Monistisch

Monistisch

Der Monismus ist die philosophische oder metaphysische Position, wonach sich alle Vorgänge und Phänomene der Welt auf ein einziges Grundprinzip zurückführen lassen. Der Monismus bezieht damit die Gegenposition zum Dualismus und Pluralismus, die zwei oder viele Grundprinzipien annehmen. In der Religion stehen monistische Lehren oft dem Pantheismus oder dem Panentheismus nahe, der eine Gegenwart (Immanenz) des Göttlichen in allen Erscheinungen der Welt sieht.

Monistische Lehren sind mehrfach aus der Geschichte der Menschheit bekannt, der Begriff „Monismus“ wurde allerdings erst am Ende des 19. Jahrhunderts als griechisch-lateinisches Kunstwort (aus gr. monos, dt. „einzig“, „allein“, und -ismus) geprägt.

Inhaltsverzeichnis

In der Philosophie

In der Philosophie ist oft die Rede von 'Substanzen', aus denen die Welt besteht. Während der philosophische Dualismus meist zwei Substanzen – Geist und Materie – annimmt, geht der Monismus von der Existenz nur einer Substanz aus. Es lassen sich drei grobe Richtungen des Monismus identifizieren:

  1. Materialismus oder Physikalismus, wonach alles Materie ist und nur physikalische oder materielle Objekte und Wirkungen real sind. Dies ist die in der Neuzeit mit Abstand populärste Ausprägung des Monismus.
  2. Idealismus oder Phänomenalismus, wonach alles Geist ist, und nur geistige Vorgänge real sind. Eine Variante dieser Auffassung wurde beispielsweise von George Berkeley vertreten. Die 'idealistische' Ausprägung des Monismus findet sich heute nur noch selten.
  3. Neutraler Monismus, wonach sowohl physikalischen als auch geistigen Vorgängen ein drittes, unabhängiges Prinzip zugrundeliegt.

Jede dieser drei Hauptrichtungen nimmt an, dass sich alle bekannten Vorgänge auf das genannte Grundprinzip zurückführen lassen. Vielfach wird dabei das Prinzip des Reduktionismus verwendet.

Spezifische Formen des Monismus:

  1. Der Funktionalismus ist grundsätzlich ein physikalischer Monismus. Zusätzlich wird allerdings angenommen, dass geistige Phänomene auf einen funktionalen Mechanismus reduzierbar sind, der unabhängig von dem zugrunde liegenden Material ist. In dem Sinne wäre also eine Maschine, die wie ein Mensch denkt, auch ohne die Neuronen des menschlichen Gehirns denkbar. Die Künstliche Intelligenz sowie die Kognitionswissenschaft stehen dem Funktionalismus nahe.
  2. Der eliminative Materialismus postuliert rein materielle Grundprinzipien, verzichtet allerdings auf einen Reduktionismus zur Begründung geistiger Vorgänge wie "Wünsche", "Furcht" oder "Glaube". Diese sind nach dieser Theorie letztendlich unwissenschaftlich, und werden wie andere überholte Vorstellungen gleichfalls aus der wissenschaftlichen Diskussion verschwinden. Ein spezielles Beispiel eines eliminativen Materialismus stellt der radikale Behaviorismus Burrhus Frederic Skinners dar.
  3. Verschiedene nicht reduktive Materialismen verwerfen alle reduktiven Vorschläge. Ein Beispiel ist der anomale Monismus von Donald Davidson. Teilweise wird von Supervenienz gesprochen: Mentale Zustände supervenieren über physischen Zuständen, sind aber nicht auf sie zurückführbar. „Supervenieren“ beschreibt dabei eine Abhängigkeitsbeziehung: Das Mentale kann sich nicht verändern, ohne dass sich das Physische verändert.
  4. Eine spezielle Form des 'idealistischen Monismus' ist der Solipsismus, nach dem nicht nur alles Geist, sondern alles nur ein einziger Geist ist – es existiert keine Welt außerhalb der eigenen subjektiven Empfindungen und Gedanken.

Antikes Griechenland

Einige Naturphilosophen der Antike waren Monisten, die jeweils einen Urstoff erkannt zu haben glaubten.

Europäische Frühe Neuzeit

Bekannte Vertreter des materialistischen Monismus waren Thomas Hobbes (1588–1679) und Julien Offray de La Mettrie (1707–1751), die allen mentalen Vorgängen die Interaktion materieller Komponenten zugrunde legten.

