Moritzstift

Moritzstift
Turm
Inneres
Kreuzgang

Die ehemalige Stiftskirche St. Mauritius ist eine katholische Kirche auf dem Moritzberg in Hildesheim. Die 1058–1072 errichtete frühromanische Basilika ist ohne wesentliche Veränderungen erhalten. Das Innere ist seit dem 18. Jahrhundert barockisiert. Der Kreuzgang zählt zu den besinnlichsten Plätzen der Stadt. Unter der Kirche befindet sich eine eindrucksvolle, ebenfalls für Gottesdienste genutzte Krypta.

Geschichte

Auf der früher Zierenberg genannten Anhöhe dürfte sich schon in altsächsischer Zeit eine heidnische Kultstätte befunden haben. Grabungen in der Krypta legten in den 1950er-Jahren eine kleine quadratische Taufkapelle frei, die aus der Frühzeit der Christianisierung nach der fränkischen Eroberung stammt.

1024 ließ Bischof Godehard den strategisch wichtigen Platz befestigen und errichtete bei dem Baptisterium eine Kapelle, der er das Patrozinium seines Herkunftsklosters St. Mauritius gab. Hierher begab er sich 1038, um zu sterben.

Bischof Hezilo gründete an dieser Stelle um 1055 ein Kanonissen-Stift, das er 1068 in ein Kollegiatstift umwandelte. 1058 beauftragte er den Hildesheimer Domschulleiter und Baumeister Benno mit dem Bau der Stiftskirche, einer dreischiffigen Basilika mit Querhaus und Chorturm. Die Säulenreihen ohne Stützenwechsel sind in Norddeutschland einzigartig[1]. 1072 wurde St. Mauritius durch Bischof Hezilo in Anwesenheit Kaiser Heinrichs IV. und des Kölner Erzbischofs Anno geweiht. Hezilo wurde in der Kirche bestattet. Sein Grab befindet sich unter der Orgelempore, daneben eine Stifterfigur von 1694.

1153 wurde Rainald von Dassel Propst des Moritzstifts und ließ den Turm der Kirche erneuern[2]. Unter Lippold von Steinberg wurde der Chor 1413 in gotischen Formen umgebaut.

Im Dreißigjährigen Krieg wurden die Stiftsgebäude schwer beschädigt. Die Wiederherstellungsarbeiten waren erst um 1750 abgeschlossen. Seit 1765 erhebt sich auf der quadratischen romanischen Basis der oktogonale Turm mit Barockhaube. Die Barockisierung des Innenraums und der Ausstattung war 1745 fertiggestellt. Daniel und Ernst Ditrich Bartels schufen den Hochaltar (1692–1735) mit den Figuren des auferstandenen Christus (oben), Johannes des Täufers (rechts) und des hl. Mauritius als „Mohr“ und Anführer der Thebäischen Legion (links). Das Altargemälde vom Ende des 18. Jahrhunderts zeigt die Überreichung des Rosenkranzes an den hl. Dominikus.

Im Zuge der Säkularisierung wurde das Moritzstift 1810 aufgehoben. Die Kirche wurde Pfarrkirche.

Den Zweiten Weltkrieg überstand St. Mauritius ohne nennenswerte Schäden. 1971 wurde die nachkonziliare Umgestaltung mit der Weihe des neuen Volksaltars abgeschlossen. Der Kreuzgang, dessen älteste Teile aus der Gründungszeit des Stiftes stammen, wurde 1974 baulich und gärtnerisch restauriert. 1984 erfolgte eine sorgfältige Innenrenovierung der Kirche.

Einzelnachweise

  1. Annemarie und Andreas Böhm, Kirchen, Klöster und Kapellen, Hildesheim 1991, S. 84ff.
  2. Ficker, Julius: Reinald von Dassel, Reichskanzler und Erzbischof von Köln 1156–1167, Köln 1850, S. 8

Weblinks

52.1469444444449.92638888888897Koordinaten: 52° 8′ 49″ N, 9° 55′ 35″ O


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