozialdisziplinierung (Gerhard Oestreich) zu integrieren. Ähnlich verhält es sich mit dem der Kommunalisierung, die der Frühneuzeithistoriker Peter Blickle für eine der Voraussetzungen der Reformation im Reich ansieht.
Auch für die Geschichte der Neuzeit gibt es ein solches System. Das gleiche gilt auch für die gegenwärtige Wirtschaft und Politik. Da spricht man beispielsweise von einem E-Government als einem Modernisierungsparadigma. Auch solche Schlagwörter wie Know-How, Industrialisierung, Automatisierung, High-Tech, Rationalisierung, Schlüsseltechnologien, Informationsgesellschaft und vieles dergleichen mehr sind nichts anderes als Ausdrücke für ein solches Modernisierungsparadigma.
Literatur
- Kommunalisierung und Christianisierung: Voraussetzungen und Folgen der Reformation 1400-1600, hrsg. von Peter Blickle und Johannes Kunisch, Berlin 1989.
Weblinks
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