- Mormonen-Alphabet
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Das Deseret-Alphabet, manchmal auch Mormonen-Alphabet genannt, wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts an der University of Deseret (später University of Utah) unter der Anleitung von Brigham Young, dem zweiten Präsidenten der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, entwickelt. Hauptschöpfer waren der Kirchenführer Parley P. Pratt und Youngs Privatsekretär, George D. Watt.
Es handelt sich dabei um eine Buchstabenschrift, deren kursive Buchstaben zum Teil eine entfernte Ähnlichkeit mit der Cherokee-Schrift haben, wenn auch zwischen beiden keinerlei Verbindung besteht. Es gibt über Youngs Sekretär auch Anknüpfungspunkte an die damals übliche Form der Stenographie.
Das Ziel dieser neuentworfenen Schrift war, das Englische konsistent phonetisch zu schreiben. Dies schien damals insbesondere wichtig, da viele Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage nach Utah auswanderten, aber aus verschiedenen Ländern mit einer sehr unterschiedlichen Aussprache des gleichen geschriebenen lateinischen Buchstabens kamen, dabei aber in den wenigsten Fällen bereits Englisch sprachen. Das Deseret-Alphabet sollte helfen, dieses Problem zu beheben. Zugleich sollte es die eigenständige Volksidentität der Mormonen und die Distanzierung zu den übrigen Amerikanern, die sich in den Jahrzehnten der Isolierung auszubilden begann, weiter fördern. Die Einführung sollte dabei sukzessive über einen längeren Zeitraum realisiert werden, auch weil es zunächst an passenden Drucktypen mangelte.
Es erschienen mindestens zwei Fibeln, ein Auszug aus dem Buch Mormon, und, in sehr kleiner Auflage in New York gedruckt, ein komplettes Buch Mormon in dieser Schrift; auch in der mormonischen Zeitung, den Deseret News, erschienen eine Zeitlang einzelne kurze Artikel in dieser Schrift.
Die Schrift war ein Herzensanliegen Brigham Youngs, für das auch erhebliche Summen Geldes investiert wurden, dem viele andere Kirchenführer aber recht skeptisch gegenüberstanden. Als wenige Jahre nach der Veröffentlichung des Alphabets die Eisenbahn das heutige Utah erreichte und die Isolation aufhob, worauf sich auch viele Nichtmormonen dort ansiedelten, wurde das Projekt wegen Undurchführbarkeit hintangestellt und nach Youngs Tod auch offiziell aufgegeben.
Heute findet sich die Schrift in Utah als lokale kulturelle Kuriosität noch manchmal als Dekorationselement.
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