Phoenix-West

Phoenix-West
Westfalenpark Dortmund, im Hintergrund Phoenix West
Ehemalige Anlagen auf Phoenix-West
Thomas-Birne des Stahlwerks Phoenix-Ost
Trauriger Rest der Anlage: Das Hochofenensemble im West-Bereich des Werkes während der Extraschicht

Die Hörder Bergwerks- und Hütten-Verein, kurz Hörder Verein, ist ein ehemaliges Montanunternehmen in Dortmund.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der 1852 entstandene Hoerder Bergwerks- und Hütten-Verein umfasst zunächst die 1839 vom Iserlohner Fabrikanten Hermann Dietrich Piepenstock gegründete Hermannshütte im Osten des Dortmunder Stadtteils Dortmund-Hörde (Betriebsteil Phoenix-Ost).

Westlich der Stadt Hörde wird nach der Gründung des Hörder Vereins mit dem Bau eines ersten Hochofenwerkes begonnen (Betriebsteil Phoenix-West). Der Hörder Verein ist damit eines der ersten Hüttenunternehmen des Ruhrgebiets, in dem neben der Stahlproduktion und der Weiterverarbeitung auch die vorgelagerte Produktionsstufen der Roheisenerzeugung realisiert wurden. 1853 wurden hier jährlich 24.000 Tonnen Rohstahl erzeugt.

1906 beträgt die Produktion nach der Einführung des Thomas-Verfahrens jährlich 500.000 Tonnen mit 6200 Mitarbeitern. Der Hoerder Verein fusioniert mit der in den 1850er Jahren gegründeten Phoenix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb, einem der damals größten deutschen Montanunternehmen.

Die Entwicklung des Hochofenwerkes Phoenix war in dieser Zeit durch technologische Pionierentwicklungen geprägt. 1890 kam der erste Roheisenmischer des europäischen Kontinents zum Einsatz, 1898 wurde die weltweit erste Großgasmaschine zur direkten energetischen Verwertung des beim Hochofenprozess entstehenden Gichtgases eingesetzt.

In den Folgejahren und -jahrzehnten wurde die Arbeitsteilung der benachbarten Industriestandorte weiter ausgebaut. Während Phoenix-West als Heimstatt von Hochofenanlagen sowie Kokereien und Nebengewinnungsanlagen diente, erfolgte auf Phoenix-Ost in Stahl- und Walzwerken die Weiterverarbeitung des Roheisens zu marktfähigen Produkten. Die beiden industriellen Standorte wurden durch die Eliasbahn, einer Werkbahntrasse mitten durch den Stadtteil Hörde, miteinander verbunden. Das flüssige Roheisen wurden in Torpedopfannen zwischen den beiden Standorten transportiert.

1906 betrug die Jahresproduktion 500.000 t Rohstahl, die Mitarbeiterzahl lag bei 6.200. Bis zum Zweiten Weltkrieg standen bis zu sieben Hochöfen parallel in Produktion.

1926 ging der Hoerder Bergwerks- und Hüttenverein, der die beiden Standorte Phoenix West und -Ost bis dahin betrieben hatte, zusammen mit anderen Montanunternehmen in der Vereinigte Stahlwerke AG auf, die bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs existierte.

Während des Nationalsozialismus existierte auf dem Werkgelände der Dortmunder Union ein Außenlager des KZ Buchenwald. Hier waren zwischen 400 und 650 Mädchen und junge Frauen, vorwiegend Russinnen und Polinnen, interniert, die zu Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie herangezogen wurden.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde 1951 im Zuge der Neuordnung der deutschen Eisen- und Stahlindustrie die Dortmund-Hörder Hüttenunion AG gegründet, welche im Jahre 1966 von der Hoesch AG übernommen wurde.

Die Anzahl der betriebenen Hochöfen betrug nach dem Zweiten Weltkrieg noch fünf. Im Rahmen des allgemeinen Niedergangs der Stahlindustrie an den Rhein ferneren Standorten des Ruhrgebietes reduzierte sich der Hochofenbetrieb in den 1980er Jahren auf drei, in den 1990er Jahren vor der endgültigen Aufgabe des Standortes Phoenix West (1998) auf nur noch einen Hochofen.

Vor der Stilllegung galt Phoenix-West als schnellstes Eisenwerk Europas, gerechnet von Abstich zu Abstich.

