- Montanunternehmen
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Montanindustrie (von lat. mons Berg) ist ein politischer und volkswirtschaftlicher Sammelbegriff für den Steinkohlenbergbau (einschließlich Kokereien und Steinkohlenkraftwerke) und die Stahlindustrie. Berühmt wurde diese Bedeutung durch die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS bzw. "Montanunion") als Vorgängerin der Europäischen Gemeinschaft und im Rahmen der auf diese Industriebereiche begrenzten Montanmitbestimmung und des Montan-Mitbestimmungsgesetzes.
Mit der Industrialisierung und der Erfindung des Stahls wurden handwerkliche Schmieden durch Stahlwerke und Fabriken abgelöst, die die Erzeugnisse in günstiger Massenproduktion auf den Markt bringen konnten. Die Montanindustrie entstand. Durch neue Technologien wurden auch Erzeugnisse möglich, die aufgrund ihrer Größe manuell nur schwer herstellbar gewesen wären, z. B. Eisenbahnschienen und -Loks, die die Industrialisierung weiter voran trieben, oder Baustahl, ohne den die Stahlbetonbauweise moderner Großbauten nicht möglich wäre. Auch der moderne Fahrzeugbau wäre ohne eine produktive Montanindustrie nicht denkbar.
Stahlwerke und stahlverarbeitende Fabriken siedelten bevorzugt an Standorten mit Zugang zu entsprechenden Rohstoffen und der Möglichkeit zum Abtransport und Absatz der hergestellten Produkte und Halbzeuge. Hierbei wurde im Stahlverbund möglichst lokal vorgefundene Steinkohle verkokt und mit Eisenerz und weiteren Zuschlagstoffen verhüttet und anschließend geschmiedet bzw. gewalzt. Bedeutende Standorte in Deutschland wurden das Ruhrgebiet, das Aachener Revier, das Oberschlesische Industrierevier (bis zu den Weltkriegen) sowie das Saarland und in geringerem Maß die Oberpfalz und Thüringen. In den USA und Spanien entstand die Montanindustrie aus den gleichen Gründen in der Gegend um Pittsburgh und dem Baskenland. In Schweden entwickelte sich im Umfeld der Eisenerzvorkommen eine bedeutsame Montanindustrie. Klassische Industriereviere sind durch die um die großflächigen Industrieanlagen gelegenen Siedlungen und später entstandenen Ballungszentren weithin geprägt. Die Abhängigkeit von Kohle und Koksherstellung hat durch die Entwicklung von Elektrostahlwerken etwas abgenommen. Spätere Stahlreviere wie bei Koninklijke Hoogovens im niederländischen Ijmuiden sind so nicht an Rohstoffvorkommen gebunden, sondern durch die Nähe zu Absatzzentren und verschiffbaren Gütern gekennzeichnet.
Das bedeutendste Stahl-Herstellerland ist China, gefolgt von Japan und den USA. In Europa sind die drei wichtigsten Produzenten Russland, Deutschland sowie Italien. Erst kürzlich wurde Duisburg von Shanghai als Ort mit den weltweit produktivsten Hochöfen abgelöst.
War die Montanindustrie in Deutschland bis in die 1960er Jahre hinein nicht nur Motor des deutschen Wirtschaftswunders, sondern auch ein wichtiger industrieller Arbeitsplatz, ist die letztere Bedeutung seit den 1970er Jahren stark zurückgegangen. Die seit dieser Zeit in Wellen auftretenden Kohle- und Stahlkrisen haben in vielen Industrienationen zu einer radikalen Erhöhung der Produktivität, konzentriert auf wenige Standorte und - damit einhergehend - zu Arbeitsplatzverlusten geführt. In den betroffenen Gebieten und Städten ging diese Veränderung mit einem tiefgreifenden Wandel der Wirtschaftsstruktur einher. Dieser Strukturwandel wurde an den verschiedenen Standorten und Ländern unterschiedlich gut bewältigt. In Großbritannien wurde die Montanindustrie, eine Hochburg der britischen Gewerkschaften, unter der Regierung Thatcher regelrecht zerschlagen. In Deutschland wurde der Strukturwandel mit Subventionen (für die Steinkohle) und erheblichen staatlichen Unterstützungen für die betroffenen Regionen deutlich abgefedert.
Dessen ungeachtet wird in Deutschland mit weniger Arbeitskräften ein erheblich größeres Produktionsvolumen als jemals zuvor erwirtschaftet. Wieso sich der früher als Mierscheid-Gesetz durchaus zutreffend postulierte Einfluss der Rohstahlproduktion auf Wahlergebnisse verringert hat, ist nicht bekannt.
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