Motorkennung

Motorkennung

Motorkennbuchstaben sind ein Kennzeichnungsschema, das die Volkswagen AG Mitte der 1960er Jahre herausbrachte, um die damals immer mehr diversifizierten Motorentypen sauber unterscheiden zu können und um über eine eindeutige Identifikation für Ersatzteil- und Austauschzwecke zu verfügen.

Vorläufer war die Identifikation der Fahrzeuge und der Motoren mit fortlaufender Fahrgestellnummer. Über Jahre wurde anfangs versucht, zur Fahrgestellnummer zugehörig auch die Motornummer gleich zu halten – eine Vorgehensweise, die mit Austauschmotoren immer schwieriger durchzuhalten wurde.

Inhaltsverzeichnis

Historische Entwicklung

In jener Zeit wurden Fahrzeuge mit nicht zueinander gehörenden Fahrgestell- und Motornummern noch mit großem Argwohn betrachtet und waren am Markt der Gebrauchtfahrzeuge nur mit Abschlag zu handeln. Zu jener Zeit mussten in Deutschland Motorennummern noch in die Fahrzeugpapiere eingetragen sein; ein Motorwechsel erforderte eine Vorfahrt beim TÜV, um die neue Maschine eintragen zu lassen. Wer dies nicht tat, hatte in Polizeikontrollen mit Schwierigkeiten zu rechnen und wurde oft zu einer Vorführung des Fahrzeugs bei einem Sachverständigen amtlich eingeladen.

Die Motorennummern von VW-Käfern finden sich in den Guss des Motorgehäuses eingeschlagen, unmittelbar unter dem Fuß der Lichtmaschine. Im Fall von Austausch-Motoren wurde im VW-Werk Kassel Baunatal die ursprüngliche Motornummer defekt dort eingelieferter Motoren zunächst weggefräst und dann die vorherige Nummer des Fahrzeugs, den dieser dann reparierte Austausch-Motor ersetzen sollte, an gleicher Stelle in die Fräsfläche eingeschlagen, mitsamt zwei VW-Schlagstempelzeichen vor und hinter der Nummer als Ausweis der Authentizität.

Die neuen Kennbuchstaben

Zunächst wurde ein einzelner Kennbuchstabe im Wesentlichen in chronologischer Reihenfolge der Motorenentwicklung verwendet (A für den ältesten Motorentyp). Dieser Kennbuchstabe wurde vor der fortlaufenden Seriennummer angebracht. Das alte Schema der Motornummer war eine siebenstellige Zahl, z. B. 1 234 567. Die neue Motornummer lautete z. B. D - 0 000 123.

Später jedoch ging man zu Kombinationen von zwei oder drei Buchstaben über. Die Systematik der Buchstabenvergabe scheint im Wesentlichen alphabetisch-chronologisch zu sein. Es sind teils Lücken gelassen, um gegebenenfalls kleine Abwandlungen mit benachbarten Buchstabenkombinationen kennzeichnen zu können.

Zum damaligen Zeitpunkt der Einführung zum September 1965 (Modellwechsel nach den Werksferien, Beginn des Modelljahres 1966) gab es bei VW folgende Motorentypen:

  • VW 1200 – 30 PS. Motor mit kurzer Kurbelwelle, zuletzt verbaut im Nachfolger des Standard, VW 1200 A, erkennbar in Fahrzeugen am Tachometer, der nur bis 120 reicht. Vorläufertypen dieser Motoren hatten bis in die frühen 1950er Jahre auch 24 oder 24,5 PS. Dieser Motor verblieb, da nicht mehr im aktuellen Neufahrzeugprogramm eingesetzt, ohne eigenen Kennbuchstaben. Spätere Austausch-Motoren erhielten in einer Flachfräsung unter dem Lichtmaschinenfuß eingeschlagen vor der fortlaufenden Nummer den Buchstaben „A“ (erster VW-Motor). Gebaut von Dezember 1953 bis Juli 1965.
  • VW 1200 – 34 PS. Motor mit „langer“ Kurbelwelle (vergrößerter Abstand der Zylinderachsen), ab diesem Zeitpunkt noch verbaut im aktuellen „Sparkäfer“ VW 1200 A. Diesem Motortyp wurde der Kennbuchstabe „D“ gegeben.
  • VW Bus-Motor des älteren Typs mit 1500 cm³ und 42 PS, Kennbuchstaben „G“
  • VW 1300 – 40 PS. Motor mit verlängertem Hub der Kurbelwelle des Bus-Motors, jedoch beibehaltener Zylinderbohrung des 1200er, neuer Motortyp für den frisch eingeführten VW 1300, VW 1300 Cabrio, Karmann-Ghia 1300, Kennbuchstabe „F“, 8-1965 bis 7-1970
  • VW 1600 – 45 PS (Flachmotor für den „Großen“ VW, Nachfolger des vorigen Motors mit 1500 cm³ im VW 1500 N, auf 1600 cm³ durch andere Zylinderbohrung vergrößert. Motor mit Einvergaser (Flachstrom). Kennbuchstabe „K“
  • VW 1600 – 54 PS. Flachmotor für den großen VW mit Zweivergaser-Anlage (Fallstrom), Nachfolger des Zweivergaser-Motors der VW 1500 S. Kennbuchstabe „R“, „T“ und „U0“

Später gab es noch folgende „käfertypischen“ (per Layout mit Radialkühlgebläse im Käfer und auch Bus und Transporter verwendbaren) Motoren:

  • 1500 cm³, 44 PS, Kennbuchstabe „H“, 8-1966 bis 7-1970, i. W. für Transporter
  • 1600 cm³, 48 PS, Kennbuchstabe „B“, 8-1969 bis 7-1970, i. W. für Transporter
  • 1300 cm³ 44 PS „AB“ 8-1970 bis 7-1973 // 44 PS „AR“ 8-1973 bis 7-1975
  • 1600 cm³ 44 PS „AG“ 8-1970 bis 5-1973
  • 1600 cm³ 48 PS „AE“ 8-1970 bis 7-1971 // „AH“ 8-1971 bis 1-1976 // 48 PS „AK“ 8-1972 bis 7-1973 // „AL“ 3-1973 bis ? / 2003? // „AM“ 3-1973 bis 12-1977
  • 1600 cm³ 50 PS „AD“ 8-1970 bis 7-1973 // 50 PS „AJ“ 8-1974 bis 12-1977 // 50 PS „AS“ 8-1973 bis ? / 2003?

Motoren mit reduzierter Verdichtung (Muldenkolben) für Länder mit niederoktanigem Kraftstoff:

  • 1300 cm³ 37 PS „E“ von 8-67 bis 7-70 // 40 PS, „AC“ von 8-70 bis 7-72
  • 1500 cm³ 40 PS „L“ von 8-67 bis 7-70
  • 1600 cm³ 46 PS „AF“ von 8-70 bis 12-77

Klassische Käfermotoren der späteren Jahre sind der 1200er mit 34 PS („D“) und die 1600er Motoren mit 50 PS („AD“, „AJ“ und „AS“) sowie der 1600er Katalysator-Motor „AL“ mit 48 PS. Auch gab es aus lateinamerikanischen Ländern Käfermotoren mit 1700 cm³ und 58 PS, die stärksten Serienkäfer.

Hinzu kamen noch vereinzelte Modifikationen als Industriemotoren nach Käfermotor-Bauart, die mit geänderter Abgasanlage in Pumpen (Feuerwehr), Mähdreschern, Zementsilofahrzeugen und Stromerzeugungsaggregaten sowie als Notantriebe z. B. für Seilbahnen (Westfalenpark Dortmund) und Zementwerken eingesetzt wurden, um nach eventuellen Stromausfällen Hilfsantrieb zu leisten.

Entwicklung über vier Jahrzehnte

In der weiteren Folge baute VW das System der Motorkennbuchstaben (Mehrzahl) kontinuierlich aus. Teils wurden Motoren mit Kennbuchstaben neu benannt, die sich nur in Details der Kraftstoff-Versorgung nach Länderspezifikationen vom „Normalmodell“ unterscheiden (z. B. Versionen für Österreich, Schweiz, Schweden, USA, speziell Kalifornien, Kanada, GUS-Staaten, China, Griechenland Italien, Frankreich, Lateinamerika).