Hörder Fackel

Sprengung der „Hörder Fackel“ am 24. Januar 2004

Als Hörder Fackel wurde umgangssprachlich der in den 1970er Jahren gebaute Zentralkamin des 1963 auf Phoenix-Ost in Betrieb genommenen Oxygenstahlwerks bezeichnet, das das alte Thomasstahlwerk ersetzte.

Die Kapazitäten des Oxygenstahlwerks wurden durch größere Konverter im Laufe der Jahre erheblich gesteigert. Um die Abluft der Entstaubungsanlagen möglichst weit über das Land zu verteilen, wurde ein in seiner Art einmaliger, 98 Meter hoher Schornstein in Form einer Röhre aus Stahlbeton errichtet, in dem drei stählerne Rohre (eines von jedem Konverter) verliefen, die am oberen Ende aus der Stahlbetonröhre hervortraten. Die Höhe des Kamins war wegen der Lage des Stahlwerks im Emschertal erforderlich, gleichzeitig wurde sie so gewählt, dass auf eine aufwändige Befeuerung verzichtet werden konnte. Neben der Verteilung der Abluft diente die Hörder Fackel zum kontrollierten Verbrennen des bei der Stahlerzeugung anfallenden Konvertergases, soweit dieses keiner Nutzung zugeführt werden konnte. Die hierbei entstehende, oft mehrere Meter hohe Flamme an der Spitze des Kamins gab dem Bauwerk seinen Namen.

Die Hörder Fackel war bei Tag und Nacht weithin sichtbares Symbol für die Stahlindustrie in Hörde und galt als wichtige Landmarke im Süden Dortmunds. Nach der Stilllegung von Phoenix-Ost versuchte das Hörder Stadtbezirksmarketing den Abriss der Fackel zu verhindern und strebte an, sie als Wahrzeichen und Erinnerung an Hördes industrielle Vergangenheit am Ufer des zukünftigen Phoenix-Sees zu erhalten. Die Stadt Dortmund unter Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer war jedoch strikt gegen eine Erhaltung. Das Bauwerk hätte wegen seiner optischen Erscheinung und Präsenz möglicherweise die Vermarktung der Baugrundstücke am Phoenix-See behindert, da die Zielgruppe den Anblick eines Relikts der Schwerindustrie in direkter Nachbarschaft als abstoßend empfinden könnte. Die Hörder Fackel wurde am 24. Januar 2004 gesprengt.

Stilllegung, Verkauf der Einrichtungen nach China und Abbruch

Blick über Phoenix-Ost im Oktober 2008

Nachdem der Standort Phoenix-Ost am 23. April 2001 stillgelegt wurde, bekamen chinesische Kooperationspartner von ThyssenKrupp Angang Steel den Zuschlag, sich aus dem Gelände jegliche gewünschte Ausrüstung herauszuholen. Die Chinesen ließen jedoch den Zustand aller Maschinen von einem chinesischen Maschinenbau-Professor auf die vermutete nutzbare Restzeit einschätzen, um zu ermitteln, ob ein Abbau oder Transport jeder einzelner Einrichtung lohnen werde. Ausrüstung, die nicht noch mindestens weitere Jahre in China würde verlässlich genutzt werden können, wurde aus dem Werk Phoenix-Ost erst gar nicht ausgebaut. Die Chinesen ließen in der Folge dieser Bewertungen weitaus mehr Maschinen und Einrichtungen zurück, als TK es zuvor eingeschätzt hatte. Da die Erwerber zur Beseitigung der Einrichtungen nicht verpflichtet worden waren, hatten diese Entscheidungen weitere Abbau- und Entsorgungskosten auf Seiten von ThyssenKrupp in Millionenhöhe zur Folge, bevor zuletzt der Gebäudeabbruch beginnen konnte.

Im Februar 2008 ist praktisch die komplette Fläche Phoenix-Ost von Hochbauten befreit. Einzelne, kleinere Gebäude im westlichen Randbereich werden erhalten bleiben. Eine zur Zeit noch stehende, große Halle am südöstlichen Rand des Geländes kann erst nach Auszug des jetzigen Mieters im Jahre 2011 vollständig abgerissen werden. Auf dem gesamten Areal sind noch große Fundamentreste zu beseitigen, bevor die Planung der Stadt Dortmund im Zuge des Projektes Phoenix-See realisiert werden kann.

Chronologie des Rückbaus

Weblinks

51.4902777777787.50666666666677Koordinaten: 51° 29′ 25″ N, 7° 30′ 24″ O


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