- Arginin-Vasopressin
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Vasopressin; Adiuretin Kalottenmodell Vorhandene Strukturdaten: 1jk4, 1jk6, 1npo, 2bn2 Größe 9 Aminosäuren; 1084 Dalton Bezeichner Gen-Namen AVP; ADH; AVP-NPII; VP Externe IDs OMIM: 192340 UniProt: P01185 MGI: 88121 CAS-Nummer: 113-79-1 (11000-17-2 mod.) Arzneistoffangaben ATC-Code H01BA01 DrugBank DB00067 Wirkstoffklasse Vasokonstriktor Handelsnamen - Pitressin® 20 I.E.(USA)
- Pressyn® 100 USP-E.(CDN)
Das Antidiuretische Hormon (ADH), auch Adiuretin, Vasopressin (INN) oder AVP (Arginin-Vasopressin) ist ein Peptidhormon. Sein Name bezieht sich auf seine stark gefäßverengende Wirkung (von lat. Vas = (Blut-)Gefäß).
Inhaltsverzeichnis
Struktur
Die Primärstruktur des humanen ADH besteht aus neun Aminosäuren[1] Das ADH besitzt eine intramolekulare Disulfidbindung und einen amidierten C-Terminus.
Produktion
ADH wird in Kerngebieten (Nucleus supraopticus und Nucleus paraventricularis) des Hypothalamus (ein Teil des Zwischenhirns) von Nervenzellen produziert und im Hypophysenhinterlappen gespeichert. Es entsteht aus einem 143 Aminosäuren langen Prohormon, von dem auch Neurophysin II und Copeptin abstammen, die beide vermutlich beim Transport von ADH eine Rolle spielen.
Physiologie
ADH wirkt hauptsächlich auf zwei Arten:
- Als peripheres Hormon: Hierzu wird es entlang des Hypophysenstiels axonal (Tractus supraopticohypophysialis) transportiert, in Vesikeln des Hypophysenhinterlappens gespeichert und bei Bedarf direkt in das Blut abgegeben, wo es in extrem niedriger Konzentration (einige Milliardstel Gramm) wirksam ist.
- Als zentrales Neuropeptid: Hier ist es an der Regulation der Adenohypophyse und zentralen Wegen des autonomen Nervensystems beteiligt wie auch in Verbindungen zwischen limbischem System und Hypothalamus. Hier wird es vermehrt bei Fieberreaktionen ausgeschüttet und begrenzt diese (über den V1-Rezeptor). (Aus diesem Grunde findet man bei hochentzündlichen Krankheitsbildern wie z. B. Lungenentzündungen häufig eine Hyponatriämie).
Peripher ist das antidiuretische Hormon ein Dursthormon. Bei Wassermangel im Organismus wird das Blutserum hyperton. Das wird von den Osmorezeptoren im Hypothalamus festgestellt, die wiederum die Freisetzung von ADH aus der Neurohypophyse veranlassen. Ein weiterer Stimulus für die Ausschüttung von ADH ist ein Volumenmangel im arteriellen System, der über Barorezeptoren im rechten Vorhof des Herzens und im Aortenbogen registriert wird. ADH wird über das Blut zu den Epithelzellen des Sammelrohrs in der Niere transportiert. Diese Zellen sind normalerweise für Wasser nicht durchlässig und verhindern so die Rückresorption von Wasser aus dem Harn. ADH koppelt nun an membranständige Rezeptoren, die im Inneren der Zelle eine Freisetzung von Calcium auslösen, was wiederum zum Andocken von Vesikeln, die Aquaporine (AQP2) beinhalten, an die Zellmembran führt. Die Aquaporine werden in die Zellmembran eingebaut, diese wird dadurch durchlässig für Wasser, das osmotisch aus dem Harn zurück ins Blut gezogen wird.In der Niere bewirkt es so eine vermehrte Reabsorption von Wasser aus dem Primärharn des Sammelrohrs.