Baruch de Spinoza (1632–1677) wird manchmal dem idealistischen Monismus zugeordnet wegen seiner Ansicht, dass es nur eine Substanz gebe (Gott), während die Dinge ebenso wie die mentalen Vorgänge der Menschen nur Modi dieser einen Substanz seien; siehe aber Neutraler Monismus.

Indische Philosophie

Eine der wichtigsten Richtungen der indischen Philosophie ist die Vedanta:

In der Politikwissenschaft

In der Rechtswissenschaft

Im Völkerrecht sind Monismus und Dualismus zwei Hauptrichtungen, die entweder von der Einheit von nationalem und internationalem Recht oder von deren Getrenntheit ausgehen. Beim Monismus bedarf eine völkerrechtliche Norm keiner Übertragung ins innerstaatliche Recht, sondern ist unmittelbar anwendbar. Von einem Monismus geht etwa die herrschende Lehre in Österreich, der Schweiz oder den Niederlanden aus.

Im Urheberrecht bezeichnet Monismus die Untrennbarkeit der persönlichkeitsrechtlichen und verwertungsrechtlichen Befugnisse des Urhebers. Das deutsche Urhebergesetz folgt der monistischen Theorie.

In den Religionen

Einige Religionen lehnen den Monismus generell ab, da er in seinem Versuch der Reduzierung auf ein Grundprinzip auch den Gott oder die Götter in ihrer Bedeutung mindere oder auflöse.

Andere Religionen oder Lehrmeinungen dagegen sind implizit oder explizit monistisch. In der katholischen Kirche wird die „göttliche Einheit“ mit dem Grundprinzip identifiziert. Ähnliche Ansichten finden sich in anderen Zweigen des Christentums oder im Judentum. Auch bei den monotheistischen Bahai gibt es zahlreiche Aussagen in den Heiligen Schriften, die sich monistisch interpretieren lassen.

Zum Hinduismus siehe oben unter „Indische Philosophie“. Auch die älteste hinduistische Schrift, der Rig Veda, spricht von einem „Wesen-Nicht-Wesen“, das „atmete ohne Atem“ und dessen Wirkung die Welt schuf. Praktiken wie Yoga oder Tantra sind ebenfalls monistisch.

Ernst Haeckel entwarf auf naturwissenschaftlicher Grundlage die Weltanschauung des Entwicklungs-Monismus. Kern dieser Richtung ist die volle Einordnung des Menschen in die Natur, ein Atheismus oder ein Natur und Gott gleichsetzender Pantheismus und schließlich der Verzicht auf jeden Offenbarungs- und Wunderglauben.

Verwandte Themen

Literatur

  • Arthur Drews: Der Monismus dargestellt in Beiträgen seiner Stellvertreter. 2 Bde. Jena 1908.
  • John Heil: Philosophy of mind. A contemporary introduction. London - New York: Routledge 1998.
  • Franz von Kutschera: Die Wege des Idealismus. Paderborn: mentis 2006, ISBN 978-3-89785-536-6.
  • Arnher E. Lenz, Volker Müller: Darwin, Haeckel und die Folgen. Monismus in Vergangenheit und Gegenwart. Neustadt am Rübenberge 2006, ISBN 3-933037-56-5. Mit Beiträgen von Franz Wukettis (Haeckel, Darwin und der Darwinismus), Volker Müller (Philosophischer Monismus und Naturwissenschaften), Jan Bretschneider (Monimus und die Welträtsel), Rudolf Bährmann (Haeckels Ökologie-Begriff), Eckhart Pilick (Zwischen Theorie und Glauben - Disparate Tendenzen im Monismus), Heiko Weber und Olaf Breitenbach (Der DMB 1906 bis 1933), Bernahrd Ahlbrecht (Die monistischen Sonntagspredigten von Wilhelm Ostwald), Lars Jentsch (Evolution der Religion?), Arnher E. Lenz (Der Deutsche Monistenbund nach 1945) u.a.
  • Ph. Clayton, A. Peacocke [Hg.]: In Whom We Live and Move and Have Our Being. Panentheistic Reflections on God`s Presence in a Scientific World. Eerdman Publishing, Cambridge 2004, ISBN 978-0-8028-0978-0
  • Christoph Wand: Zeit und Alleinheit. Ein spekulativer Entwurf zur Vermittlung von Theologie und Physik im Anschluss an die Analyse von Zeit bei Carl Friedrich von Weizsäcker. LIT-Verlag, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-0899-0

Weblinks


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