Die unübersichtlich gewordenen Motorentypen werden heute meist mittels dreier Buchstaben bezeichnet. Dies ist die Regel; mitunter werden Motoren auch mit einer Ziffer zu Beginn, z. B. der erste „Standard-TDI-Motor“ mit 90 PS als „1Z“, bezeichnet. Neuere Motoren, z. B. im Audi A3, die mit „C“ beginnen, haben teils bereits eine Kennung mit vier Buchstaben.

Nach Übernahme der Audi AG (Ankauf durch VW um 1970) wurden auch die Motoren von Audi in dieses Kennzeichnungssystem aufgenommen. Ebenso haben Motoren der weiteren VW-Töchter Skoda und Seat diese Kennbuchstaben; oftmals sind es identische Motoren, die im Rahmen der „Plattformstrategie“ Verwendung finden.

Getriebe

Auch die Getriebe der VW-Fahrzeuge und der Töchter sind nach einem ähnlichen System bezeichnet. Hier beschränkt man sich auf zwei Buchstaben zur Kennzeichnung eines Getriebetyps. Während Motoren nach den Kennbuchstaben fortlaufend durchnummeriert werden, gibt die fünfstellige Zahl der Getriebenummer das Herstellungsdatum an. Dabei markieren die ersten beiden Ziffern den Tag, die folgenden beiden den Monat und die letzte das Jahr der Herstellung. Das Jahrzehnt ist also nicht angegeben, was sich deshalb erübrigt, weil kein Getriebe-Baumuster über einen so langen Zeitraum gefertigt wird.

Andere Hersteller

Auch andere Unternehmen der Fahrzeugbranche nutzen Kennzeichnungssysteme für Motoren.

Ford z. B. hat ein kombiniertes System von Buchstaben und Ziffern zur Identifikation der Typen.

Mercedes-Benz-Motoren haben eine Kennung, die mit einem vorangestellten „M“ (für „Motor“, Otto-Motoren) oder „OM“ („Oel-Motor“, Dieselmotoren) und einer dreistelligen Zahl das Hauptbaumuster kennzeichnen, und mit einem Punkt getrennt mit der zweiten Gruppe von drei Ziffern das Detailmuster identifizieren. Z. B. hat einer der erfolgreichsten Motoren der Mercedes-Geschichte die Kennung „OM615.010“ als Zweiliter-Dieselmotor mit 55 PS, über Jahrzehnte in den kleinsten Dieseln anzutreffen.

Opel beispielsweise bezeichnet 1,6-Liter-Motoren des Modells Astra mit Kombinationen wie X16SZ oder C16NZ, in denen die mittleren Ziffern die Hubraumgröße anzeigen. Dies ist auch in anderen Baureihen bei Opel der Fall; vereinzelt stehen Ziffern vorn. Jedoch ist dies nicht einheitlich der Fall: das Kürzel „4JGT“ beispielsweise bezeichnet den Motor des Opel Monterey 3,1 Liter Turbodiesels, ohne dass darin irgendwelche „sprechenden“ Teile erkannt werden könnten.

BMW benennt seine Motoren ebenfalls nach Baureihen; ein Motor M43B16 ist z. B. Antrieb für BMW 316i; er basiert auf dem Grundmotor nach Muster M43 und ist mit der „16“ als Motor mit 1,6 Liter Hubraum erkennbar.

Porsche benennt die Motoren nach den Fahrzeug-Baumustern. Ein Motortyp „930.20“ ist beispielsweise der Antrieb des Porsche 911 3.2 SC (Baumuster 930) bis Mitte 1989. Das „.20“ ist im Wesentlichen eine fortlaufende Benummerung innerhalb einer Fahrzeugserie, ohne Hubraum- oder Leistungskennung.

Siehe auch Liste der Motoren von Mercedes-Benz.

Literatur

  • Dieter Korp: Jetzt helfe ich mir selbst. Motorbuch-Verlag, Stuttgart.
  • Hans-Rüdiger Etzold: Der Käfer – Eine Dokumentation. Bd. I-III, Motorbuch-Verlag, Stuttgart.

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Aufschlüsselung der Motorkennbuchstaben


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