Ferner wirkt das antidiuretische Hormon gefäßverengend. Beide Wirkungen erhöhen den Blutdruck.
Normalwerte
Zwölf Stunden vor der Blutabnahme muss eine Alkohol-, Nikotin- und Coffein-Karenz und 48 Stunden zuvor eine Medikamenten-Karenz eingehalten werden. Die Bestimmung erfolgt aus mindestens 4.0 mL, tiefgefrorenem EDTA-Plasma mittels Radioimmunoassay (RIA).
- Blut:
Normalwerte für Erwachsene sind: 2,9 ± 1,0 pg/ml
andere Angaben sprechen von: 2,0 - 8,0 pg/ml - Osmolalität:
Indirekte Abschätzung der Serumosmolalität mit folgender Formel:- Osmolalität [osmol/kg] = 1,86 x Na+ [mmol/l] + Glucose [mmol/l] + Harnstoff [mmol/l] + 9
oder - Osmolalität [osmol/kg] = 2 x (Na+ [mmol/l]+ K+ [mmol/l]) + Glukose/18 [mg/dl] + Harnstoff/6 [mg/dl]
- Osmolalität [osmol/kg] = 1,86 x Na+ [mmol/l] + Glucose [mmol/l] + Harnstoff [mmol/l] + 9
Der Referenzbereich für die Osmolalität im Serum liegt bei 280-310 mosmol/kg. Die Werte für 24-Stunden-Urin liegen bei 50-1200 mosmol/kg.
- Urinosmolalität:
nach zwölfstündigem Dursten entspricht die Urinosmolalität etwa dem Dreifachen der Serumosmolalität oder ca. 800-900 mosmol/kg
Pathophysiologie
Bei ADH-Mangel kommt es zu einem starken Wasserverlust, dem Diabetes insipidus centralis. Durch Funktionsminderung der V2-Rezeptoren an der Niere (durch Mutation oder Zerstörung) entstehen die gleichen Symptome, jedoch spricht man dann vom Diabetes insipidus renalis. Der bei diesen Krankheitsbildern auftretende Wasserverlust beträgt bis zu 20 Liter pro Tag. Das daraus resultierende Durstgefühl wird durch Trinken äquivalenter Flüssigkeitsmengen gestillt.
Beim Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH, syn. Schwartz-Bartter-Syndrom; Überproduktion) kommt es zur verminderten Wasserausscheidung und zu einer Hyponatriämie. Dieses Syndrom kann sich u. a. bei Lungenkrebs einstellen (Paraneoplastisches Syndrom), bei dem entartete Zellen Hormone, in diesem Fall ADH oder ADH-ähnliche Stoffe, produzieren.
Alkohol hemmt die Sekretion von Vasopressin (ADH) aus der Hypophyse, mit der Folge einer vermehrten Wasseraussscheidung. Das ist ein Grund für den „Nachdurst“. Flüssigkeitsmangel kann zu Kopfschmerzen führen. Nikotin führt im Gegensatz dazu zu vermehrter ADH-Sekretion.
Therapie
Der Diabetes insipidus centralis kann durch die Gabe von ADH behandelt werden. Verwendet wird allerdings das nicht völlig identische Analogon Desmopressin.
ADH als Arzneistoff
Vasopressin wird als stark blutdrucksteigernde Substanz erfolgreich bei Patienten im Schockzustand eingesetzt. Die Hoffnungen, die in Vasopressin als Alternative zu Adrenalin gesetzt wurden, haben sich jedoch bis jetzt nicht erfüllt. Mehrere große randomisierte Studien konnten keinen Überlebensvorteil bei der Gabe von Vasopressin (40 IU einmalig) nachweisen. Da die Datenlage insgesamt jedoch als ungenügend bewertet wird, gibt es in den aktuellen Reanimationsrichtlinien weder eine Empfehlung für noch gegen die Gabe von Vasopressin.
Quellen
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